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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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verteidigen, was bedeutet, dass es für sie weder einen Grund gibt, ihre Isolation aufzugeben und langsam auch zu einem Teil unserer freien Insel zu werden noch ihr Erz mit uns zu tauschen. Nicht mal die Androhung, den Minenausgang zu sperren oder Gewalt anzuwenden, bliebe uns als Option, um sie zu einem Umdenken zu bewegen. Dann können wir gleich zurück nach Tilet fahren und die Leute wieder um Kupfermünzen anbetteln.«
    Eingeschüchtert von dem unerwartet harschen Wortschwall, der sich gerade über ihn ergossen hatte, blinzelte Rai ein paar Mal ungläubig, bis sich schließlich doch noch Widerspruch in ihm zu regen begann: »Du willst die Xeliten wirklich wieder im Bergwerk einsperren oder gewaltsam gegen sie vorgehen, wenn sie nicht bereit sind, uns das Erz zu geben?«, fragte er empört.
    »Nein, das will ich selbstverständlich nicht«, gab Barat gereizt zurück, »aber dir wird doch hoffentlich klar sein, wie wichtig der Rötel und die daraus hergestellten Schmiedewaren für uns sind, um unsere freie Insel hier wirklich am Leben zu erhalten. Wir brauchen etwas, um Handel zu treiben, sonst werden wir weder den Erhalt noch die Verteidigung der Insel dauerhaft bezahlen können, geschweige denn ein angenehmes Leben auf Andobras führen. Und es schadet nie, das eine oder andere Druckmittel im Notfall zur Verfügung zu haben, auch wenn man eigentlich nicht bereit ist, davon Gebrauch zu machen. Dennoch trägt es ungemein zum Erhalt eines friedlichen Zusammenlebens bei, wenn der Gegner sich bewusst ist, dass er im Fall einer Auseinandersetzung den Kürzeren ziehen wird. Wenn sie aber den Wachturm in die Finger bekommen, dann ist unsere Überlegenheit hinfällig.«
    Da Rai zwar einsehen musste, dass er sein Angebot an die Xeliten wirklich ein wenig übereilt vorgebracht hatte, dies jedoch Barat gegenüber nicht so einfach eingestehen wollte, antwortete er trotzig:
    »Na und? Deswegen brauchst du mich noch lange nicht so anzuraunzen wie irgendeinen dahergelaufenen Straßenköter. Ich hatte eben gedacht, dass es für manche Xeliten vielleicht ganz schön wäre, wenn sie auch an der Oberfläche leben könnten, und dazu würde sich der Wachturm doch gut eignen! Die Xelosdiener sind nämlich nicht einfach nur unsere Gegner, wie du sie nennst, sondern Menschen wie wir, die die gleichen Freiheiten bekommen sollten wie alle anderen auf deiner ›freien‹ Insel auch.«
    Obwohl Rai zu seiner Verteidigung das Erstbeste vorgebracht hatte, das ihm in den Sinn gekommen war, schien das Gesagte seinen älteren Gefährten nachdenklich zu stimmen. Beflügelt von diesem unerwarteten Erfolg setzte der kleine Tileter nach: »Dieser Herak ist ja auch nicht dumm. Der weiß ganz genau, dass er den Zugang zur Oberfläche für sich und seine Leute sicherstellen muss, wenn er nicht völlig von uns abhängig bleiben will. Also solltest du ihm schon was anbieten, das er auch annehmen kann, wenn wir mit den Xeliten ins Geschäft kommen wollen. Wir könnten ja zum Beispiel den Turm gemeinsam bemannen, jeweils gleich viele von ihnen und uns. Dann kann keiner den anderen übervorteilen.«
    Barat rieb sich gedankenvoll die Nase. »Du denkst schnell, aber auch bisweilen reichlich wirr, junger Rai. Mit einigem hast du schon recht, wenngleich es besser gewesen wäre, das vorher mit mir zu besprechen. Jetzt muss ich nämlich zusehen, wie ich deinen Vorschlag mit dem Wachturm so umbiege, dass sowohl die Xeliten als auch wir damit leben können.«
    »Das wirst du schon schaffen«, erwiderte Rai erleichtert über Barats versöhnlichen Tonfall. Er grinste verschmitzt. »Es sei denn, du hast all deine schmeichelhaften Worte gerade an mich vergeudet. Aber wir müssen jetzt sowieso wieder zurück zu den anderen, die schauen nämlich schon so komisch zu uns herüber.«
    Barat schnitt eine Grimasse und kehrte dann mit Rai im Gefolge zum Lagerfeuer zurück. Dort setzte er wieder sein gewinnendstes Lächeln auf und wandte sich von Neuem an die Xeliten: »Nach dieser kurzen Unterbrechung möchte ich noch einmal auf den Vorschlag meines jungen Gefährten zu sprechen kommen. Selbstverständlich können wir nachvollziehen, dass es für euch unerlässlich ist, den Förderkorb am Ausgang der Mine in sicherer Obhut zu wissen. Genauso werdet ihr zweifellos Verständnis dafür aufbringen, dass wir ein ausreichendes Maß an Sicherheit für unsere Leute in der Schmiedesiedlung gewährleisten müssen. Daher wäre unser Vorschlag zur Güte, dass wir gemeinsam den Wachturm

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