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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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gut, wenn nicht, kommt prompt die Strafe!“ Tanobakt seufzt.
    „Aber ich gebe zu, es…“, er wird wieder sehr leise, „…Es ist sehr müßig, mit den vielen Göttern und den endlos vielen Möglichkeiten, worin sich die Zeichen eines jeden offenbaren können. So scheint es mir einfacher, mit einem Gott zu leben und den Zeichen eines einzigen Gottes und seinen gottesähnlichen Boten.
    Am meisten von allen gefallen mir doch die weisen Gedanken Zarathustras . Ihn kann ich am besten verstehen! Ich habe das Gefühl, auch deinen Gott zu verstehen, doch darf ich es nicht, denn ich lebe hier. Als Babylonier muss ich mich den Babylonischen Gesetzen unterordnen. Das sind die Gesetze der Priesterschaft Marduks . Insofern leben wir Babylonier unfreier als die Judäer hier in Babylon .
    Wenn es nur nach Nebukadnezar ginge, wären wir alle frei zu denken, was wir wollen, so lange wir innerhalb der menschlichen Gesetze bleiben. Aber das ist ein anderes Thema. Allerdings wäre ich frei zu gehen, wohin ich will, wenn ich könnte und keine Familie hätte!“
    Salana-Daniel , der Prophet, spricht weiter: „In den Gesetzen Hammurabis , anhand derer oft Recht gesprochen wird in Babylon , sind auch die weiteren sieben Gebote, die das menschliche Zusammenleben betreffen, enthalten. Es stehen dort nur spezielle Fälle als Beispiel geschrieben. Wenn man diese Beispiele zusammenfügen würde, dann würden ähnliche Grundsätze dabei herauskommen wie in sieben der zehn Gebote . Die menschliche Auslegung ist nur unterschiedlich. Das Gesetzeswerk des Hammurabi ist sehr interessant. Ich finde es bemerkenswert, dass es dieses ja nun seit mehreren hundert Jahren gibt und immer noch Gültigkeit besitzt. Es zeigt die strenge Seite Gottes, aber auch eine gerechte, wenn man von der ungleichen Bemessung des Standes absieht. Der Mensch trägt eine Verantwortung im Zusammenleben mit anderen und muss sich dieser Verantwortung auch voll bewusst sein und stellen.
    So wie Gott sich ändert oder Götter sich ändern können, ändern sich ebenso die Menschen. Wir durften jetzt auch den milden Gott kennenlernen, den barmherzigen Gott, der mehr und mehr auf Versöhnung aus will statt auf Vergeltung. Die Grundgesetze bleiben die Gleichen, doch die Auslegung wird sich nach und nach ändern. Wir haben gesehen, dass Gott weise ist, denn er sieht die Dinge mit Abstand, doch der Mensch im Allgemeinen hat eine sehr eingeschränkte Sichtweise und wächst nicht so schnell mit wie der Geist des Gottes.
    Es ist auch für uns nicht leicht, immer genau den Willen Gottes zu erkennen, ob er nun eher streng urteilt, wie Auge um Auge, oder ob er eher milde urteilen wird im Sinne der Barmherzigkeit. Unsere Vorfahren kennen ihn noch als den überaus strengen, harten und auch eifersüchtigen Gott. Alle atmeten auf, als er sich durch seine Weisheit geändert hat, denn es lässt sich so viel leichter leben.“ Salana-Daniel atmet auch auf, lächelt und wiegt seinen Kopf sanft hin und her.
    „Das glaube ich gern, allerdings passiert es dann sehr schnell, dass es zu Verfehlungen kommt und jeder meint, er kann tun, was er will. Das haben wir an der Geschichte Jerusalems gesehen. Schon wird er wieder der unbarmherzige Gott, der keine Gnade mehr kennt bis alles vernichtet ist. Wie ist es bei uns? Strenge, Härte, das…“ Tanobakt redet im Flüsterton weiter „…Ausnutzen der Gesetze für den eigenen Vorteil, Geschäfte mit der Angst der anderen, der Unwissenden. Wahre Gerechtigkeit gibt es doch nur, wenn Nebukadnezar ein Auge drauf hat, ansonsten sind die Priester Bel Marduks doch erbarmungslos! Ich glaube, das Thema lasse ich jetzt lieber. Wir waren bei König Salomo , der doch einer der wenigen war, der in eures Gottes Namen regierte, und der nicht so viele Gruppierungen, Gegner, Neider hatte, die gegen ihn arbeiteten oder ihn hintergingen. Er muss ein starker Mann reinen Glaubens gewesen sein, oder?“
    „Das kann man schon sagen. Er lebte zwar recht üppig, aber weise in seiner Art und daher im Einklang mit unseres Gottes Wort. Er hütete seine Gesetze. König Salomo war der dritte Herrscher des noch vereinten Israel , das vereinte Israel , das, was mir sehr am Herzen liegt und ich als Aufgabe von Hesekiel übernommen habe. Er verzichtete auf die Vergrößerung seines Reiches, welcher Herrscher tat oder tut das schon, und baute dafür friedliche Beziehungen aus. Reger Handel wurde betrieben mit vielen Staaten im Norden und Süden. Er ließ sogar Schiffe bauen, die große

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