Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
Vom Netzwerk:
erschrocken zuerst zum Meer, dann über den Strand und erblickt sie erleichtert.
    „Ich geh mit ihr! Mit Menschen, die so unmenschlich denken, will ich nicht mehr zusammen leben!“, ruft er entschlossen und rennt los, ihr nach.
    „Ich auch!“, ruft Kanopak’ und will auch losgehen, als ihre Mutter Kui sie festhält. Doch sie reißt sich wütend und enttäuscht von ihr los. Kanopak’ hat so heftige Kopfschmerzen bekommen, dass sie es sowieso nicht mehr lange dort ausgehalten hätte. Sie hasst Streit und besonders, wenn es Menschen betrifft, die sie so gern hat. Allein wenn ihr Vater sie in lautem Ton ansprach, wenn sie unachtsam gewesen ist, bekam sie sofort schmerzende Stiche in den Kopf. Der Kahuna hatte ihr gesagt, dass Streit auch seinen Sinn hat, doch sie mag es einfach nicht. Jetzt eilt sie mit Hana’kea Alēi’na hinterher. Der frische Wind mindert ihre Kopfschmerzen augenblicklich.
    Uhala’an und Elieano’o folgen ihnen wortlos.
    „Sieh, was du angerichtet hast! War es Eifersucht, die dich dazu trieb? Hast du nicht gesehen, welches Zeichen euch verbindet? Wie kannst du ihr das nur antun?“, ruft ihr Kahuna - Koī zornig zu. Sie sitzt mittlerweile, völlig in sich zusammengesunken.
    „Ich habe es gesehen, als sie ging. Ich ahnte irgendetwas, aber es war nicht zu fassen, ich sah nur Nebel. Und Feuer. Das erste Mal, dass ich nicht klar sehen konnte. Und jetzt…“, sagt sie leise.
    „Dann hol’ du sie sofort zurück! Nur du kannst sie jetzt erreichen. Zeig ihr dein Mal auf deinem Nacken, den Sichelmond. Zeig ihr das Zeichen, das sie an der gleichen Stelle hat. Zeig ihr, dass es dir leid tut, zeig ihr endlich deine tiefe alte Verbundenheit! Komm, steh auf, ‘Alana , weise Seherin!“
    Er will gerade zur Alten hingehen, um sie zu stützen und mit sich zu ziehen, da erschüttern plötzlich kurze Erdstöße den Strand.
    Die Erde bebt, die Menschen halten sich aneinander fest. Alle wanken und rufen laut, schreien, manche fallen. Laut tobt der Berg im Innern, kocht, brodelt. Und sie sehen weit oben die Funken, die Pele weit herausschleudert. Bis jetzt hatten sie immer Glück. Bis jetzt hatten ihnen die Götter immer geholfen und sie verschont. Doch heute, das sehen sie alle, ist der Wind ein anderer und es scheint, dass durch das Beben des Berges am oberen Kraterrand ein großes Stück abgebrochen ist, das in ihre Richtung hinabfällt. Dies ist zwar weit oben und kann sie nie erreichen, doch die Folge ist, dass die Lava in diese Richtung abfließen würde. Das bedeutet also: Genau auf ihr Dorf zu. Was hatte Pele vor?
    „Seht ihr jetzt, es ist das richtige Feuer, das unser Dorf bedroht, nicht diese junge Frau! Diese junge Frau zeigt uns den Weg! Gehen wir alle schnell zum Schildkrötenfelsen , dort sind wir sicher, wenn der Lavastrom herunter fließt. Kommt alle und verliert keine Zeit, jetzt sofort! Geht!“, ruft der Kahuna . „Geht, sofort, wir werden es schaffen, lauft!“, ruft er wieder und wieder bis sie alle erwachen aus ihrer Fassungslosigkeit und sich aufmachen, schnellen Schrittes, mit großen angsterfüllten Augen, schnell, bevor die Erde wieder bebt.
    Der Kahuna geht als Letzter, geht hinter ihnen und fordert sie auf schneller zu gehen, treibt sie an bis sie endlich beim Schildkrötenfelsen angekommen sind. Sie klettern hinauf, an zwei Stellen sind Steine wie Stufen. Als auf dem Strand niemand mehr zu sehen ist will der Kahuna selbst hinaufklettern und sieht vor der ersten höheren Stufe plötzlich Elieano’o und ‘Lo’ulan mit dem kleinen Ia’kula auf dem Arm.
    „Sie geht nicht weiter, sie hat Angst vor der Höhe. Keiner wusste davon bis jetzt, ich schaffe es nicht, sie geht einfach nicht höher“, sagt ‘Lo’ulan verzweifelt. „Ich kann sie nicht tragen, sie ist zu schwer für mich“, sagt sie noch verzweifelter. Elieano’o starrt bewegungslos mit weit geöffneten Augen auf den Strand. Der Kahuna holt tief Luft.
    „ Elieano’o , ich werde mit deiner und seiner Erlaubnis den Geist deines Vaters in deinem Bruder bitten, dir zu helfen. Ich bin sicher, er wird dir helfen, denn er wird niemals wollen, dass du hier zurückbleibst!“, sagt der Kahuna ernst. Sie nickt schwach. ‘Lo’ulan stellt den kleinen Jungen auf die zweite Stufe.
    Kahuna - Koī öffnet seine Arme gen Himmel, ruft zur Unterstützung ihre Ahnen herbei, berührt den kleinen Jungen mit seiner Hand auf der Stirn und spricht nicht hörbar zu ihm, zu dem Geist von Ia’kula . Ohne zu zögern streckt der kleine

Weitere Kostenlose Bücher