Das Vermaechtnis
sie, dass sie auch gebraucht werden, um die Stadt wieder besser zu schützen. Doch wie ich hörte, waren die einst so Armen überaus fleißig.“
Elieanor-Adda-Guppi ergänzt noch diesen Gedanken:
„Ich hörte auch, dass diese gar nicht so gern möchten, dass so viele wiederkommen. Nebukadnezar hat ihnen das Land derer übereignet, die ins Exil mitgenommen wurden. Die, die mitgenommen wurden, waren meist wohlhabende Leute, gute Handwerker wie Schmiede und Schlosser, Soldaten… Die einfachen Menschen, die wohl zuvor sehr unter dieser Oberschicht zu leiden hatten, konnten endlich ein menschenwürdigeres Leben führen. Sie haben wohl untereinander momentan ein sehr zufriedenes Auskommen, haben genug zu essen und Raum zum Wohnen. Wenn die anderen wiederkommen, werden diese ihren Besitz zurückhaben wollen. Dann würden sie wieder in ihr altes Leben zurück gezwungen. Ohne Kampf geht das bestimmt nicht einher und verstehen kann man beide Positionen.“
„Da hast du leider Recht. Ich fürchte auch, dass dies so kommen wird. Jetzt sind sie noch obenauf, denn sie halten sich für die Auserwählten unseres Herrn Jehovah , da er sie von dem Exil verschont hatte. Sie durften in der Heimat bleiben. Zudem hatte Babylons Gott Marduk ihnen das Land übereignet und Jehovah hat es wohlwollend geschehen lassen. Es wird sicher zu Streitigkeiten kommen, wenn die Judäer aus dem Exil zurückkehren. Es wird schwer sein, sie wieder zu aller Zufriedenheit zu einigen und sie von einem friedlichen Neben- und Miteinander zu überzeugen.
So sind sie, die Menschen, egal ob in Jerusalem oder Babylon . Ich hoffe sehr, dass sie aus ihrem Leben hier gelernt haben und auch gewisse Lebensformen untereinander mitnehmen, denn diese entsprechen auch mehr dem Wort Jehovahs . Wie zum Beispiel, dass armen Menschen geholfen wird, dass sie Essen bekommen. Dass Witwen geholfen wird, die Zeit allein zu überstehen, bis sie einen neuen Mann gefunden haben. Auch wären sie natürlich gemeinsam mit den Rückkehrenden stärker gegen die Bedrohung von außen. Sie könnten zusammen den Tempel unseres Gottes Jehovah wieder aufbauen. Genauso sehe ich es vor mir. Genau so will ich es sehen!“
Der Prophet Salana-Daniel lächelt verklärt und wiegt seinen Kopf.
„Was ist mir dir, würdest du mit ihnen gehen?“, will Elieanor-Adda-Guppi wissen.
„Schon oft hatte ich Sehnsucht nach der Heimat, aber meine Aufgabe ist, wie gesagt, hier, die Kinder Israels wieder zusammenzuführen und alle an ihren Bund mit unserem Gott Jehovah zu erinnern. Und an das, was er von seinem Volk erwartet, damit er es wieder unterstützen kann. Wenn sie zurückziehen, werde ich hier bleiben bei denen, die auch hier bleiben, um auch deren Dienst an unserem Gott hier stets aufrecht zu erhalten. Ich fühle mich dieser Stadt und meiner Aufgabe hier sehr verbunden.
Auch die Wurzeln unseres Volkes liegen hier! Denn von Ur , unweit von Babylon, zog Abraham einst mit seiner Frau Sarah aus, zunächst nach Harran , welches du nur zu gut kennst, Elieanor-Adda-Guppi . Dort erhielt er die Weisung unseres Gottes, weiterzuziehen nach Kanaan und er versprach ihm ein Land für seine Nachkommen. Abraham zählte schon 75 Jahre, als er die große Reise antrat. Er sollte noch weitere hundert Jahre leben, bis er in diesem versprochenen Land zufrieden starb. Er zeugte in hohem Alter endlich zwei Söhne, Ismael und Isaak , denn Gott versprach ihm eine Nachkommenschaft wie Sterne am Himmel stehen.
Hier hatte unser Gott Gerechtigkeit bewiesen, Gerechtigkeit, die aus dem Glauben kam. Durch den Glauben und den Gehorsam Abrahams hatte Gott Wort gehalten und ihn zum Stammvater eines ganzen Volkes gemacht, des Volkes Israel . Abraham war also der Vater von Isaak . Isaak war der Vater von Jakob. Und aus Jakob gingen die zwölf Stämme Israels hervor, denn unter ihnen wurde das versprochene Land aufgeteilt. Leider stritten die Söhne immer wieder bis das Land geteilt wurde – in das Nordreich Israel und das Südreich Juda mit Jerusalem .
Momentan ist nichts mehr davon richtig übrig. Für unser Volk gibt es viel zu tun im Namen unseres Gottes Jehovah .“
Elieanor-Adda-Guppi hat in der Zwischenzeit Minztee aufgegossen, den sie nun gemeinsam trinken. Jeder hängt einen Augenblick seinen eigenen Gedanken nach, aber nur einen kurzen Augenblick, da meldet sich wieder Tanobakt :
„Also, wenn man mich fragt, bei all den Göttern und Glaubensrichtungen, den verschiedenen Kulten, dem, was Götter wollen und die
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