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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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schlug sie heraus und
rettete sie vor einem grausigen Tod. Aus welchem
Grund, das weiß ich wirklich nicht«, Gilbert seufzte
theatralisch auf, »denn der Axtherr zog davon, um nicht
nur den Seneschall, sondern auch Artor selbst zu
hintergehen.«
Die Brüder, die auf dem Wagen herumgeschleudert
wurden, starrten Gilbert bewundernd an.
»Ich entdeckte große Geheimnisse im Turm mitten im
Wald«, fuhr Gilbert fort, »aber zur gleichen Zeit entsandte der Axtherr zwei Dämonen, die die Gestalt zweier
Brüder des Seneschalls angenommen hatten, in die
ahnungslose Welt. Ich vermochte ihn nicht aufzuhalten,
obwohl ich mich tapfer bemühte. Meiner Meinung nach
begann der Abstieg des Reiches von Achar in die Hölle,
als diese Feinde losgelassen wurden.«
Den Brüdern stockte der Atem vor Entsetzen, aber
Moryson grinste unter der Kapuze seines Umhangs.
»Ich fürchte mich nicht vor den Bäumen«, meinte
Gilbert, »und wenn Artor mich wissen läßt, daß die Zeit
reif ist, werde ich einen gewaltigen Sturm gerechten
Zorns auf sie loslassen, der sie vor meinen Augen
vernichten wird. Der Pflug wird unter sie fahren und die
Baumstrünke aus der Erde reißen.«
Aber selbst Gilbert verstummte zwei Tage darauf
angesichts des neu gepflanzten Waldes, der sich vor
ihnen erstreckte.
»All das gab es damals nicht«, flüsterte er, »das weiß
ich ganz bestimmt! Niemand hat ihn jemals erwähnt!«
Moryson ließ die erschöpfte Mähre anhalten und starrte
nach vorn. Sie hatten eine kleine Erhebung erklommen
und vor ihnen, vielleicht ein paar hundert Schritte entfernt,
breitete sich Faradays Wald aus. Er erstreckte sich über
mehr als drei Meilen bis zum Horizont, und alle konnten
erkennen, daß er dicht und vor Gesundheit strotzend auch
viele Meilen weiter nach Norden wuchs. Im äußersten
Norden machte Moryson eben noch die Grabhügel aus,
die sich aus der Mitte des Waldes erhoben und über denen
eine blaue Flamme loderte.
Seine Kameraden starrten mit weit aufgerissenen
Augen und Mündern das Gehölz an.
Nicht einmal der Wald der Schweigenden Frau beherbergte solch hohe, dicke und machtvolle Bäume. Vögel
umflatterten die Äste, und während sie sie noch beobachteten, tauchte einer der in diesen Hochebenen beheimateten braunschwarzen Dachse auf und steuerte den nahen
Waldrand an.
Dort war er zu Hause.
»Das ist ekelhaft!« flüsterte Finnis.
Einer der Brüder vollführte das Zeichen des Pfluges,
und die anderen taten es ihm eilig nach.
»Er summt«, krächzte Gilbert.
Und tatsächlich – der Wald summte. Nicht laut, nicht
einmal eine erkennbare Melodie – jedenfalls nicht aus
dieser Entfernung –, aber alle konnten spüren, wie
Bruchstücke von Gesang durch ihre Körper tanzten.
»Sein Name«, erklärte Moryson unvermittelt, »lautet
Bardenmeer.«
Das Pferd hob den müden Kopf und stieß ein Wiehern
aus, während seine Ohren nach vorn schnellten.
»Der Name bedeutet mir soviel wie ein Fluch Artors!«
schrie Gilbert und fürchtete sich viel zu sehr, um sich zu
fragen, woher Moryson den Namen kannte.
    In dieser Nacht rief Gilbert Artor an, seiner Schar zu
erscheinen. Er hatte dies bislang nicht getan, sondern
vorgezogen, Artors Worte lediglich weiterzugeben. Aber
nach dem Schrecken, den der neue Wald ausgelöst hatte,
brauchten sie alle die tröstliche Gegenwart Artors. Und
es würde die Männer beeindrucken, Gilbert an Artors
Seite zu sehen.
    Kein Wunder, überlegte er, als er auf den Knien liegend betete, daß der einzige Gott ihn vor Faraday
gewarnt hatte. Trug sie die Verantwortung für all das
hier? Hatte sie diesen … er versuchte, sich ins Gedächtnis zu rufen, wie Moryson den Wald genannt hatte …
dieses Bardenmeer gepflanzt? Wann hatte sie die Seiten
gewechselt? Gilbert erinnerte sich an die Blicke, die Axis
und Faraday vor so langer Zeit über die Lagerfeuer der
Axtschwinger hinweg getauscht hatten. Vielleicht hatte
der Krieger sie seinerzeit mit seiner eigenen Verderbtheit
angesteckt.
    Nun, das war jetzt unwichtig. Artor würde feststellen,
daß Gilberts Ergebenheit nicht wankte. Falls der Gott
diesen Wald zerstört wissen wollte, dann sollte es so sein.
    Falls Artor Faraday zerstört wissen wollte, so sollte
auch das geschehen.
Mit gesenktem Kopf bat Gilbert Artor unterwürfig um
Sein Erscheinen. Er dehnte seine Gebete aus und rief den
Gott an seine Seite.
Zuerst spürte er das rhythmische Stampfen der Pflugschar, die sich durch die Erde grub. Dann drang das
angestrengte,

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