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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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Waldland wirklich kannten. Einst waren sie geachtet gewesen und die Könige und Fürsten hatten sie oft mit wichtigen Aufgaben betraut. Aber sie waren wenige geworden und in den Augen des Volkes gab es keinen Unterschied mehr zwischen den Waldläufern und den Gesetzlosen, die ebenfalls in diesen Wäldern lebten.
    Wahrscheinlich hätte ich ohne Larenia niemals den Weg nach Skayé gefunden. Doch sie fand mühelos einen breiten und gut begehbaren Pfad. Es war früher Vormittag, als wir den Wald betraten. Die Sonne schien durch das dichte Blätterdach und tauchte die Welt in ein unwirkliches grünes Licht. Mehr denn je fühlte ich mich wie ein Eindringling. Jedes Wort, das wir sprachen, zerriss die Stille, die über dem Land lag. Und selbst das leise Hufgetrappel unserer Pferde schien ein Echo hervorzurufen, das weithin zu hören war. Unsere Gespräche verstummten nach und nach. Larenia schien in irgendeiner Erinnerung gefangen zu sein. Meine Anwesenheit hatte sie anscheinend völlig vergessen. Und ich fühlte mich sehr unwohl. Es war keine Angst, sondern vielmehr Nervosität und das Gefühl, unerwünscht zu sein.
    So verging die Zeit. Der Mittag kam und ein paar helle Sonnenstrahlen fanden ihren Weg durch die Baumkronen. An einem Bach machten wir eine kleine Pause, aber Larenia drängte mich bald zum Weiterreiten.
    Trotz allem, der unheimlichen Ruhe und der magischen Aura des Waldes, wäre dieser Teil unserer Reise nicht weiter erwähnenswert, hätte sich nicht etwas ereignet, das wir beide gern vermieden hätten. Wir trafen auf Gesetzlose.
     
    „Wir werden verfolgt.“
    „Was?“ Erschrocken sah sich Julius um. Nichts war zu sehen oder zu hören. „Wer sollte uns verfolgen?“
    Gleichzeitig aber fiel ihm auf, dass sie schon eine ganze Weile schneller ritten.
    „Gesetzlose“, Larenia blickte über die Schulter zurück, „sie folgen uns schon lange. Und sie sind schneller als wir. Wir können ihnen nicht entkommen.“
    Julius folgte ihrem Blick, und obwohl sich nichts rührte, glaubte er plötzlich, das Dröhnen der Hufe galoppierender Pferde zu hören.
    „Aber warum sollten sie uns angreifen?“
    „Wir sind ein einfaches Ziel. Alles, was sie sehen werden, ist ein unbewaffneter Adliger, der mit seinem Knappen reist.“
    Tatsächlich trug Julius, wie es die Tradition von einem Boten verlangte, keine Waffen. Er würde sich nicht einmal verteidigen können.
    „Wie viele sind es?“
    Einen Augenblick schien sie zu lauschen, dann richtete sie den durchdringenden Blick ihrer dunkelblauen Augen auf Julius: „Zehn, vielleicht mehr. Aber sei unbesorgt. Solange ich bei dir bin, wird dir nichts geschehen.“
    In ihrem Gesicht widerspiegelte sich eine seltsame Mischung aus Selbstvertrauen und Unwillen. Julius wollte ihr gern vertrauen, aber trotz allem, was er über die Wundertaten der Gilde gehört und mit eigenen Augen gesehen hatte, konnte er seine Angst nicht unterdrücken.
    Sie ritten noch ein kleines Stück weiter. Aber als sie eine Lichtung erreichten, bedeutete Larenia ihm, anzuhalten.
    Nervös sah sich Julius um. Sie waren eingeschlossen in einen Ring aus Bäumen.
    „Wir sind zu ungeschützt!“
    „Hier werden wir jeden sehen, der aus dem Wald kommt. Bedenke, wenn wir uns verstecken können, können sie das auch. Und sie sind in der Überzahl.“
    Jetzt, da die Gefahr unmittelbar vor ihnen lag, wirkte sie vollkommen entspannt. Sie hatte noch nicht einmal ihr Schwert gezogen. Doch Julius blieb keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, denn nun erschienen die ersten Gesetzlosen zwischen den Bäumen.
    Allerdings waren sie nicht die wilden Schreckgestalten, die er sich vorgestellt hatte. Im Gegenteil. Die Männer waren ärmlich gekleidet, und obwohl sie alle kräftig und muskulös waren, schien es, als läge ihre letzte richtige Mahlzeit länger zurück. Sie waren zwar bewaffnet, doch bestanden ihre Waffen hauptsächlich aus Knüppeln und Jagdbögen. Nur der Anführer trug ein Schwert. Trotz seiner Angst fühlte Julius Mitleid mit diesen jämmerlichen Figuren. Aber dieses Gefühl verflüchtigte sich sofort bei den ersten Worten des Anführers.
    „Wen haben wir denn hier? Ein Adliger in Begleitung seines Knappen reitet durch unseren Wald. Und unbewaffnet, wie es scheint“, er trieb sein Pferd auf Julius zu, „da habt ihr sicher nichts dagegen, uns eure Wertgegenstände auszuliefern?“
    Aus dem Augenwinkel sah Julius, dass einer der Wegelagerer seinen Bogen spannte und auf ihn richtete.
    „Wir besitzen nichts. Wir

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