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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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ja genau, das seid Ihr, Faraday. Ihr müßt
sterben. Artor befiehlt, daß Ihr auf dieser Welt nichts
mehr zu suchen habt.«
»Gilbert …« Sie wich weiter vor ihm zurück und hob
mit den Händen ihre Röcke an.
Er blieb stehen und setzte ein eigentümliches Lächeln
auf. »Warum habt Ihr Artor abgeschworen, Faraday?
Einst wart Ihr ein frommes Mädchen ganz von der Art,
wie es Ihm ein Wohlgefallen ist. Eine demütige und
ehrfürchtige Dienerin Gottes. Wieso wendet Ihr Euch
heute gegen Ihn?«
»Weil ich andere Götter gefunden habe, Gilbert«,
antwortete die Edle. »Schönere und gnädigere Götter als
Artor.« Sie atmete tief durch, weil sie unbedingt nach
außen hin ruhig bleiben wollte. »Laßt mich Euch von der
Mutter erzählen.« Das Mädchen suchte in sich die
Energie der Mutter.
Und fand keine.
Der Bruder brach in lautes, gehässiges Lachen aus.
»Ihr Närrin! Wißt Ihr denn nicht, daß ich mit Artors
Macht ausgestattet bin? Eure jämmerliche Mutter kann
sich nicht im entferntesten mit Ihm vergleichen!«
Nun erkannte die Edle auch, was an Gilbert so anders
wirkte. Von ihm ging eine Aura ungeheurer Macht aus,
wie Faraday sie schon bei anderen erlebt hatte: bei Axis,
bei Sternenströmer, bei Ramu und sogar gelegentlich bei
der Bäuerin Renkin. Aber die hatten die Kraft der Sterne
in sich getragen, oder wenigstens die der Erdenmutter.
Aber bei dem, was aus Gilberts Augen strahlte, handelte
es sich um nichts dergleichen. Eine fremde Macht hatte
von ihm Besitz ergriffen. Eine böse Kraft, die auch
vermochte, sie von der Mutter zu trennen.
»Artors Macht!« zischte der Kirchenmann, streckte die
Hände aus und näherte sich ihr auf diese Weise.
»Wie kann Euer Artor noch mächtig sein, wenn ein so
großer Teil des westlichen Tencendors nun Wälder und
keine Furchen mehr trägt?«
Gilbert blinzelte, blieb aber nicht stehen. »Artor bereitet schon Seinen Pflug vor, Hexe, und bald werden diese
Bäume Seine Rache spüren und ausgerissen und zerschmettert am Boden liegen!« Feuer und Blitze tosten in
seinen Augen, in deren Tiefen die Edle rote Stiere
erkannte, die schnaubend ihren hornbewehrten Schädel
schwangen.
Faraday kreischte vor Angst und wollte davonrennen,
blieb aber mit dem Fuß im Eingang zu einem Kaninchenbau hängen. Als sie hinfiel, fuhr Gilberts Stiefel krachend
neben ihrem Ohr auf den Boden, und gleichzeitig
verkrallte sich seine Rechte im Rückenteil ihres Gewands.
»Hexe!« grunzte er, und sie spürte, wie seine Linke in
ihr Haar fuhr.
Gilbert riß sie hoch, bis sie kniete. Atemlos vor Erregung und angestachelt von der Furcht in ihren Augen
griff er nach ihrem Hals. Diesmal würde das Werk
gelingen, diesmal konnte er einfach nicht scheitern!
Und da spürte er, wie sich Hände um seinen eigenen
Hals legten.
»Nein!« heulte Gilbert mehr aus Wut denn aus Furcht.
»Jetzt bin ich an der Reihe.«
»Ganz recht«, knurrte Moryson und verstärkte den
Druck so sehr, daß der Bruderführer rot anlief und die
Augen ihm aus den Höhlen traten. »Eure Zeit ist
gekommen, und Ihr seid an der Reihe zu sterben, Ihr
hirnverbrannter Idiot! Dieser Unfug ist jetzt entschieden
zu weit gegangen.«
Gilbert ließ Faradays Hals los, um die Finger an seiner
Kehle zu lösen. Faraday brachte sich rasch vor den
beiden Männern in Sicherheit.
Moryson! Der alte Mann mußte noch verrückter sein
als Gilbert. Das dünne braune Haar stand ihm wirr vom
Kopf, und das Glänzen in seinen blauen Augen konnte
nur von ausgebrochenem Wahnsinn stammen. Jaymes
ehemaliger Erster Berater hatte die Lippen von den
Zähnen zurückgezogen, und auf diesen glitzerten dünne
Speichelfäden. Moryson wirkte so gefährlich wie ein
tollwütiger Hund.
Während Gilbert immer heftiger schnaufte und seine
Augen sich verdrehten, spürte Faraday, wie die Sperre
zerbröckelte, die sich zwischen ihr und der Mutter
errichtet hatte. Sie hielt sich am Wagen fest und ließ
soviel von der Energie der Mutter in sich einströmen, wie
sie aufzunehmen wagte.
Moryson und Gilbert rollten ineinander verschlungen
über den Boden, wirbelten Staub auf und schnauften um
die Wette. Faraday konnte nicht mehr eindeutig erkennen, wer oben lag und wer unten. Durfte sie überhaupt
eingreifen? Wenn sie Moryson half, würde er sich dann
in seinem Wahn nicht gleich über sie hermachen?
Dann ertönten ein Knacken und ein Seufzen, schließlich war nichts mehr zu hören. Der alte Moryson, im
Herbst seines Lebens angelangt und offenkundig
unrettbar

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