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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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gäbe es für ihn, den baldigen Herrscher von Citheon, nichts Wichtigeres zu tun, als sich mit ihren nichtigen Problemchen zu befassen. Gerade jetzt wartete schon wieder eine Abordnung im Ratssaal darauf, ihrem zukünftigen König irgendwelche langweiligen Anliegen vorzutragen, mit denen sie im Rat kein Gehör fanden. Natürlich war Arden nicht ganz unschuldig an dieser mangelnden Verfügbarkeit der Ratsmitglieder, denn es hatte zu seinen ersten Anweisungen gehört, dass der Seewaither Rat nur noch viermal im Jahr tagen sollte und nicht mehr viermal im Jahresviertel wie bisher. Außerdem übte die Versammlung nur noch beratende Funktion aus, jegliche Entscheidungsgewalt lag von nun an bei ihm. Damit war es Arden gelungen, den Einfluss der lästigen Gilden und Adelsfamilien wesentlich zu beschneiden, allerdings hatte er sich auf diese Weise auch eine Fülle unvorhergesehener Arbeit aufgehalst.
    Weil er gerade nicht die geringste Lust verspürte, sich mit den aufdringlichen Bittstellern im Ratssaal zu befassen, hatte Arden die Flucht in das oberste Stockwerk des Gebäudes angetreten. Hier würde ihn wohl nicht einmal Meatril aufspüren, der Arden gewöhnlich in geradezu penetranter Gewissenhaftigkeit seine vermeintlich wichtigen Aufgaben als neuer Machthaber hinterher zutragen pflegte. Arden vermutete insgeheim, dass ihn Meatril um die Königswürde beneidete, denn warum sollte er sonst versuchen, ihm sein Amt derartig zu vergällen. Zu allem Überfluss hatte Meatril es auch noch irgendwie fertig gebracht, dass Daia keinerlei Interesse mehr an Arden zeigte, was den jungen Erenor zunehmend frustrierte. Hinzu kam noch die unerwartete Nachricht, dass wohl tatsächlich ein folgenreiches Stelldichein zwischen Tarana und Arton stattgefunden hatte, was sich Arden beim besten Willen nicht erklären konnte. Tarana war eine der faszinierendsten Frauen, die er kannte. Sie vermochte, sogar einem Frauenkenner wie ihm noch Rätsel aufzugeben, was sie natürlich nur umso reizvoller für ihn machte. Doch dass ausgerechnet seinem verdrießlichen Bruder gelungen war, was er selbst über lange Zeit vergeblich versucht hatte, ärgerte Arden gewaltig. Aber vielleicht ließ sich das Versäumte ja noch nachholen, jetzt wo Arton nicht mehr im Weg stand.
    Wenn er allerdings über seinen Bruder nachdachte, dann stiegen plötzlich die widersprüchlichsten Gefühle in ihm hoch. Er hätte es selbst nie für möglich gehalten, aber er vermisste Arton ein wenig. Gerade jetzt, da so viel Verantwortung auf Arden zu lasten begann, hätte er gerne wie früher das meiste davon auf seinen Bruder abgewälzt. Zwar übernahm nun beinahe wie von selbst Meatril diese Funktion, sodass viele unangenehme Aufgaben weiterhin von Arden ferngehalten wurden, jedoch hielt Meatril viel zu häufig Ardens persönliche Kenntnisnahme oder gar Beteiligung für notwendig. Arton hatte in diesen Fällen eher dazu geneigt, seinen kleineren Bruder aus allem herauszuhalten, das er für bedeutend erachtete, und ihm damit ein sorgenfreies Leben ohne belastende Pflichten ermöglicht. Sich so bequem auf das Polster der brüderlichen Bemühungen zu betten und dazu nichts beitragen zu müssen, das fehlte Arden doch sehr. Wenn ihm Arton auch stets verbissen und übellaunig vorgekommen war, so hatte er dennoch einen wichtigen Teil seines Lebens ausgemacht. Sein älterer Bruder war der Schatten gewesen, Arden das Licht. Aber jetzt war Arton für immer aus seinem Leben verschwunden.
    »Ach, hier bist du!«, rief Meatril und kletterte vollends durch die Speicherluke nach oben.
    Arden fuhr zusammen, als hätte ihn jemand mit der Hand im Honigtopf erwischt.
    »Was machst du denn hier oben?«, erkundigte sich Meatril erstaunt. »Die Abordnung der Seewaither Bürger hat ganze zwei Stunden auf dich gewartet!«
    »Na und?«, erwiderte Arden verstimmt. »Ich werde ja wohl als König das Recht haben, mich an einen ruhigen Ort zurückzuziehen, um mich zu sammeln. Vielleicht gibt es noch wichtigere Dinge zu bedenken als die Torzölle für Kohlköpfe und Möhren.«
    Meatril sah Arden verständnisvoll an. »Das was Tarana gestern im Königsrat gesagt hat, beschäftigt dich, nicht wahr? Dass Techel mit einem großen Heer nach Fendland zieht, ist ein beunruhigender Gedanke.«
    »Ja, das auch«, antwortete Arden, obwohl er an die drohende Schlacht mit den Armeen Citheons noch kaum einen Gedanken verschwendet hatte.
    »Aber nun haben wir ja einiges in die Wege geleitet, um dieser Gefahr angemessen begegnen

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