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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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der Eingang der Goldenen Grotte unterschied sich in mehrerer Hinsicht von den allgegenwärtigen, eher schmuddelig wirkenden Schankstuben. Zunächst einmal suchte man hier vergeblich nach einer Tür, stattdessen führte lediglich eine steile Treppe nach unten. Nur ein kleines, aber auf Hochglanz poliertes Messingschild an der Seitenwand neben der Treppe verriet den Namen dieser Einkehr und wies darauf hin, dass dort nur geladene Gäste willkommen waren.
    Der Bote, welcher zugleich auch die Kutsche gelenkt hatte, in der Arden und Meatril zu ihrem Treffpunkt mit dem Citpriester gebracht worden waren, schritt als Erster die Treppen hinab, vergewisserte sich jedoch mehrfach, dass die Ecorimkämpfer auch wirklich folgten. Die letzte Stufe endete unmittelbar vor einem rot bemalten und mit Blattgold verzierten Tor, das nach oben hin spitz zulief. Der Bote klopfte dreimal, worauf sich eine kleine Klappe in Kopfhöhe auftat. Nachdem er durch die entstandene Öffnung ein paar geflüsterte Worte mit einer Person hinter der Tür gewechselt hatte, wurde das Tor schließlich von innen entriegelt und schwang geräuschlos auf. Graue Nebelschwaden trieben ihnen aus der Goldenen Grotte entgegen. Ein schwerer, süßlicher Duft hing in der Luft. Wände und Decken waren allesamt mit rotem Brokatstoff verhangen, dessen eingewobene Gold- und Silberfäden geheimnisvoll im Licht der vereinzelten Öllampen glitzerten. Eine eigentümliche Melodie, begleitet vom bedächtig stampfenden Takt dumpfer Trommelschläge, drang durch den Dunst an ihre Ohren, was der ganzen Szenerie die beklemmende Faszination eines Fiebertraums verlieh.
    Der Bote geleitete sie tiefer hinein in diese rauchumwaberte Schattenwelt, während hinter ihnen die schweren Torflügel wieder ins Schloss glitten. Sie erreichten einen runden Raum, in dessen Mitte eine grazile Schönheit im Rhythmus der Musik ihre Hüften wiegte. Die Tänzerin war nur mit einem weißen Tuch bekleidet, das aber so kunstvoll um ihren Körper geschlungen war, dass nichts unbedeckt blieb. Dennoch konnten weder Meatril noch Arden ihren Blick von der anmutigen Gestalt lösen, denn jede ihrer Bewegungen schien einen Zauber über den Raum zu legen, dem sich kaum ein Zuschauer zu entziehen vermochte. Ringsherum gab es durch schwere Samtvorhänge abgetrennte Logen mit zahlreichen weichen Kissen und niedrigen Tischen darin. Vereinzelt hatten dort bereits Gäste Platz genommen, um die Darbietung zu genießen. Vor einigen dieser Nischen waren auch die Vorhänge zugezogen, damit die Gäste darin ungestört sein konnten.
    Mit offenkundigem Bedauern mussten die beiden Ecorimkämpfer schließlich das hypnotische Hüftenspiel der Tänzerin hinter sich lassen. Sie folgten dem Boten durch einen weiteren, ähnlich gestalteten Raum, in dem jedoch weder Gäste noch eine Tänzerin zugegen waren, bis zu einer ebenfalls in Rot und Gold gehaltenen Tür am Ende eines langen Ganges.
    »Hier hinten war selbst ich noch nicht«, raunte Arden seinem Begleiter Meatril zu. »Das sind die Gemächer für ganz private Feierlichkeiten.« Er zog bedeutungsvoll die Augenbrauen nach oben.
    Unterdessen hatte der Bote sanft geklopft und nach einem bestätigenden »Ja« aus dem Inneren des Raumes die Tür geöffnet. Mit einer höflichen Geste bedeutete er den Ecorimkämpfern, einzutreten, folgte selbst jedoch nicht, sondern zog leise die Tür hinter sich zu. Während sich Arden interessiert die Ausstattung des luxuriösen Hinterzimmers besah, wirkte Meatril zunehmend angespannt, als vermute er jeden Moment einen Hinterhalt. Auf der linken Seite dieses rechteckigen und mit teuren Stoffen und Teppichen ausgehängten Raumes führten zwei Stufen in einen tiefer gelegenen Bereich, der an allen Wänden mit dunklen Fließen ausgekleidet war. Dort befand sich, eingelassen im ebenfalls gefliesten Boden, ein wassergefülltes Bassin, aus dem wohligen Tannenduft verströmende Dämpfe aufstiegen. Rechter Hand türmten sich dutzendweise rote Samtkissen, die um einen quadratischen Marmortisch gruppiert waren, auf dem erlesene Speisen und einige Karaffen mit Wasser und Wein angerichtet waren. In dem dämmrigen Schein zweier Öllampen hätte man beinahe die gedrungene Gestalt übersehen können, die es sich dort, halb versunken in einem der Polsterberge, bequem gemacht hatte.
    »Ich muss zugeben«, begann der Unbekannte, »dass es sich auch so fern von der Hauptstadt durchaus gut leben lässt.« Er steckte etwas in seinen Mund und begann, geräuschvoll darauf

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