Das Vermaechtnis
keine Bildnisse machen von Gott, auch keine Götter neben ihm haben und seinen Namen nicht missbrauchen.“
„Du hast Recht, unser Glaube lebt von den Bildnissen. Wir sehen die Anwesenheit unserer Götter in diesen Bildnissen. Wir können über diese Bildnisse mit den Göttern sprechen. Eine gewisse Ähnlichkeit besteht in eurer Verbindung der Anwesenheit eures Gottes mit der Bundeslade, mit dem Unterschied, dass dies kein Bildnis ist, sondern dessen Worte enthält“, meint Elieanor-Adda-Guppi . Tanobakt wirft dazu noch ein, ganz leise:
„Das ist etwas, worüber ich oft nachdenke, denn wenn andere Völker kein Bildnis brauchen, um mit ihren Göttern zu sprechen, warum brauchen wir sie? Andersherum ebenso. Warum ist es nicht möglich, dass man mit Gott durch etwas sprechen kann, wenn man nicht darin geübt ist, durch geistige Vorstellungskraft zu kommunizieren? Dem einfachen Menschen fällt es leichter, ein Bild, eine Figur oder zumindest ein Symbol des Gottes vor sich zu haben und dieses anzusprechen. Sie sind es eben nicht so geübt wie die Priester oder die Auserwählten.
Die Menschen brauchen einfach etwas, das sie sehen können, anfassen können. Ein Bild, eine Skulptur, ein Zeichen. Wie du das mit der verschwundenen kostbaren Bundeslade erzählt hast, glaubtet ihr doch auch durch ihre bloße Anwesenheit an die Anwesenheit eures Gottes. Als der große Tempel eures Gottes zerstört wurde, dachtet auch ihr erst, dass durch die Abwesenheit der Bundeslade auch euer Gott abwesend sei. Euer Zugang zu ihm war nun verwehrt. Doch hier in Babylon habt ihr selbst gesehen und euer Gott hat es euch auch erlaubt, dass man auch andere Gotteshäuser errichten darf, denn Gott ist nicht an einen bestimmten Ort gebunden!
Also ist auch der Glaube nicht nur an einen Ort oder eine Sache gebunden. Mir scheint das ganze alles eine Frage der Oberen zu sein. So haben sie es auf einfache Weise einfacher, die Macht an sich zu binden und das Volk gefügig machen. Wäre es nicht besser, dem Volk, also jedem Menschen den Zugang zu Gott zu gewähren? Ich meine, dass dann vielleicht endlich jeder Mensch anfängt, die Verantwortung für sich zu übernehmen? Es sollte nur klar sein, das der angebetete Gott Gutes verkörpert. Wenn er allgemeine Tugenden verkörpert, das gute Gesetz allen Lebens überhaupt, dann braucht man schließendlich auch keine Gesetze mehr, denn das Gewissen sagt einem schon, was richtig ist und was falsch ist. Das sehe ich dann als die innere Stimme Gottes.
Außerdem scheint Gott eh zu strafen, da brauchen es die Menschen nicht. Nun, das sind Gedankengänge, die ich noch nicht fertig gedacht habe. Wer schützt dann die, die körperlich schwächer sind? Was ist mit der Willkür der Menschen? Die ist schier grenzenlos!
Nach einer Frage kommt die nächste. Die Glaubensfragen haben wie der Sand der Wüste kein Ende. Sie sind schwer zu fassen, in Worte zu fassen und auch zu verstehen. Man kann so vieles nicht genau erklären, weil man eben Gott nicht sieht, wie wir uns sehen, und weil er nicht mit uns redet, wie wir miteinander reden. So können wir nur denen glauben, die ihn hören können oder sehen können oder wie auch immer wahrnehmen können.“ Tanobakt nickt und schüttelt seinen Kopf. Salana-Daniel bestätigt durch sanftes Wiegen seines Kopfes. Schon kommt seine nächste Frage.
„Wie kommt es, dass ihr mit einem einzigen Gott auskommt? Wir aber haben einen Hauptgott und noch viele andere Götter! Bei uns sind es eben die Götter, die in jeder Sache wohnen und dadurch verschiedene Eigenschaften haben. Mit diesen Eigenschaften unterstützen sie oft den Hauptgott. Euer Gott hat Engel, die ihn unterstützen. Wenn er nicht direkt spricht, dann spricht er durch sie. Wären sie die Engel hier in Babylon , würden wir sie auch als Götter bezeichnen, aber eben nicht als höchsten Gott, weil sie eben nicht alle Eigenschaften des obersten Gottes in sich haben, sondern bestimmte, die ihre spezielle Stärke ausmachen, um den Hauptgott zu unterstützen.“
„Nun, die Engel besitzen sehr hohe Eigenschaften und sehr viel Wissen“, bekräftigt Salana-Daniel.
„Aber sie können auch sehr streng sein, habe ich gehört. Unsere Götter sind auch sehr, sehr streng. Auch sie weisen uns stets den richtigen Weg.
Wenn wir ihre Zeichen lesen, sehen oder verstehen können und danach lebten, würde es uns immer gut gehen – letztendlich geht es euch doch mit eurem Gott ebenso. Wenn ihr befolgt, was er vorgibt, dann geht es allen
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