Das Vermaechtnis
Menschen daraus machen, da kommt mir immer wieder der große Zarathustra in den Sinn, mit dem ich so einiges sprechen konnte, als er vor nicht langer Zeit hier verweilte.“
„Ja, auch ich kenne Zarathustra . Ein großartiger Mensch, das muss auch ich zugeben. Wir hatten einen regen Austausch an Gedanken. Er hatte viele Fragen. Aus jeder Antwort formte er seine Meinung. Er war sehr offen und sehr von Liebe beseelt, so, wie ich keinen Menschen vor ihm und keinen nach ihm getroffen habe.
Doch zu mir hat Gott gesprochen, die Engel haben zu mir gesprochen, ich kann nicht anders, als meiner gestellten Aufgabe treu zu bleiben. Aber auch ich, obwohl ich einen anderen Glauben habe, zähle ihn zu einem der größten Lehrer“, sagt Salana-Daniel anerkennend und ehrlich.
Tanobakts Augen glänzen:
„Er pflegte sich zu mir zu setzen unter meinen Baldachin, so nannte er diesen Schutz vor den Strahlen Schamaschs . Hätte ich diesen Mann als junger Mann gekannt, ohne Familie, dann wäre ich mit ihm gezogen, denn ich verstehe ihn so gut! Ich verstehe jedes Wort und auch all die Fragen, die Zarathustra sich stellte und all seine Überlegungen!“
„Seht ihr – der eine sieht sich bei Zarathustra und die andere sieht sich bei König Salomo …“ lacht Elieanor-Adda-Guppi . Tanobakt sieht sie nur kurz irritiert an und fährt dann fort mit seinen zarathustrischen Gedankengängen.
„Als sehr junger Mann schon fragte er immer wieder nach dem Sinn der vielen Götter und Gottheiten, nach deren vielen angeblichen Wundertaten, die man ihnen andichtete. Er versuchte, die Geheimnisse und Rätsel der blutigen Opferrituale der Priester zu enträtseln. Er versuchte, die Ursache des Herrschaftsanspruchs der gewalttätigen Machthaber zu erklären und einen Ausweg für die Entrechteten und Unterdrückten zu finden. Er fand einfach keine Antworten und stellte immer weiter seine unbequemen Fragen, bis sie ihn eines Tages des Landes verwiesen haben.
Nun ließ er ab von den Machthabenden und Glaubensvertretern. Er dachte viel nach und beobachtete alles um sich herum: die Welt, den Himmel, die Sterne, deren Lauf und Drehung. Er forschte unermüdlich und verglich. Er redete und unterhielt sich mit den Menschen und lernte vieles von ihnen. Er lernte den Gesang und die Dichtkunst.
Er fand auf seine Weise zu Gott. Er beobachtete eine gewisse Ordnung der Welt und erkannte als ihre Quelle einen Schöpfer und Lenker dieser Weltordnung, die er Asha nannte. Er sah diesen weisen Schöpfer als Ahura Mazda , als den allwissenden Schöpfer. So kam er zu den drei Fundamenten seiner Erkenntnis, die er dann als Botschaft lehrte:
Dem weisen Denken , weisen Reden und dem weisen Wirken .
Seine Botschaft kannte keine Grenzen, keine Beschränkungen auf ein Gebiet oder ein Volk. Nein, er bezog es auf alle! Es seien Lehrsätze für alle Menschen! Gott, wie er ihn sah, sei für alle Menschen. Er sagte, dass Gottes Gnade jedem Menschen galt und nicht nur einem einzigen Volk!
Er sagte, es seien stets gute und schlechte Gedanken in einem Menschen. Jeder sei Herr seiner eigenen Gedanken. Der Mensch stünde also ständig, jeden Augenblick, vor der Entscheidung zwischen guten und schlechten Gedanken und den daraus folgenden Taten, die zu einem entsprechend guten oder schlechten Gewissen führen.
Das hängt nicht davon ab, wo der Mensch geboren ist. Das gilt bei jedem Menschen!
Zarathustra wollte allein Frieden stiften und diesen verbreiten. Er rückte ab von jeder Form der Krieges und Feindes-Vorstellungen.
Er sah sich, wie gesagt, nicht als Prophet, sondern als Lehrer und gab seine Gedanken weiter, auf dass es noch mehr Lehrer geben würde wie er, um dem Menschen zu helfen, seinen Weg zu den guten Gedanken und zum guten Handeln zu finden.
Er ging auf die Menschen zu, reichte jedem die Hand und ermutigte alle, ihr Leben im Sinne der drei Lehrsätze des Lebens zu leben, eben einfach nur ‚Gutes denken’, ‚Gutes sagen’ und ‚Gutes tun’.
Gott akzeptierte einen Menschen allein seiner guten Taten und seiner guten Gedanken wegen. Nicht mehr und nicht weniger. Ohne Druck, aus freiem Willen konnte jeder dieser Einsicht folgen. Wahrhaftigkeit und Güte seien die vollkommenen Wahrheiten des Lebens, durch welche der Mensch wahre Vollkommenheit in seiner Entwicklung erlangen könne. Eine gerechtere Lehre habe ich seither nicht wieder gehört!
Überaus tapfer war er, denn er war auch gegen jegliche Form von Opfergaben. Er lehnte sie komplett ab und befreite die
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