Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
Vom Netzwerk:
der Abgeschiedenheit des nahen Waldes Zuflucht.

    Der verführerische Duft, der von dem über dem Feuer brutzelnden Vogelbraten ausging, lockte einige Stunden später alle wieder vor das Lagerhaus. Die Xeliten hatten zwar bereits mit großer Begeisterung die rotgelben Früchte vertilgt, die von Kawrin und Rai aus dem Wald mitgebracht worden waren, dies hielt sie jedoch nicht davon ab, sich voller Freude auf das saftige Fleisch zu stürzen, das Kawrin mithilfe seiner Dolche in kleinen Portionen heruntersäbelte. Das schwere Tier reichte kaum aus, um den Hunger der annähernd dreißig Personen, die sich um das Lagerfeuer versammelt hatten, hinlänglich zu stillen. Dennoch herrschte nach dieser herzhaften Mahlzeit besonders unter den Xeliten wohlige Zufriedenheit, schließlich hatten sie solch einen Genuss seit Jahren nicht mehr schmecken dürfen. Anscheinend bewirkte ihr gefüllter Magen sogar, dass sie ihr Unwohlsein angesichts der ungewohnten Weite außerhalb des Vorratslagers vergessen konnten. Selbst Herak ließ sich zu einigen knappen Dankesworten an ihre Gastgeber hinreißen, was Barat sogleich zum Anlass nahm, die ins Stocken geratenen Verhandlungen mit dem Xelitenführer wieder aufzunehmen:
    »Nachdem wir nun alle diese willkommene Stärkung erfahren haben«, begann er mit einem versöhnlichen Lächeln, »würde ich doch gerne ein paar Dinge von Euch erfahren, Herak, die mir bislang noch unklar sind. Offenbar wünscht ihr, nicht dauerhaft an der Oberfläche zu bleiben, sondern nur gelegentlich zur Beschaffung von Vorräten heraufzukommen. Aber wie habt ihr Euch das vorgestellt, wenn ich fragen darf? Sollen Eure Leute im Wald jagen gehen oder wollt ihr in der Stadt Vorräte erwerben?«
    Herak missglückte der Versuch, seine Ratlosigkeit zu überspielen. Es war offensichtlich, dass er sich über diesen Aspekt noch keinerlei Gedanken gemacht hatte. »Wir werden jagen gehen«, antwortete er dann mit vorgeblicher Entschlossenheit.
    »Aber um solche Tiere wie diesen Vogel zu erlegen, der Euch offenbar so vorzüglich gemundet hat, benötigt man Waffen, am besten einen Bogen oder einen Spieß. Selbst um Früchte zu ernten, ist meist ein scharfes Messer erforderlich. Soviel ich gesehen habe, verfügt aber keiner von euch über eine derartige Ausstattung, geschweige denn über irgendwelche Erfahrung in solchen Dingen. Wie also wollt Ihr das bewerkstelligen?«
    Der junge Xelitenführer setzte ein strenges Gesicht auf, um seine Unsicherheit zu überspielen. »Nun, dann werden wir eben alles Nötige an Ausrüstung und Anleitung von euch erbitten müssen.«
    Rai, der wegen Seliras Zurückweisung immer noch trübselig an einem Flügelknochen nagte und dem Gespräch bislang wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht hatte, horchte auf. Es war wirklich immer wieder beeindruckend, wie Barat es verstand, mithilfe seiner Worte genau an den von ihm gewünschten Punkt zu gelangen, dachte er. Denn so gut kannte Rai seinen Tileter Kameraden inzwischen, dass er wusste, worauf der gerissene Veteran gerade abzielte. Offenbar hatte er die längere Verhandlungspause, in der das Essen zubereitet worden war, zu nutzen gewusst, um seinen Ärger über den engstirnigen Xelitenführer herunterzuschlucken und sich stattdessen einen neuen Schlachtplan zurechtzulegen, wie er bei den Verhandlungen doch noch sein Ziel erreichen konnte.
    »Euer Vertrauen ehrt uns natürlich«, erwiderte Barat in ausgesucht höflichem Tonfall, »und wir würden mit Freuden helfen, wenn nicht unsere eigene angespannte Lage eine solche Hilfsbereitschaft vereiteln würde. Denn noch gibt es nichts, womit die früheren Minenarbeiter in der Stadt ihr Brot verdienen könnten, und somit haben wir selbst kaum genug zum Überleben. Auch wenn wir das noch so gerne tun würden, aber im Moment können wir es uns unmöglich erlauben, allzu freigiebig mit unseren Vorräten, Waffen oder Kenntnissen zu sein – zumindest ohne dass dies mit einer entsprechenden Gegenleistung abgegolten wird.«
    Misstrauisch kniff Herak die Augen zusammen. »Was hattet Ihr Euch denn als Gegenleistung vorgestellt? Ihr wisst doch sehr gut, dass wir außer der göttlichen Gnade kaum etwas unser Eigen nennen dürfen.«
    Barat faltete die Hände und setzte ein unschuldiges Gesicht auf. »Das kann ich Euch natürlich nicht vorschreiben, aber läge es nicht nahe, uns etwas anzubieten, an dem wir großes Interesse haben.«
    Erzürnt verschränkte der Xelit die Arme vor der Brust. »Das ist nicht verhandelbar. Ich

Weitere Kostenlose Bücher