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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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und Flüsse und für unsere Brunnen, denn das kommt ja aus der Erde hervor und nicht vom großen salzigen Meer, das alles umschließt.“ Ihre Zähne strahlen noch mehr.
    „Ja, das ist ganz richtig. Da ist der Süßwasserozean und wer regiert dort?“
    „ Enki ist das, er ist der Wassergott, und mein Vater sagt, mein Vater ist der große Goldschmied von Ur , der auch schon für die erhabene Entu-Priesterin Encheduanna-Kyr ein ganz besonderes Diadem und auch noch andere Schmuckstücke, die die hohen Männer und Frauen tragen, gefertigt hat, und auch sein Freund der große Holzarbeiter, von ihm kommen die kostbaren Truhen im großen Tempel der Innana , die ja jetzt alle weg sind, aber er baut sie alle neu, das hat er gesagt, und mit solchen Einlegearbeiten aus blauem Lapislazulistückchen und Muschelplättchen, ganz kunstvoll macht er das und neben ihm ist der große Lyra -Bauer für den Tempel, der –“
    „Und was war Enki außer dass er der Wassergott war?“, unterbricht ihn Sa-La-Na ganz freundlich, und schon sprudelt es weiter aus dem eifrigen Jungen heraus. Seine Haare haben einen leichten rötlichen Schimmer. „Er ist auch unser Gott der Weisheit, und mein Onkel, der Maurer, mag ihn auch“, fügt er noch schnell hinzu.
    „Vielen Dank, du weißt wirklich schon sehr viel. Enki kommt auch in der Gilgamesch -Geschichte vor. Da wisst ihr gleich, von wem ich spreche… Und woher kennt ihr das salzige Wasser?“
    Nun werden die Fragen schon spezieller. Die meisten Kinder sind auch gleich ruhiger, damit sie nichts verpassen und beim nächsten Mal ebenso schnell antworten können.
    „Das salzige Wasser kommt vom großen Meer. Manchmal, wenn es Überschwemmungen gibt, dann kommt das Wasser vom großen Meer bis zu uns den Euphrat hinauf. Das ist dann gar nicht so gut für die Pflanzen. Aber unserem Korn macht das nichts, das hat sich schon ein bisschen daran gewöhnt“, weiß ein kleiner Junge zu berichten und macht eine ernste, wissende Miene.
    „Mein Onkel, der ist schon ganz oft mit einem Schiff bis zum Meer gefahren, weil er Händler ist und von ganz weit her seine tollen Waren bekommt, Edelsteine und Gold und Kupfer, Zinn und auch Perlen, Elfenbein und den schönen roten Karneol. Er sagt, das Meer geht bis zum Horizont und hört erst dort auf. Aber der ist weit weg. Dort war noch nie jemand. Dort soll es auch große Meereswesen geben, die die Schiffe einfach umkippen, riesengroße Schlangen und riesengroße Fische mit riesengroßen spitzen Zähnen, die die Schiffe auf den Meeresgrund drücken, wo dann die großen Königsmeereswesen wohnen, und die essen dann alles auf, das Schiff und die Menschen und die schönen Waren.“
    Alle starren ihn an, atmen kaum vor Spannung.
    Sa-La-Na lächelt. „Ja, da gibt es viele Geschichten über das Meer und seine Meeresgeschöpfe.
    Aber das Gute am Meer ist doch, dass es uns unerschöpflich viele Fische zum Essen schickt und, wenn wir die Winde und das Wetter beachten und die Götter um Unterstützung für eine gute Fahrt bitten, dann bietet es eine bequeme Art zu reisen, statt tagelang durch die heiße Wüste zu gehen oder auf einem Esel zu reiten. Es hat viel Gutes und seinen Sinn, oder?“
    „Ja, aber es kann auch unser ganzes Land so überschwemmen, dass alle Menschen sterben müssen, die kein riesengroßes starkes Schiff haben“, erzählt der Junge, der sich offensichtlich schon viel mit dem Meer beschäftigt hat, gleich noch weiter, und bringt damit eine noch größere Dramatik hinein. Sa-La-Na unterbricht ihn aber freundlich: „Ja, du meinst die Sintflut, das ist ja schon sehr lange her, das ist eine Geschichte, die Gilgamesch erfährt auf seiner langen Reise, aber davon erzähle ich euch dann, wenn Gilgamesch an der Stelle ist und nun – wollt ihr nun die Geschichte von Gilgamesch hören, dem großen König aus Uruk , und seinen Abenteuern und erfahren, wie er von einem grausamen König zu einem guten König wurde?“
    „Ja, Sa-La-Na , ja erzähl uns von Gilgamesch – alles!“ Die Kinder rücken ganz nah an ihn heran. Wie eine große Traube sitzen sie um ihn, und ständig kommen noch mehr Kinder hinzu. Es spricht sich immer schnell herum, wenn solch eine große Attraktion in der Stadt ist. Im Übrigen spricht sich immer alles schnell herum; die Kinder verbreiteten im Nu, im Laufschritt laut rufend die Neuigkeiten, wobei das Ereignis von Kind zu Kind mehr an Bedeutung zunimmt, noch besser, größer, neuer, interessanter wird.
    Der Geschichtenerzähler ist

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