Das Vermaechtnis
Nachmittag hinweg überprüfen sie dort das Wachstum der unterschiedlichen Gemüsesorten. Auch die jungen Triebe für die drei Sorten Wintergemüse, die auch nach Frost frisch geerntet werden können, sind schon fleißig am Wachsen. Fast zu gut, sodass Hanaskea meint, eine frühere Kälteperiode könne sich somit ankündigen. Hier fühlt sich Gimra einfach wohler, das ist alles etwas, was sie anfassen und im wahrsten Sinne des Wortes begreifen kann. Das Begreifen allein ist ihr wichtig. Die Sprache der Pflanzen ist für sie meist eine unverständliche Fremdsprache. Sie schafft sich den Zugang zu den Pflanzen über das Begreifen, über Aussehen, Struktur, die Inhaltsstoffe und ihre Wirksamkeit durch die speziellen Zusammensetzungen. Natürlich hat sie zu Hause bereits ein kleines Labor in ihrem Zimmer eingerichtet, wo sie, wann immer sie Zeit hat, nach Herzenslust experimentiert.
Wichtig ist für Gimra überhaupt überall alles, wo es darum geht, Wissen anzuhäufen. Wie sie das schafft, all diese vielen Interessen unter einen Hut bzw. in ihren Kopf zu bekommen, das ist schon an sich eine Besonderheit: Bei Lehrgängen, an denen sie nicht gleichzeitig teilnehmen kann, nimmt sie Kristalle zu Hilfe, die sie dort aufstellt, wo sie gerade nicht sein kann. Diese Kristalle nehmen den Unterricht auf. In der Nacht, während sie schläft, lässt sie alles in ihren Wissenspool herunterladen. Bei diesem unglaublichen Hirntraining und dem restlosen Ausschöpfen aller Lernkapazitäten bleibt es auch bei ihr nicht aus, dass sie zwischendurch ein paar Tage der reinen Meditation braucht, damit ihre Kräfte stabil bleiben.
Praktisch für die beiden zukünftigen Heiler Choi und Aleyna ist dabei, dass Gimra gern die Rolle des Probanten übernimmt. Dies ist für beide Parteien zum Vorteil – die einen können ihre Fähigkeiten trainieren, denn zu dieser Zeit gibt es nicht sehr viele Probleme, die der Heilung bedürfen. Gimra dafür hat schon hin und wieder etwas – mal Magenverstimmungen, Kopfschmerzen, Zuckungen, kalter Schweiß oder ähnliche Auswirkungen der Pflanzen-Labor-Selbsttests. Dann wiederum hat sie ein gebrochenes Bein, mal etwas komplizierter, ein Bruch im Fußgelenk, diverse Prellungen, denn auf ihren Erkundungstouren ist sie des Öfteren zu forsch bzw. zu unachtsam. Dazu kommen Ernährungsgewohnheiten, die der Korrektur bedürfen und überhaupt Erholung in allen Formen. Sie ist jemand, den es von der Art her zu dieser Zeit noch kein zweites Mal gibt. Sie kennt fast keine eigenen Grenzen. Sie lebt oft nahezu ausschließlich in ihrer Gedankenwelt. In ihrer Vision, alles wissen zu wollen, vergisst sie oft, dass sie in dem Körper eines Menschen steckt, der nun einmal eine Grenze aus sich heraus bildet und mit welcher sie nun einmal lebt. Erst wenn sie älter ist, wird sie lernen, dass der eigentliche Sinn in ihrem Leben ist, nicht alles um sie herum wissen zu wollen, sondern auch sich selbst zu sehen, welches bei jedem Menschen schon ein schier endloses Projekt ist. Ganz kann sie es jedoch nicht abschalten, wie ein Magnet sind für sie neue Informationen.
Noch eine ihrer Beschäftigungen ist das Projekt SonnenSternenUhr, das heißt der Bau einer neuen Sonnenuhr samt den gängigen Sternenbildern, natürlich zusammen mit Ushlaran . Gimra plant und Ushlaran ist ein begeisterter Umsetzer der neuen Ideen, also sind die beiden ein perfektes Team. Beide leben für ihre Ideen, beide haben außer ihren Ideen nur noch neue Ideen und keinen Platz hat der Gedanke an eine eventuelle Partnerschaft. Sich zu verlieben, wie manche ihrer Freunde, ist undenkbar, auch wenn sie sich sicher sehr gern mögen. Natürlich sind die Freunde ihnen durchaus sehr wichtig, aber sie sind eben beide eher Einzelgänger, was die anderen ihnen auch niemals verübeln. Sie sind so, wie sie sind. So ist es gut. Sie haben sich in ihrem Leben entschieden, mehr für sich, jedoch darin sehr für die Allgemeinheit zu leben. Sie beide gehören dadurch, wie schon erwähnt, auch später zu der Kerngruppe emotional unbelasteter Berater.
Momentan arbeiten sie also gemeinsam an dem Entwurf einer SonnenSternenUhr , stoßen dabei aber auch rasch an ihre derzeitigen mathematischen Kenntnisse. Sie wollen gern ein 3-D-Modell entwickeln, das einen Planetenstand aus der Sicht von Cambolia aufzeigt, jedoch abrufbar von tausend Jahren in der Vergangenheit bis tausend Jahre in die Zukunft: Eine große technische Herausforderung für die beiden. Vor zwei Tagen haben
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