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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Maultiere mit dem Proviant nicht mehr nachkamen.
Wagen kamen durch die Schneewehen nicht voran,
waren ohnehin auf feste Wege angewiesen und rumpelten noch langsamer vorwärts. Deswegen mußten alle
Vorräte auf Lasttiere geladen werden. Der General sorgte
sich ebenso um den Nachschub wie um die Gefahr durch
die Geisterwesen.
    Gorgraels Winterstürme hatten Aldeni in eine eisige
Ödnis verwandelt. Rolands Herzogtum war früher einmal
die Kornkammer Tencendors gewesen, heute herrschten
hier nur noch Schnee und Eis. Wenn es mir je gelingen
sollte, die Skrälinge zurückzuschlagen, fragte er sich und
konnte den Blick nicht von Jorges erstarrtem Körper
wenden, wenn ich tatsächlich den Zerstörer besiege, wird
dieses Land hier sich dann jemals vom ewigen Winter
erholen?
»Axis?«
    Belial erschien hinter ihm, und der Krieger drehte sich
langsam zu seinem Leutnant um.
Der alte Freund blieb jählings stehen, als sein Blick
auf den toten Grafen fiel. Dann schaute er den Sternenmann besorgt an. »In der Stadt sieht es überall so aus.
Soldaten, im Moment ihres Todes erstarrt, finden sich
überall. Viele von ihnen haben die Kreaturen auseinandergerissen, anders als …«
»Anders als Jorge hier, wollt Ihr sagen? Ja, denn wer
hätte je davon gehört, daß ein Skräling, ein Eiswurm oder
selbst ein verdammter Skräbold mit einem Schwert
umzugehen verstünde?«
»Vielleicht …« Belial legte ihm eine Hand auf die
Schulter. »Möglicherweise hat der Graf sich ja selbst
entleibt …«
»Nein, niemals!« entgegnete der Krieger hart. »Jorge
war ein mutiger und verantwortungsbewußter Fürst. Er
hätte nicht einmal im Moment größter Not daran gedacht,
sich selbst den Tod zu geben …« Leiser und ruhiger fuhr
er fort: »Seht nur, in welchem Winkel die Klinge in
seinen Körper eingedrungen ist. Nein, die Hand eines
anderen Menschen hat Jorge getötet.«
Aber wer sollte das gewesen sein? Hatte sich ein
Verräter unter den Truppen befunden?
Der Leutnant führte seinen Freund von dem Leichnam
fort. »Wir werden sämtliche hier Gefallenen verbrennen.
Um sie in allen Ehren ins Nachleben zu verabschieden.«
Langsam verließen die beiden den Ort. Momentan
herrschten klare Luft und Windstille. Wie schon seit dem
Tag, an dem sie Aldeni erreicht hatten. Der Zerstörer
schien Spielchen mit ihnen zu treiben.
Eine düstere Vorahnung überkam den Krieger, und ihn
fröstelte: »Das gefällt mir alles nicht, Belial. Warum
haben sich die Geister nicht an den Leichen sattgefressen? Sie haben die Soldaten zerfetzt und zerrissen, aber
sich nicht an ihnen gütlich getan? So etwas sieht den
Skrälingen gar nicht ähnlich. Man könnte fast meinen,
jemand habe ihnen Zucht und Ordnung beigebracht …«
Doch dann überkam ihn die Wut, er riß sich von seinem Leutnant los, reckte seine Faust in die Luft und
schrie: »Verdammt, wo stecken sie?«
    An diesem Abend schichteten sie die toten Kameraden zu
einem Scheiterhaufen auf und wünschten ihnen auf der
Reise ins Nachleben alles Gute. Lange hatte Belial
befürchtet, sie könnten nicht genügend Brennstoff
auftreiben, um die gefrorenen Leichen in Brand zu
stecken. Aber dann entdeckten ein paar Soldaten durch
einen Zufall tief unten im Keller der Markthalle einige
Fässer Öl. So konnte man dann doch die Gefallenen den
Flammen übergeben, und das linderte bei den meisten
Soldaten etwas den Schmerz über den Verlust der
Kameraden.
    Der Leutnant und Magariz suchten später den Sternenmann in seinem Zelt auf. Die Armee hatte ihr Lager
ein gutes Stück außerhalb der Stadt aufgeschlagen, denn
niemandem stand der Sinn danach, inmitten der Trümmer
ständig an das Gemetzel erinnert zu werden. An Ruhe
und Schlaf wäre in einer solchen Umgebung nicht zu
denken gewesen. Außerdem wurde Axis das unbestimmte Gefühl nicht los, daß man ihnen zwischen den gänzlich
oder auch nur halb zerstörten Häusern eine Falle gelegt
habe.
    Der Krieger saß auf seinem Bett, als die beiden eintraten, und untersuchte ein Schwert, das er in den Händen
hielt. Jorges Waffe. Axis hatte sie aus dem Grafen
gezogen, bevor zwei Soldaten ihn zum Scheiterhaufen
trugen.
    »Eine gut gearbeitete Klinge«, meinte der Fürst, während er sich im Zelt niederließ.
»Ja«, murmelte der Sternenmann geistesabwesend,
»eine ausgezeichnete Arbeit. Obwohl der Stahl wochenlang in Jorges Bauch gesteckt hat, weist er keine
Rostspuren auf, nicht einmal stumpfe Stellen. Schaut nur,
das getrocknete Blut

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