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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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ankündigte, die Kinder mit auf die Reise zu
nehmen.
    »Laßt sie doch bei mir«, flehte er sie an, »denn ihr
Unterricht muß weitergehen. Und hier auf der Insel sind
sie viel besser aufgehoben und sicherer.«
    Aber die junge Frau schüttelte entschieden den Kopf.
»Nein, Sternenströmer, die Kleinen kommen mit mir. Ihr
werdet sie bald genug wiedersehen. Und was den
Unterricht angeht …« sie zuckte die Achseln, »Caelum
kann genausogut von mir oder seinem Vater lernen, und
die Zwillinge wollen ja sowieso nichts von uns annehmen. Da können sie auch ungebildet bleiben.«
    Eigentlich wäre es auch gar nicht so schlecht, dachte
Aschure bei sich, wenn wir uns mit dem Unterricht der
Zwillinge noch etwas Zeit ließen. Je mehr sie lernen,
desto eher sind sie in der Lage, uns das Leben noch
schwerer zu machen.
    Die junge Frau hatte ihrem Schwiegervater nicht viel
von dem berichtet, was sie in der Gruft des Mondes über
ihre Bestimmung erfahren hatte. Aschure wußte, daß sie
sich seitdem sehr verändert hatte. Die neue Macht
leuchtete ihr aus den Augen, und sie trat auch ganz
anders auf als früher. Aber sie glaubte, Sternenströmer –
und auch sonst jeder bis auf Axis – habe kein Recht,
schon jetzt von ihrer zukünftigen Rolle zu erfahren. Erst
wenn die richtige Nacht gekommen wäre, wollte sie ihre
Göttlichkeit enthüllen.
    Und vor allem erst bei Vollmond. Sie betrachtete den
Himmel. Bei Tageslicht konnte man ihn dort natürlich
nicht sehen. Aber Aschure spürte, wie er wuchs und mit
jeder Stunde, die er zwischen den Sternen trieb, an Kraft
gewann. Selbst in den Tagesstunden konnte die Göttin
den Mondsog an den Gezeiten und die Schreie der
Wellen spüren. Selbst in diesem Moment riefen sie nach
ihr: Aschure! Aschure! Aschure! Sogar die Tümmler, die
vor dem Bug des Schiffes auf und ab tauchten, wiegten
sich im Takt zur Musik ihres Namens.
    Die junge Frau lächelte ihrem Onkel zu, der bei Imibe
stand und seine Nichte mit einiger Verwirrung ansah.
Niemand konnte verstehen, wie sie nach der überaus
schweren Geburt so rasch zu solch strahlender Gesundheit zurückgefunden hatte. Aber alle freuten sich darüber,
daß es ihr wieder besser ging. Trotz der Nachrichten von
der schweren Niederlage der Armee im Norden und der
schlimmen Verletzung des Sternenmannes wirkte
niemand in Aschures Umgebung verzagt.
Vor allem dann nicht, wenn sie fröhlich lachte und
erklärte: »Alles wird gut.«
    Der Sturm war mit der ganzen Wucht von Gorgraels
Wut über Axis’ Armee hinweggefegt. Obwohl sie auf
schnellstem Weg Sigholt erreichen wollten, hatten die
eisigen Winde und der Schneefall sie gezwungen, zuerst
den Schutz des Vorgebirges der Trübberge und schließlich die Bergwerksstollen in ihnen aufzusuchen.
    Seit drei Tagen warteten die Soldaten nun schon in
den Minenschächten. Die Gesunden saßen niedergeschlagen da und reinigten ihre Waffen, die Verwundeten
lagen so still und blind in den dunklen Tunneln wie der
Sternenmann.
    Wenigstens wurden sie hier nicht von den Opalgeistern behelligt. Ho’Demi verbrachte einige Zeit bei den
Edelsteinseelen, denn sie riefen ihn zu sich, und etwas
später tauchte er aus den Tiefen der Erde wieder auf und
brachte ein grob gezimmertes Holzkästchen mit.
    Belial sah ihn fragend an.
»Ich habe einen Schwur geleistet«, erklärte ihm der
Häuptling, und der neue Oberbefehlshaber nickte nur.
Ho’Demi hatte ihm bereits berichtet, daß er diesen
verlorenen Seelen ein Versprechen gegeben hatte.
»Ich wollte nach dem Krieg zu ihnen gehen und sie
fortführen«, sagte der Rabenbunder jetzt, »aber statt
dessen hat das Schicksal uns hierher verschlagen, und
nun halten sie es nicht mehr aus. Sie haben die ganze Zeit
auf mich eingeredet und mich schließlich dazu gebracht,
ihnen zu schwören, sie jetzt schon mitzunehmen. Und
hier bringe ich sie.« Er hielt das Kästchen hoch, und
Belial betrachtete es im ungenügenden, flackernden Licht
einer Fackel. Aber da warnte der Barbar ihn schon:
»Niemand außer mir darf es öffnen. Keinem ist das
gestattet, verstanden?«
Der Offizier nickte müde. Ihm lag gewiß nichts daran,
in ein Kästchen voller gefährlicher verlorener Seelen
hineinzuschauen.
Ho’Demi hängte sich den Behälter an den Gürtel, wo
er ihn am wenigsten behinderte. Wenn es in dieser
Düsternis ganz still war, konnten die, welche sich in der
Nähe des Häuptlings aufhielten, das aufgeregte Tuscheln
der unruhigen Seelen hören.
Am vierten Tag im

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