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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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Angebot sehr zu schätzen, doch dieser Schmerz gehört mittlerweile zu mir. Er erinnert mich immer an die Strafe unseres Gottes Jehovah und damit verbunden an meine Demut vor Gott und an meine Aufgabe. Wenn ich meine Aufgabe erfüllt habe, bin ich sicher, werden meine Rückenschmerzen auch verschwinden, denn auch unser Gott kann gegenüber seinem Volk milde sein. Ich warte, bis die Zeit gekommen ist. Aber hab vielen Dank.“
    „Das Angebot steht, du weißt es. Wenn du nicht möchtest, so ist es dein Entschluss“, sagt Elieanor-Adda-Guppi , schaut vorbei an Gimras Töpferwaren und sucht Tanobakt , den sie schließlich auf einem Schemel sitzen sieht. Also bereitet sie wieder eine neue Kräutermasse vor, damit die Wunde weiter heilen und sich schnell verschließen kann.
     
     
    Tanobakt ist wieder tief in seinen Gedanken versunken. Hanaskea ist soeben von ihm direkt zum Stand gegenüber gegangen, zu Kyr , des Jakobs Sohn aus Juda , dem Obst- und Gemüsehändler. Sie erkennt man sofort an ihrer recht beleibten Statur, den zwei bis zur Hüfte reichenden geflochtenen schwarzen Zöpfen und ihrer sehr weißen Haut. Immer, wenn Hanaskea, die Köchin aus der Palastküche, die oberste Köchin, deren Leben darin bestand, tagein und tagaus für das leibliche Wohl des Königs zu sorgen, auf den Markt kommt, wissen es auch schon alle, kaum dass sie am ersten Stand verweilt. Es bedeutet meist große Aufträge für die Glücklichen, an deren Stand sie kommt. Dieser Markt ist nun schon seit einiger Zeit nicht mehr der einzige in Babylon , denn die Stadt ist sehr gewachsen, und ein Markt allein kann nicht alle mehrere Hunderttausend sättigen.
    Tanobakt schaut hinüber zu Kyr , dem jungen Mann mit diesen besonderen blauen Augen und zotteligen hellen Haaren, die Schamasch wohl doppelt geblichen hat. Kyr , des Jakobs Sohn, der aus Juda stammt, und nach Babylon ins Exil gebracht wurde. Wie Choi , des Ismaels Sohn, sein Nachbar mit den Götterskulpturen, so kam auch er als Sklave in die Stadt und arbeitete sich mit seinem fleißigen Gemüt langsam, aber sicher zu einem wohlhabenden Handelsmann empor. Er ist einer der wenigsten, die trotz ihres nun besseren Standes ihre Bescheidenheit beibehalten und andere stets mit Respekt behandeln. Er gab seinen Sklaven meist nach schon vier bis sechs Jahren die Freiheit wieder. Natürlich nur, wenn sie ebenso fleißig ihre Arbeit verrichteten. Manche blieben sogar in seinen Diensten, gegen Lohn.
    Kyr trägt auch keinen Groll mit sich, weder gegen Nebukadnezar und seine Mannen noch gegen sein eigenes Volk, denn nicht alle, die nach Babylon ins Exil kamen wurden zu Sklavendiensten herangezogen. Die meisten wurden einfach umgesiedelt und konnten sich hier eine neue Existenz aufbauen. Das einzige, was ihnen fehlt, ist ihre Heimat, ansonsten können sie leben wie die hiesigen Babylonier auch. Sogar mit einem Sonderstatus, denn es steht ihnen sogar frei, weiter ihren eigenen Gott Jehovah anzubeten und ihre eigenen Kulte auszuüben. Sie werden wohlwollend behandelt, denn viele sind fleißige und geschäftstüchtige Leute und sind schnell in die Babylonische Geschäftswelt hineingewachsen, was für beide Seiten von Vorteil ist.
    Vor allem verstehen sie die Geschäfte ums Geld. Sie haben schnell mehr, als sie für sich und ihre Familien brauchen und verleihen dies, natürlich mit Zinsen, sodass sie mit ihrem Geld Gewinn erzielen. Handel und Geld und Jehovah . Da ihr Gott ein verträglicher Gott ist, wenn man ihn nicht ärgert, dann lässt es sich gut mit ihm leben.
    Auch die Judäer wollen ihrem Gott gefallen, denn er hat sie mit dem Exil bestrafen wollen, das zweite Babylonische Exil in zehn Jahren, weil sie nicht auf seine Worte gehört hatten. Auch die Worte der Propheten hatten sie nicht erhört, durch die er sprach. Vor allem Jeremia war es, der noch bis zum zweiten Exil in Jerusalem lebte. Er warnte sie oft, sogar draußen auf den Straßen stand er und rief ihnen laut die Worte Gottes und flehte sie zur Umkehr ihres Tuns. Sie alle lachten ihn aus, nahmen ihn sogar gefangen, denn sie meinten, er sei es, der den Zorn Gottes heraufbeschwören würde und er solle gefälligst schweigen.
    Nebukadnezars Leute holten ihn aus dem Jerusalemer Gefängnis und sie ließen ihm frei, zu gehen, wohin es ihn zog. Er hätte mitkommen können als freier Mann in Babylon , doch er blieb in der unbestimmten Zukunft seiner Stadt Jerusalem . Für ihn ist es seine Aufgabe, sich um die Menschen dort zu kümmern, damit sie das

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