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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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wie man so ein Federvieh rupft und brät.«
    Die Xelitin wirkte zunächst ein wenig ungehalten, warf dann einen flüchtigen Blick auf Herak und nickte. Sie folgte Rai aus dem Vorratslager zu der Stelle, wo zwei Minenarbeiter gerade dabei waren, Holz für ein Lagerfeuer zusammenzutragen. Der Anblick von Kawrin entlockte Selira ein kurzes Lachen, denn er war gerade dabei, den Vogel von seinem Federkleid zu befreien, und verschwand zunehmend in einer Wolke aus schneeweißen Daunen.
    »An Vögel kann ich mich noch erinnern«, erzählte sie merklich gelöst, »allerdings nicht an so gewaltige. Wir hatten zu Hause nur ein paar magere Hühner und am Strand gab es natürlich die ganzen Wasservögel. Die konnte man aber, soviel ich weiß, nicht essen. Das sieht ziemlich anstrengend aus, die ganzen Federn zu entfernen. Kann man die denn nicht dranlassen, wenn man das Tier brät?«
    »Ich glaube nicht«, antwortete Rai ohne großes Interesse. Schließlich wollte er nicht über Geflügelzubereitung reden. »Kannst du mir verraten, was dieser Herak eigentlich vorhat?«, erkundigte er sich mit gesenkter Stimme. »Will er tatsächlich einen Streit mit uns vom Zaun brechen?«
    Überrascht von diesem unvermittelten Themenwechsel wandte sich Selira dem Tileter zu. »Wie meinst du das? Er hat doch nur gesagt, dass wir die Anwesenheit von Minenarbeitern in Xelos’ Hallen als störend empfinden.«
    »Was heißt denn ›wir‹?«, bohrte Rai nach. Dass sie Herak verteidigte, ließ den Tileter seinen Vorsatz, sich diesmal nicht mit ihr zu streiten, sogleich wieder vergessen. »Ich kann einfach nicht glauben, dass du seine Meinung teilst! Es ist doch total unsinnig, dass er die bereits gegrabenen Gänge nun plötzlich als heilig betrachtet.«
    »Das hat er ja auch nicht gesagt«, entgegnete Selira nun ihrerseits aufgebracht, »aber wir glauben eben, dass das Rötelmeißeln in der Nähe der heiligen Hallen nicht nach Xelos’ Wunsch ist.«
    »Da war schon wieder dieses ›wir‹!«, bemerkte Rai verächtlich. »Hast du denn keine eigene Meinung?«
    Sie stemmte wütend die Hände in die Hüften. »Natürlich habe ich die, nur kann in einer Gemeinschaft eben nicht immer jeder seinen Willen durchsetzen. Dass das jemand wie du nicht begreift, ist mir schon klar.«
    »Was soll denn das jetzt heißen?«, erkundigte sich Rai beleidigt.
    »Nun ja, Rücksichtnahme und Kompromissbereitschaft scheinen nicht gerade zu deinen Stärken zu zählen. Offenbar warst du nie gezwungen, deinen Eigensinn zu überwinden, um in einer größeren Gruppe zusammenleben zu können.«
    »Entschuldige bitte«, entrüstete sich Rai, »aber ich bin nicht derjenige, der sich gegen eine gemeinsame Nutzung des Bergwerks sperrt. Verstehst du das unter Rücksichtnahme?«
    Selira schnaubte unwillig. »Wir haben lange und zum Teil auch durchaus hitzig darüber diskutiert, was nach dem Tod des Feuerherolds zu tun sei. Einig waren wir uns aber schnell darüber, dass unsere Glaubensgemeinschaft nicht zerbrechen soll. Xelos’ heilige Hallen müssen weiterhin vor Entweihung geschützt werden. Wir wollen ihm dadurch Ehre erweisen und unsere Dankbarkeit zeigen. Tatsächlich waren nicht alle der Ansicht, dass wir dazu weiterhin dort unten leben oder jeden anderen aus dem Bergwerk verbannen müssen. Aber die Mehrheit hat entschieden und ich muss mich fügen.«
    Rai ließ nicht locker. »Das heißt also, du würdest Heber bei uns bleiben und hättest auch nichts gegen eine weitere Ausbeutung der Mine einzuwenden?«
    Die Xelitin sah sich unsicher nach eventuellen Zuhörern um, aber von ihren Glaubensgenossen ließ sich niemand außerhalb des Lagerhauses blicken. »Wenn du es schon so genau wissen musst«, zischte sie Rai immer noch ärgerlich entgegen, »dann lautet die Antwort Ja. Aber das hat keine Bedeutung, denn mein Leben gehört Xelos und ich werde unsere Gemeinschaft nicht einfach so verlassen. Das musst du endlich einsehen!«
    Rais Betroffenheit nach dieser endgültig klingenden Äußerung war so offensichtlich, dass Selira ihn erstaunt betrachtete. »Warum ist dir das denn so wichtig? Ich kann ja verstehen, dass ihr das Erz braucht, um Handel zu treiben, aber weshalb spielt es eine Rolle, ob wir nun hier oben oder in unseren Höhlen leben?«
    »Du hast recht«, antwortete Rai betrübt, »es ist bedeutungslos. Du kannst natürlich leben, wo es dir gefällt oder eben wo es diesem Herak gefällt. Alles andere spielt keine Rolle.« Mit diesen Worten ließ er sie allein und suchte in

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