Das Vermaechtnis
sich das Recht über unser Land und über unser Volk und das, was noch übrig ist. Unser Volk, sie werden immer weniger, sie ziehen in die großen Dörfer, die die Fremden gebaut haben, sehr große Dörfer. Sie gehen alle weg von ihrem Land und leben eng an eng. Das große Land frisst unsere Inseln völlig auf.
Sie holen die Sterne auf die Erde, um ihre großen Pfade zu beleuchten, aber sie haben den Himmelsgott nicht gefragt. Von Menschen gemachte Sterne beleuchten die breiten Wege, nicht mehr die Sterne. Deswegen verstehen sie auch nicht mehr die Sprache der Sterne. Sie sehen sie am Himmel, wollen sie messen, aber sie hören ihnen nicht zu, was sie sagen. Sie hören überhaupt nichts mehr zu und so wird alles um sie herum verstummen, die Götter verstummen vollkommen. Unser großer Berg, er ist voller großer weißer Punkte, weil sie von da aus in den Himmel gucken. Von weither kommen sie mit großen stinkenden Vögeln, um zu den weißen Punkten zu gelangen. Sie sehen mehr als wir jetzt sehen, aber hören tun sie viel weniger…“ Sie lacht in sich hinein beim Anblick ihres offenbar sonderbaren Bildes, teils verächtlich, teils belustigt.
„Ach welch ein Unglück, die Erde ist wütend und das Meer ist wütend, die Götter sind zornig, weil unser Volk schläft. Sie merken es nicht, weil sie die Götter nicht mehr verstehen wollen, oder können, und vergessen sich selbst vollkommen.
„Aber…“, Alēi’na bohrt weiter, „aber gibt es nicht Menschen, Menschen aus unserem Volk, die sich erinnern? Und die versuchen zu kämpfen? Wo sind die Nachfahren von denen, die wir jetzt hinausschicken, um unseren Geist zu bewahren? Wo sind die, die im Geheimen das Wissen hüten? Wann kommen sie denn endlich wieder? Können sie uns nicht helfen, später?“ Die Seherin hebt ihren Stock in die Lüfte und dreht sich und verweilt in jeder Himmelsrichtung einen Augenblick, als scheint sie Auskünfte der Götter aus allen Richtungen zu sammeln. Dann spricht sie wieder zu ihnen.
„Ja, es dauert. Später. Aber die Tage werden kommen, da werden tatsächlich Menschen sein, auch von Ländern sehr weit her, die denen, die übrig geblieben sind auf unseren Inseln, Unterstützung geben. Es sind Menschen, die sich auch erinnern und die Sterne fragen und alles um sie herum. Sie hören wieder die Stimmen unserer Erdmutter und all ihrer Kinder. Sie hören die Stimmen unserer Götter. Diese Menschen schicken kräftiges mana zu unseren Inseln, das den Wenigen hilft, die übrig geblieben sind, sich zu erinnern und wieder das kapa zu schlagen, und den alten hula zu tanzen, den Geist unseres Volkes, die getanzten Gebete und die getanzte Geschichte unseres Volkes. Sie erinnern sich an die huna -Gebete. An die Kraft der Kahunas . An ho'oponopono . Ein bisschen anders, als wir es jetzt kennen. Alles ist ein wenig anders. Sie leben in einer anderen, fernen Zeit. Unser Land sieht ganz anders aus. Nur ein Teil von Vieren stammt noch von diesen Inseln und von diesen ist nur ein Teil von Hundert so, wie wir jetzt sind. So ist der Lauf der Zeit. Egal, es ist das Licht der Hoffnung, auf das sie zugehen. Es ist ein Licht für alle.“
Sie holt tief Luft und schreit laut und dreht sich dabei im Kreis: „Steht auf!!!! Steht wieder auf! Erinnert euch an euer gutes mana !“
Dann redet sie weiter zu den Nachfahren in späterer Zeit: „Steht auf aus dem Schmutz, in dem ihr sitzt! Schmeißt das Gift weg, das ihr trinkt! Nutzt eure Hände nicht für Gewalt – ihr schlagt euch selbst immer tiefer! Seht doch, da sind sie wieder – sie schauen nach den Sternen, und wollen ihre Ahnen wieder verstehen und das Meer. Sie hören die Erde und all die Götter in allem. Eure Hände, nutzt sie, um etwas Gutes zu schaffen, wie eure Ahnen es einst taten. Hört auf die Kraft eurer Ahnen und lebt sie in eurem jetzigen Leben. Jeder wird zu den Ahnen gehen und von dort aus helfen können und vielleicht wieder zurückkommen. Also sorgt dafür, dass ihr in ein würdiges Leben zurückkommt und steht auf! Vertraut euch selbst! Sprecht eure Sprache wieder. Lernt auch, die anderen zu verstehen, damit ihr sie überzeugen könnt, dass ihr es schafft, euch ohne ihr Zutun um euer Land zu kümmern. Das Land, das ihnen nie gehört hat. Aber nun leben auch ihre Kinder dort und gehören auch zu unserem Land. Zeigt ihnen, dass ihr eigenständig leben könnt und wollt. Es ist euer gutes Recht! Kämpft dafür mit starken Worten, mit dem mana eurer Ahnen im Rücken! Hört auf das, was wir
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