Das Vermaechtnis
des Turms von Babylon , um seinem Gott so nah wie möglich zu sein, so taucht er doch stets unerwartet auf und steht plötzlich neben einem. Man musste einfach überall und jederzeit mit ihm rechnen.
In der Menge erkennt man ihn jedoch rasch, auch wenn er sich zu verstecken scheint, um zu beobachten, um Sünder ausfindig zu machen. Man erkennt in an seinen Bewegungen, die einer eigenen Rhythmik zu folgen scheinen, besonders an seiner etwas leicht federnden Gehweise, welche eher im Gegensatz zu seinem erbarmungslosen bis grausamen Auftreten steht. Ehrgeizig ist er, machtsüchtig, berechnend, kalt und hart wie Eis, von dem Händler und Krieger aus dem eisigen Norden berichten.
Seine Besessenheit macht ihn gefährlich. Er glaubt allein an die Macht seines Gottes Marduk . Wehe dem, der sich diesem Gott gegenüber nicht richtig verhält. Nur ein falsches Wort zur falschen Person und man verschwindet für immer. Diese arme Kreatur wird dann dem Gott Marduk geopfert, um ihn milde zu stimmen für das Vergehen dieses Sünders. Des Sünders vor den Augen dieses Priesters Rosuran-Amel-Marduk und nicht vor den Augen des Gottes!
Man kann dann den Rauch aufsteigen sehen, vom Opferaltar oben vor dem Tempel Marduks oder von dem Tempel auf der Turmspitze. Natürlich zur Abschreckung an alle. Er missbraucht seine Macht auf grausamste Weise. Der große Marduk , der Stadtgott Babylons und der Hauptgott Babyloniens konnte es doch nicht lange gutheißen, wenn solch ein erbarmungsloser Priester an die Macht kommt…
Es kann einfach nicht sein, dass ein Gott sich durch den Geruch von verbranntem Menschenfleisch berauschen lässt, dass alle Menschen in Angst vor ihm leben. Die Menschen haben so schon genug zu tun mit all den Zeichen der Götter, die sich permanent zeigen können.
Wann wird Marduk ihn bestrafen für seine unzähligen Sünden vor seinen Augen und den Augen aller Götter?
Wann werden sie wieder aufatmen können in dieser doch so prächtigen, großen Stadt, die Nebukadnezar II wiederaufblühen hat lassen? Dieser prächtige Turm mit seinem strahlend blauen Tempel als Spitze. Wann werden hier wieder stille Gebete und die gewohnten Rauch-, Trank- und Speiseopfer den Göttern dargebracht werden? Die Priester, die in der Sternenkunde gebildet waren, wann können sie wieder ihren Studien ohne Störung durch den furchtbaren Geruch von verbranntem Menschenfleisch nachgehen?
Kein Wunder, dass es dem König schlecht geht, dass dies sein Gemüt bis ins tiefste Innere erschüttert. Allein zu wissen, dass er bei der kleinsten Verfehlung mit der Strafe des Herrn Marduk , des Bel , des Herrn , rechnen muss, was natürlich die Strafe durch seinen besessenen Sohn und obersten Priester des Bel Marduk gleichkommt. Der König weiß, er darf nicht gehen! Er darf keine Fehler machen! Er muss die Götter milde stimmen!
Seiner über alles geliebten Stadt wegen. Babylon ! All dieser prachtvollen Bauten und all seiner Bewohner wegen, mögen es mittlerweile mehrere hunderttausend sein. Er kann und will sie nicht im Stich lassen!
Immer mehr und mehr mischt sich sein Sohn in die Geschäfte des Landes ein und fordert härtere Strafen gegen moralische Verfehlungen, gegen Sünde, welches keine Sünde ist. Es kommt zu stark ereiferten Gesprächen zwischen Vater und Sohn. Der Vater, der seine Bürger verteidigt und das Leben eines jeden wertschätzt, welcher zum Wohle der Stadt arbeitet, in welcher Form auch immer. Selbst die Sklaven täten ihre Dienste zum Wohle der Allgemeinheit.
Es gibt harte Strafen genug, die der Abschreckung dienen: Wenn ein Sohn seinen Vater geschlagen hat, so schneidet man ihm seine Hand ab. Wenn ein Bürger das Auge eines Bürgersohnes zerstört hat, so zerstört man sein Auge; wenn er den Knochen eines Bürgers gebrochen hat, so bricht man seinen Knochen. Wenn ein Bürger den Zahn eines ebenbürtigen Bürgers ausgeschlagen hat, so schlägt man seinen Zahn aus, und 60 Peitschenhiebe bekommt derjenige, der die Wange eines Bürgers, der höhergestellt ist als er, geschlagen hat. Es ist hart genug, dass starke Standesunterschiede gemacht werden, denn der Zahn eines Untergebenen kostet nur 1/3 Mine Silber und nicht den eigenen Zahn und so weiter. Diese Gesetze sind sehr hart. Dank Nebukadnezar entscheiden die Gerichte oft milder und versuchen zu einigen, statt zu teilen oder zu vernichten. Nur in harten Fällen greifen sie hart durch, das muss auch sein. Aber noch härter durchgreifen, härter bestrafen, wo würde das
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