Das Vermächtnis der Feen (German Edition)
auch stets der Worte Macht! – Und wählt sie nie ohne Bedacht! Denn jedes Wort, das bei Euch klingt, über den Rand der Träume springt!« Damit flog er hoch und verschwand, ohne noch einmal zurückzublicken in der Morgendämmerung.
Mit Narrandas Boten war auch Arthurs gute Laune weggeflogen. Stumm blickte er dem kleinen schwarzen Punkt in der Ferne nach. Die unerfreulichen Ereignisse im Reich der Wirklichkeit hatten ihn schlagartig eingeholt.
»Vielleicht …«, sagte Josie unsicher.
Arthur fuhr sich in einer deprimierten Bewegung durch die Haare. »Sie sind nachtragend«, murmelte er. »Sie sind so verdammt nachtragend.«
Josie schwieg. Was sollte sie auch sagen? Er hatte ja recht! Hunderte von Jahren hatten die Sidhe Conall und seine Nachfahren büßen lassen. Und Arthurs Vater würde sich, stur, wie er war, niemals von seinem Bauvorhaben abbringen lassen.
Edna sah sie fragend an.
»Es gibt da ein Problem mit Arthurs Vater«, begann Josie und umriss Amy und ihrer Großmutter in kurzen Worten, was vorgefallen war. Sie war gerade fertig, als die Tür aufgeschlossen wurde. Dann trat, hastig den Gürtel seines karierten Hausmantels bindend, Aaron O’Reardon aus dem Haus.
»Hab ich doch richtig gehört! Ihr seid zurück! Gott sei Dank!« Ein erleichtertes Strahlen erhellte sein verschlafenes Gesicht. Er wollte eben Edna und Amy begrüßen, als Moma erschien. Ungekämmt, in ihrem zerknitterten rosa Morgenrock blinzelte sie mit kleinen Augen in den frischen Morgen, der den grauen Staub der Dämmerung inzwischen ganz abgeworfen hatte.
»Josie!« Mit ausgebreiteten Armen drängte sie sich am Professor vorbei, um ihre Enkelin in die Arme zu schließen.
Josie schmiegte sich an sie. Einige Sekunden standen sie so. Stumm und mit geschlossenen Augen. Dann richtete sich Moma auf. Sie strich Josie in einer liebevollen Geste eine kupferrote Strähne aus dem Gesicht und drehte sich zu Amy und Edna um.
Ihre Blicke trafen sich in einem warmen Strom spontaner Zuneigung. Dann traten die beiden Frauen aufeinander zu und nahmen sich bei den Händen. Man konnte förmlich sehen, wie ihre Augen über die Züge der anderen tasteten, wie erstauntes Erkennen ein Leuchten auf ihre Gesichter zauberte.
»Was für ein Augenblick!«, brach Moma das Schweigen. »Was für ein großartiger Augenblick, wenn einem das Leben so spät noch eine Schwester schenkt!«
»Und eine Großnichte«, mischte sich Josie ein und lächelte Amy zu, die verlegen neben ihr stand.
»Kommt!« Moma winkte die Mädchen zu sich und drückte sie ans Herz. Edna legte die Arme um die drei. Ihr feines Gesicht strahlte mit der aufgehenden Sonne um die Wette.
Wolf lehnte schwer atmend neben seinem Herrn, der ihm den Rücken kraulte und die Szene gerührt beobachtete. »Wollen wir nicht reingehen?«, sagte der Professor. »Ich denke, wir sollten das Wiedersehen mit einer Tasse Tee begießen.«
»Gute Idee«, sagte Arthur rau. Die ergreifende Begegnung der Frauen rührte ihn an, dennoch bedrängte ihn das Gefühl, dass dieser Moment eigentlich nur ihnen gehörte. Dankbar für den Vorschlag stapfte er schnurstracks ins Haus. Sein Großonkel folgte ihm lächelnd.
Als Josie, Amy und ihre Großmütter nachkamen, hatte Aaron O’Reardon schon Teewasser aufgesetzt und Arthur machte sich am Toaster zu schaffen. Wolf schnupperte an seinem frisch gefüllten Futternapf, begnügte sich jedoch mit etwas Wasser.
»Yummy!« Begierig sog Amy den heimeligen Röstgeruch von frischem Toast ein. »Ich komm um vor Hunger!«
»Ich auch!«, seufzte Josie und schnappte sich eine angebrochene Schachtel Ingwerkekse von der Anrichte. »Wer will noch?«
»Ich!«, kam es dreistimmig zurück.
Dann standen die vier Heimkehrer in der Küche und leerten in atemberaubender Geschwindigkeit die Packung, während Moma und der Professor das Frühstück vorbereiteten.
»Hmmm, Wahnschinn!«, murmelte Josie mit vollem Mund. »Ich hassche Ingschwer, aber jetscht würde isch schogar Bacon and Cabbatsch – mit Ingwerschosche essen.«
Der alte O’Reardon zwinkerte ihr zu. » Bacon and Cabbage ? Ich kann mal nachsehen, ob noch was im Kühlschrank ist.«
Josie verschluckte sich. Nach einem heftigen Hustenanfall winkte sie prustend ab. »Danke. Ich warte doch lieber auf den Toast.«
Wenig später saßen sie um den ovalen Mahagonitisch im Speisezimmer. Die frühe Morgensonne verzauberte das Gemälde Conall O’Reardons mit einem goldenen Glorienschein. Josie neigte den Kopf. Bildete sie sich das
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