Das Vermächtnis der Schwerter
zu können«, stellte Meatril fest. »Wenn Targ und Deran die Unterstützung Nordantheons erwirken können und dazu noch Tarana die Istanoit auf unsere Seite bringt, dann stehen unsere Chancen gar nicht so schlecht. Das mit der Königssteuer ist auch schon auf den Weg gebracht. Heute Morgen habe ich bereits der Garde den Befehl erteilt, entsprechende Aushänge am Marktplatz anzubringen, damit sich die Leute darauf einstellen können. Die gleiche Anweisung ging per Botenreiter an alle Städte Fendlands. Jeder soll mit einem Zehnt seines Vermögens den Krieg gegen Jorig Techel unterstützen. Nahrung und Behausung werden bei der Ermittlung der Steuerlast nicht angerechnet, somit trifft es die Armen weniger hart als die Reichen. Ich denke, das ist in deinem Sinne.«
»Jaja, bestens«, bemerkte Arden fahrig. »Warten diese Nörgler jetzt immer noch im Ratssaal auf mich?«, fragte er unvermittelt.
»Nein«, gab Meatril lächelnd zurück, »sie sind gerade enttäuscht abgezogen. Aber vorhin ist noch ein Bote eingetroffen, der eine wichtige Nachricht überbringen sollte. Das dürfte dich interessieren.«
Arden verdrehte die Augen. »Worum geht es denn diesmal? Hat einer der Rundadeligen Wind von der Königssteuer bekommen und will sich beklagen?«
Meatril schüttelte den Kopf. »Der Bote wurde vom Cittempel geschickt.«
Nun schlichen sich unversehens erste Zeichen von Überraschung und Neugier auf Ardens Gesicht. »Vom Tempel? Was könnten denn diese kuttentragenden Freudenhasser von mir wollen?«
»Offensichtlich sind die Priester des Cit erlesenen Gaumen- und Augenfreuden durchaus nicht abgeneigt«, erwiderte Meatril nachdenklich, »denn der Bote überbrachte eine Einladung in die Goldene Grotte, wo du dich mit irgendeinem Tempeloberen treffen sollst. Vor dem Ratsgebäude wartet bereits eine Kutsche, die dich hinbringen soll.«
»Die Grotte!«, rief Arden erfreut. »Das nenne ich eine ausgezeichnete Wahl. Dort war ich schon eine ganze Weile nicht mehr und das ist eigentlich eine Schande. Die Tänzerinnen können einen regelrecht um den Verstand bringen, da vergisst man sogar das hervorragende Essen.«
»Findest du nicht auch«, gab Meatril zu bedenken, »dass das ein reichlich seltsamer Ort ist, um sich mit einem Gottesmann zu treffen? Du musst vorsichtig sein, schließlich wärst du nicht der Erste, den Jorig Techel heimlich beseitigen lässt.«
»Ach was«, widersprach Arden, »verdirb mir nicht mein Vergnügen. Wenn du darauf bestehst, kannst du ja mitkommen und mich beschützen.« Der junge Erenor bedachte Meatril mit einem spöttischen Grinsen.
»Wenn du nichts dagegen einzuwenden hast«, erklärte dieser ernst, »dann wäre ich tatsächlich gerne dabei. Wenn es hart auf hart kommt, gibt es wenigstens jemanden, der deinen Rücken deckt.«
»Bei den Göttern«, seufzte Arden theatralisch, »was müsst ihr alle nur immer so schwarzsehen! Lass uns dort einen netten Nachmittag verbringen, neuerdings bleibt für solche Sachen ohnehin viel zu wenig Zeit. Wir werden sehen, was dieser Priester zu sagen hat, und wenn er mir komisch kommt, dann wird er Ecorims Klinge zu spüren bekommen.« Er legte seine Hand großspurig auf den Knauf des makellos glänzenden Schwertes, das seit dem Überfall auf die Schule sein ständiger Begleiter war.
Meatril nickte erleichtert darüber, dass sich Arden wenigstens auf diese minimale Sicherheitsvorkehrung eingelassen hatte. »Gut. Wann willst du aufbrechen?«
»Wenn wir in die Grotte wollen«, gab Arden überschwänglich zurück, »dann kann ich da nicht in meinen ältesten Lumpen hin!« Er sah naserümpfend an sich herunter. »Ich brauche schon ein wenig Zeit, mich dem Anlass entsprechend zu kleiden.«
»Was soll ich dann dem Boten sagen, wann wir kommen?«, wollte Meatril wissen.
Arden machte eine wegwerfende Handbewegung, während er zielstrebig auf die Speicherluke zusteuerte. »Sag ihm gar nichts! Der wird schon warten, wenn er nicht den Groll des zukünftigen Königs auf sich ziehen will.« Er lachte unbekümmert und kletterte die Leiter hinab, die ins darunterliegende Stockwerk führte.
Die Goldene Grotte lag zwei Straßenzüge entfernt vom Hafen, in einem Viertel von Seewaith, wo zu dieser frühen Stunde noch wenig Betrieb herrschte. Erst wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war, erwachten die Straßen in dieser Gegend zum Leben, denn dann öffneten die meisten der Spelunken, die sich hier aneinanderreihten wie Weinkrüge auf einem Wirtshaustresen. Schon
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