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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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stoßen. Es ist schwer, sich an all das hier zu gewöhnen. Vor allem das Gefühl, nicht ständig von schützenden Felswänden umgeben zu sein, ist sehr … wie soll ich sagen … man kommt sich sehr klein und verloren vor. Aber ich danke Euch für Eure netten Worte, Barat.«
    »Ihr wollt wieder zurück?«, fragte Rai entgeistert. »Das kann doch nicht dein Ernst sein!«
    Seliras Brauen zogen sich ärgerlich zusammen. »Doch, natürlich ist das mein Ernst, auch wenn du das nicht verstehen kannst. Wir haben unser halbes Leben im Bergwerk verbracht. Als wir die Oberwelt verlassen haben, waren wir noch Kinder. Dort unten befindet sich unsere Heimat, die Umgebung, die uns vertraut ist. Das heißt nicht, dass wir die Oberfläche weiterhin meiden wollen, aber möglicherweise werden viele von uns nur zu kurzen Aufenthalten für die Nahrungsbeschaffung und Ähnliches nach oben kommen.«
    »Aber …«, Rai suchte verzweifelt nach Argumenten, »hier ist es hell, hier seid ihr frei, es gibt so viel Wasser, wie ihr wollt, und ihr könnt andere Menschen kennen lernen. Interessiert dich das gar nicht?«
    »Jetzt lass sie doch in Ruhe«, schaltete sich Kawrin ein und trat neben sie. »Ich würde vorschlagen, dass wir erst einmal alle ins Vorratslager gehen. Dort seid ihr wieder von Mauern umgeben und könnt euch sicher fühlen. Dann sehen wir mal, ob sich da nicht noch etwas Nahrhaftes auftreiben lässt. Ihr werdet wahrscheinlich schon ewig nichts Vernünftiges mehr gegessen haben, stimmt’s?«
    Dieser Vorschlag wurde von Selira mit einem erfreuten
    Nicken begrüßt. »Das ist wahr«, bestätigte sie lachend und blickte sich nach ihren Glaubensgenossen um. »Ich vermute, die Aussicht auf etwas wirklich Genießbares hat so manchen meiner Brüder und Schwestern überhaupt erst hierhergelockt.« Ihr Blick fiel dabei auf einen Xeliten, der in unmittelbarer Nähe stand und das Gespräch aufmerksam verfolgt hatte. Augenblicklich verflog ihre Fröhlichkeit.
    »Darf ich euch bei dieser Gelegenheit Herak vorstellen«, sagte sie, während sie respektvoll auf den etwa achtzehnjährigen Xelosdiener wies, dessen Gesicht von mindestens einem Dutzend Brandmalen gezeichnet war. »Er ist nun der Älteste unter uns und wurde daher zum neuen Anführer bestimmt.«
    Herak nickte den Umstehenden höflich zu, musterte sie dann aber weiterhin nur schweigend und mit unverhohlenem Misstrauen. Mindestens ebenso grimmig blickte unterdessen Rai in die Runde, dem es nach Barats bloßstellender Äußerung gegenüber Selira und der unverschämten Einmischung Kawrins bei dem Versuch, die Xelitin von den Vorteilen des Lebens an der Oberfläche zu überzeugen, gar nicht mehr zum Lachen zumute war. Wie kam es nur, dass Rai ständig mit Selira in eine Auseinandersetzung geriet, obwohl er sich doch eigentlich um ihre Gunst bemühte? Und warum nutzte Kawrin Rais Unbeholfenheit so schamlos aus, um seinerseits bei der schönen Xelosdienerin Sympathien zu wecken? So etwas taten Freunde nicht und schließlich war Kawrin doch sein Freund oder etwa nicht?
    »Ich denke, es gibt einiges zu besprechen«, bemerkte Barat, »deshalb halte ich es für eine gute Idee, wenn wir uns alle in dem Lagerhaus versammeln. Wir sollten da genug Platz haben, denn das meiste, was dort stand, ist sowieso mitgenommen worden. Ich befürchte allerdings, dass dort kaum noch Nahrung zu finden ist, denn als wir nach dem Ausbruch aus der Mine mit allen befreiten Arbeitern hier gelagert haben, wurden so ziemlich alle Vorräte aufgebraucht. Aber vielleicht können Kawrin und Rai im Wald etwas Essbares besorgen, damit unsere Gäste«, dabei schenkte er Selira und Herak ein gewinnendes Lächeln, »wieder in den Genuss von frischen Früchten oder Beeren kommen.« Damit wandte er sich an seine beiden jüngeren Gefährten. »Unter Umständen lässt sich ja sogar irgendein Wild erlegen, was meint ihr?«
    Weder Kawrin noch Rai machten einen sonderlich begeisterten Eindruck über die Aufgabe, die Barat ihnen zugedacht hatte, stimmten jedoch schließlich zu. Während sich die Xeliten, Barat und die Minenarbeiter zum Lagerhaus hinaufbegaben, trotteten Kawrin und Rai in Richtung des nahen Waldes. Lange sagte keiner der beiden ein Wort, bis Kawrin dann, wohl hauptsächlich aus Langeweile, eine Unterhaltung anzufangen versuchte: »Und, was hältst du von diesem Herak? Seltsamer Geselle, oder was meinst du? Ich glaube, der ist kaum besser als der alte Anführer.«
    »Kann schon sein«, brummte Rai missmutig

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