Das Vermaechtnis
und ihn zu begrüßen, das galt für alle.
Das freie Spiel am Meer dient heute Morgen dazu, den engen Kontakt zu den Delfinen noch weiter zu intensivieren und die telepathischen Kräfte zu schulen. So harmonisch, wie an diesem Vormittag, ist es sehr oft. Nur manchmal kommt ein Missverständnis auf, was aber stets gleich und meist sogar mit einem Lachen bereinigt werden kann.
Tiere sind wichtige Begleiter und auch Lehrer im Leben auf Cambolia .
Als Kind hat jedes Kind einen Hund , gleich von Geburt an, der es überall mit begleitet und mit ihm spielt. So lernen die Kinder sehr früh, sich auch auf ein anderes Wesen einzustellen, es zu schätzen und sich zu kümmern. Der Hund zieht sich in dem Moment zurück, wenn seine Aufgabe, seinen Schützling als Gefährte durch die Kindheit zu begleiten, erfüllt ist. Das ist meist so im Alter von 13 bis 15 Jahren, selten länger. Und wenn, ist es egal, denn es geschieht so, wie das Kind es braucht. Da gibt es keine Wertung. Beide entscheiden sich für den Zeitpunkt der Trennung.
Das Wachsen der inneren Reife, die Kindheit langsam abzuschließen, das Loslassen des getreuen Begleiters, der diese Zeit symbolisiert, ist die Voraussetzung für einen neuen Lebensabschnitt. Zu den Priesterschülern gesellt sich hier bald ein neuer Gefährte, ab dem Zeitpunkt, ab dem die Kinder nach der Schulzeit ihre Ausbildungen beginnen und das erste Mal von ihren Familien getrennt werden, um im Tempel zu leben. Dann kommen die ersten Kontakte zu den Delfinen. Man kann sich gut vorstellen, dass die zueinander passenden Charaktere auch schnell zueinander finden. Etwa zwei bis vier Jahre sind unsere Freunde schon zusammen. Die gemeinsame Arbeit wirkt wie ein Spiel. So soll es sein.
Am Strand haben sich nun alle getrocknet und umgezogen. Bis zum höchsten Sonnenstand folgt nun eine Zeit des Schweigens. Jeder sucht sich einen Ort ohne Sicht auf einen anderen, setzt sich und meditiert. Nur Salana und Tanobakt bleiben am Strand, doch sitzen sie füreinander nicht sichtbar neben großen Steinen. Die anderen verteilen sich, meist an ihre gewohnten Plätze wie unter einen Baum, auf der Klippe, mitten auf einer Wiese, an einem kleinen Wasserzulauf zum Meer, jeder wie er es mag.
Oftmals geht die Zeit der Meditation über einen ganzen Vormittag. Dies ist heute durch die Delfinarbeit etwas kürzer.
Nach einiger Zeit enden die Meditationen mit einem sanften Glockenton. Es folgt eine gemeinsame Bewegungsabfolge zum Energetisieren des ganzen Körpers. Sie nennen es sportliche Meditation . Diese Übung gehen sie insgesamt vier Mal durch, an alle vier Himmelsrichtungen gewandt.
Essenspause. Wasser und Meditation machen hungrig. Eine Mutter und ein Vater haben allen frische Pfannenkuchen mit Honig gebracht. Es gibt frischen Beerensaft. Hanaskea schnurrt fast die ganze Zeit beim Essen, so sehr genießt sie es. Sie liebt Pfannenkuchen über alles und den frischen Beerensaft dazu, das ist der i-Punkt, meint sie. Die anderen mögen das Essen natürlich genauso, nur eben ohne Schnurrgeräusche.
Tanobakt und Elieanor schauen zur Tempelspitze, welche sie auch von der Klippe aus sehen können, um die Zeit festzustellen, und um dann den Nachmittagsunterricht zu besprechen.
Auf der Tempelspitze befinden sich nämlich zwei große Leuchtstäbe, an deren Farbe und Richtung, in die sie zeigen – egal von wo man schaut – jeder erkennen kann, in welcher Tages- oder Nachtzeit man sich gerade befindet. Zum einen zeigen die Leuchtstäbe, an deren Spitze als Verbindung eine Sonne weilt, tagsüber direkt auf den Stand der Sonne. Auch wenn der Himmel bewölkt ist, richtet sich diese Sonne entsprechend dem tatsächlichen Sonnenstand aus.
Zum anderen ändern sich die Farben der Leuchtröhren. Da Sonnenaufgang und Sonnenuntergang nicht jeden Tag zur gleichen Zeit stattfinden, hat man ein Mittel errechnet, nach welchem die Uhr eingestellt ist. Entsprechend der sechs Grundfarben des Farbspektrums sind Tag und Nacht in jeweils sechs gleiche Teile eingeteilt, wobei jeweils ein Teil aus zwei Leuchtstäben besteht, symbolisch stehend für eine gerade und eine ungerade Stunde. Somit haben Tag und Nacht jeweils zwölf Stunden. Entsprechend des Farbspektrums erscheinen die Farben, die die Zeit anzeigen: Von rot über orange, gelb, grün, blau zu lila. Des Nachts erfolgt der gleiche Ablauf.
Ein Tag beginnt mit der Zeitrechnung zu Sonnenaufgang – mit rot. Das erste Viertel im ersten Leuchtstab, denn die Stunden werden hier
Weitere Kostenlose Bücher