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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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einem so hochgestellten Offizier wenigstens eine grundlegende Behandlung seiner Verletzung angedeihen zu lassen, andererseits wollte er sich Garlan natürlich auch gewogen stimmen für ihr bevorstehendes Gespräch.
    Nachdem Barat mit seinem Verbandszeug unter dem Arm die muffige Zelle betreten hatte, setzte sich der Kommandant mit erstaunlicher Gewandtheit kerzengerade auf und fixierte Barat mit kühler Verachtung in den Augen. Barat nickte ihm kurz zu und begann dann, wortlos den alten Verband abzunehmen. Garlan ließ die Behandlung ebenso schweigend und beinahe ohne ein Zeichen des Schmerzes über sich ergehen, selbst das Beträufeln mit Rum nötigte ihm nur ein unterdrücktes Stöhnen ab.
    Als Barat fertig war, meinte er zufrieden: »Die Blutung ist gestoppt, kein Anzeichen für eine Entzündung, alles deutet daraufhin, dass der Arm gut verheilen wird.«
    Feindselig kniff Garlan die Augen zusammen. »Dann wird meine Hand wieder nachwachsen?«, erkundigte er sich sarkastisch.
    Barat räusperte sich peinlich berührt. »Zumindest werdet Ihr nicht auch noch wegen Wundfieber Euren Arm oder Euer Leben verlieren. Ist die Wunde nach dem Kampf ausgebrannt worden?«
    Der Kommandant verzog das Gesicht. »Das war ein echter Spaß«, erwiderte er. »Das könnte ich jeden Tag haben.«
    »Ich weiß«, bestätigte Barat mit einem mitfühlenden Lächeln, »aber das hat Euch vermutlich das Leben gerettet. Natürlich sind das unglaubliche Schmerzen, ich kenne das.«
    »Ach ja?« Garlan zog zweifelnd eine Augenbraue hoch.
    Barat öffnete kurzerhand sein Hemd und deutete auf eine knotige Narbe auf seiner Brust. »Ein Pfeil vor Arch Themur. Hat meinen Harnisch durchschlagen, als wäre er aus Butter. Eine Handbreit weiter links und er hätte mein Herz getroffen. Der Wundarzt hat die Spitze rausgezogen, ein glühendes Eisen reingehalten und ist dann zum nächsten Patienten gegangen. Die ganze so genannte Behandlung hat nur wenige Augenblicke gedauert, alles bei vollem Bewusstsein. Aber ich hab’s überlebt und die Genesungszeit ersparte mir zwei Wochen Kampf.«
    Garlan zögerte kurz, dann nickte er anerkennend. »Ihr habt bei Arch Themur gedient? Welche Einheit?«
    »Karwanders Purpurköpfe«, antwortete Barat nicht ohne Stolz.
    Der Kommandant pfiff leise durch die Zähne. »Die persönlichen Infanterietruppen des Königs. Sind die nicht bei der Erstürmung der Ehernen Feste fast vollkommen aufgerieben worden?«
    »Von der ganzen Kompanie haben elf überlebt«, erklärte Barat mit gesenktem Blick. »Einer aus zwanzig. Nach der Schlacht wurden wir vom neuen König aus dem Heer entlassen, ohne Ehrung, nur mit einer kleinen Abfindung. Ich bin im Rang eines Gefreiten ausgeschieden.«
    »Und habt Euch dann dazu entschlossen, ein räuberischer Halunke zu werden«, stellte der Kommandant geringschätzig fest. »Damit erweist Ihr Eurer Truppe wahrlich keine Ehre.«
    »Techel hat mich dazu gebracht«, entgegnete Barat und zeigte sich angesichts dieser Anschuldigung ungerührt. »Sein schändliches Umspringen mit dem rechtmäßigen Thronfolger Ecorim und allen, die ihm verbunden waren, ist der Grund dafür, dass ich heute hier bin. Aber ich kann mir vorstellen, dass auch Ihr Euren Aufenthalt auf der schönen Insel Andobras dem guten König Jorig zu verdanken habt. Wahrscheinlich war das die Strafe dafür, dass Ihr ihm das schwarze Schwert nicht wiederbringen konntet.«
    Garlan dachte einen Augenblick angestrengt nach, bis er schließlich überrascht die Augen aufriss. »Ich wusste doch, dass ich Euch irgendwoher kenne. Ihr wart der dreiste Kerl, der sich in der Nacht, als das Schwert verschwand, als Weinhändler ausgab und mich mit der Geschichte von den betrunkenen Wachleuten zum Narren hielt!« Der Kommandant ließ ein ärgerliches Knurren hören. »An Euch ist wahrlich ein Schauspieler verloren gegangen.«
    »Danke«, erwiderte Barat mit einem verschmitzten Grinsen, »ich tat mein Bestes.«
    »Und was soll jetzt mit mir und meinen Männern geschehen?«, wollte Garlan unvermittelt wissen. »Gewährt Ihr uns eine ordentliche Hinrichtung oder lasst Ihr uns einfach in diesem Loch verfaulen?«
    »Oh, nichts dergleichen«, antwortete Barat. »Ihr werdet freigelassen.«
    Misstrauisch musterte Garlan den alten Soldaten, der da so selbstsicher neben ihm auf dem Strohlager saß, als empfinge er den Kommandanten in der Wohnstube bei sich zu Hause. »Ist das Euer Ernst?«
    »So, wie ich es sage«, beteuerte Barat. »Ihr könnt als freier Mann auf

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