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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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zurechtkommt. Immerhin habt ihr einen Waffenstillstand ausgehandelt.
    Im fernen Magiara fragte sich Larenia verwundert, woher sie das wissen konnte. Aber immerhin wäre es eine Erklärung. Ein Krieg würde auf jeden Fall die Position der Bewahrer schwächen. Und das würden sie mit aller Kraft verhindern. Seit Beginn der Zeitrechnung hatten sie keine derart umfassende Macht gehabt wie jetzt und das würden sie nicht gefährden, solange es auch nur den Hauch einer Chance gab, es abzuwenden.
    Was soll ich tun? Sibelius wird wahrscheinlich nicht handeln, solange Laurent nicht den Befehl dazu gibt. Es erscheint mir sinnlos und gefährlich, länger in Hamada zu bleiben.
    Merla wirkte besorgt, beinahe ängstlich, etwas, das bei der ehemaligen Anführerin des Widerstandes ausgesprochen selten vorkam.
    Aber du könntest etwas verändern, Larenia. Komm nach Anaiedoro, Laurent würde auf dich hören.
    Arthenius fühlte, wie Larenia vor diesem Gedanken zurückschreckte, auch wenn sie versuchte, es Merla nicht merken zu lassen.
    Ich kann nicht … Dann wechselte sie das Thema. Eigentlich wollte ich dich warnen. Der Waffenstillstand gilt nur für Anoria. Es kann sein, dass die Brochonier euch als Nächstes angreifen.
    Ein Grund mehr für dich zu kommen.
    Larenia überhörte Merlas Einwand. Arthenius hätte sich darüber amüsiert, wäre die Situation nicht so ernst gewesen.
    Sag das Laurent, auch wenn ich nicht glaube, dass es ihn interessiert.
    Sag es ihm selbst!
    Auch darauf reagierte Larenia nicht. Stattdessen ließ sie den telepathischen Kontakt abbrechen.
    Nur mühsam fand sie zurück in die Wirklichkeit. Sie öffnete die Augen und blinzelte ein paar Mal in die unerwartete Helligkeit. Ohne dass sie es bemerkt hatte, waren Vormittag, Mittag und der frühe Nachmittag vergangen. Jetzt schien die Abendsonne durch das Fenster. Obwohl es sehr warm war im Zimmer, fror sie. Gleichzeitig erschien ihr ihre Umgebung fremd und unwirklich. Das einzig Reale war die Kälte.
    Arthenius, der ihr Zittern bemerkt hatte, stand umständlich auf und holte einen Mantel, wahrscheinlich Philipes, der unordentlich zusammengeknautscht auf einem Stuhl gelegen hatte.
    „Es wird gleich besser. Du hast einfach zu viel Energie verbraucht“, mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtete er, wie sie mit steifen, ungelenken Bewegungen das viel zu große Kleidungsstück um ihre Schultern zog. Noch immer konnte er jeden ihrer Gedanken deutlich wahrnehmen, ihre Verwirrung und ihren Versuch, nur das Hier und Jetzt wahrzunehmen und alles andere auszublenden. Dann änderte sich seine Haltung und sein Blick wurde eindeutig missbilligend: „Du denkst doch nicht wirklich daran, nach Hamada zu gehen?“
    „Vielleicht, aber jetzt noch nicht …“, sie erinnerte sich wieder an Arthenius’ Anwesenheit, „Merla hat recht, weißt du. In Hamada könnte ich wirklich etwas bewirken.“
    „Das ist Wahnsinn, Larenia“, seine Stimme klang noch immer ruhig, aber er erkannte, dass es mehr als eine ihrer flüchtigen Überlegungen war, „es ist viel zu gefährlich.“
    „Gefährlich ist es hier auch, mehr sogar als in Anaiedoro. Wir sind ein leichteres Ziel für die Brochonier und sie werden sich kaum damit zufriedengeben, uns nur zu besiegen.“
    „So habe ich es nicht gemeint.“ Arthenius setzte sich wieder neben sie und seufzte, als er das Glitzern in ihren Augen bemerkte. Es ging ihr nicht nur darum, etwas gegen die Bewahrer zu unternehmen. Er kannte diesen Blick: den Blick des Verbannten, dem eine Möglichkeit geboten wird, seine Heimat wiederzusehen. Er konnte sie deshalb nicht einmal kritisieren, denn auch er vermisste Hamada. Dann sah er ihr leichtes Lächeln und wusste, dass sie seinen Gedanken gefolgt war.
    „Du hattest die Möglichkeit zu bleiben. Bereust du es?“
    „Für mich gab es keine Wahl und keine andere Entscheidung.“
    Geistesabwesend wickelte er eine ihrer langen Haarsträhnen um seine Finger. Ihr Haar war noch immer weiß, nicht silbrig, wie man es bei vielen Kandari sah, sondern schneeweiß. Flüchtig fragte er sich, ob es jemals seine alte Farbe wieder annehmen würde.
    „Ich hätte dich beschützen müssen“, murmelte er mehr an sich als an Larenia gewandt, „aber ich konnte nichts tun.“
    Überrascht und verständnislos sah sie zu ihm auf. Es dauerte einen Moment, bevor sie begriff, was er meinte.
    „Das ist nicht wahr“, sie sprach leise und sehr sanft, das ganze Gegenteil ihres üblichen, kurz angebundenen Tonfalls, „du warst da, als

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