Das Vermaechtnis
Dämon ist gerade in dich gefahren, geschätzte Elieanor-Adda-Guppi ?“, lacht jetzt Tanobakt . Er mag diese temperamentvolle Frau, auch wenn sie Priesterin ist. Sie besitzt alles, was für ihn eine Frau besitzen sollte, Verstand, Fröhlichkeit, Interesse, lebensfroh ist sie und sie konnte ernst sein, wenn es darauf ankam. Eine Frau, zu der er vollstes Vertrauen hat. Wenn er damals nicht seine auch sehr liebreizende Frau und wenn er einen höheren Stand gehabt hätte… Ja wenn… Er mochte ihr Aussehen, ihre dunkle Haut, ihre lange Haarpracht, die sie mit diesem leuchtenden Stirnband bändigt. Sie ist so überaus sinnlich! Wo ist er mit seinen Gedanken nur? Das haben wohl Salomos Worte in ihm ausgelöst! Hoffentlich ist nun kein Gott eifersüchtig!
„Träumen darf eine Frau doch noch, auch in Babylon . Es gibt kein Gesetz, das dies verbietet, und ich zürne keinem Gott oder Geist mit solcherlei Reden. Aber ihr habt Recht, wir kommen ganz vom Thema ab.“
Für kurze Zeit nehmen sie das Marktgeschehen um sich herum mit den laut rufenden Händlern wieder wahr, die sich gegenseitig über- und unterbieten, das Feilschen mit den Käufern, ein Stimmengewirr, das sich anhört wie das laute Summen eines riesigen Heuschreckenschwarmes, dazu noch das Plärren der Ziegen und Schafe und das entfernte Möpen der Kamele.
„ Hesekiel kam auch wie du mit Jojachim nach Babylon , aber er wohnte nicht im Königspalast wie du, sondern in Tel Abib am großen Kanal. Nebukadnezar ließ diesen bauen als Verbindungskanal zwischen Euphrat und Tigris , stimmte das?“, fragt sie Salana-Daniel , um das Thema wieder aufzugreifen.
„Ja, unser Prophet Jeremia sagte stets, dass Hesekiel zu den guten Feigen gehöre, damit meinte er den edleren Teil des Volkes. In Tel Abib waren viele angesehene Familien aus Juda angesiedelt. Hesekiel war etwa 25 Jahre alt, als er nach Babylon kam.
Hesekiel nahm die Bürde auf sich, das Werk, das der Prophet Jeremia in Jerusalem begonnen hatte, in Babylon weiterzuführen und das Volk Israels wieder zu vereinen, dass Juda und Israel wieder eins würden, wie Jehovah es wollte. Denn Jehova berief Hesekiel im fünften Jahr seiner Verbannung zum Propheten und gab ihm seine Aufgabe, hier, fernab der Heimat, ein neues Israel heranzuziehen. Hier in Babylon trafen sie auf die schon vor über hundert Jahren nach Assyrien geführten Menschen des Nordreiches Israel . Hier lebten nun die im Exil lebenden Judäer . Hier, ohne König und Priester, konnte Hesekiel sich durch seine Berufung zum Propheten bald Gehör verschaffen. Er predigte, dass sie ablassen sollten von anderen Göttern und von falschen Propheten, mahnte sie zur Buße und verkündete das Gericht Gottes .
Dann kam ein Bote mit der Nachricht der Zerstörung Jerusalems und einem weiteren Exil namhafter Bürger Jerusalems – das Gericht Gottes hatte sich erfüllt. Die Weissagungen des Gerichts änderten sich fortan in heilvolle Weissagungen, denn mehr als eine völlige Zerstörung Jerusalems konnte es nicht mehr geben!
Nun ging es darum, aus den Fehlern Mut zu schöpfen und wieder neu anzufangen nach dem Wort des Herrn Jehovah . Nun konnte er allen Vertriebenen von der Offenbarung der göttlichen Herrlichkeit verkünden, die sich im Gericht und Heil vollzog. Gott strafte nicht nur, sondern er konnte auch sein Erbarmen zeigen. Jehovah wollte für sein Volk nur das Beste. Er erzog es mit den Mitteln, die es endlich zu Verstande bringen würden, denn wenn sie nach seinen Gesetzen leben würden, wäre auch er wieder in Frieden mitten unter ihnen. Ja, und das ist genau das, was ich wiederum weiterführe.
Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, dass das Volk Juda aus seinem Exil wieder heimkehren kann! Wenn es will natürlich nur. Um Jerusalem als die Stadt Gottes wieder aufzubauen und es wieder erblühen zu lassen, ganz dem Worte des Herren.
Aber du hast sicher Recht, geschätzte Elieanor-Adda-Guppi , ich denke auch, dass viele hierbleiben werden. Und manche werden mitkommen, denn auch sie haben erfahren, dass die, die zurückgeblieben sind, einiges wieder hergerichtet haben und sie nicht allein vor einem Haufen Schutt und Asche stehen. Sie wissen, dass die einfacheren Bürger dort geblieben waren, die dem Babylonierkönig zu nichts nütze waren. Sie wissen, dass diese sich immer wieder gegen wahllos einfallende Horden verteidigen müssen, da sie sich in strategischen Dingen wie im Aufbau einer Verteidigung gegen Eindringlinge nicht auskennen. So wissen
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