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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Geldsummen verfügen wir natürlich nicht, woher sollten die auch kommen?«
    »Habt ihr denn nicht den Tempel nach Gold durchsucht?«, wollte Garlan wissen.
    »Jetzt fangt Ihr auch noch mit diesem Tempelschatz an!«, stöhnte Barat. »Ja, wir haben im Tempel gesucht, aber rein gar nichts gefunden, außer der vergoldeten Kugel auf dem Dach. Aber die ist ein wenig groß, um sie als Zahlungsmittel zu benutzen.«
    »Nein, nein, ich spreche von Münzen, Golddublonen«, beharrte der Kommandant. »Ich war zwar nicht lange auf Andobras, aber dass in diesem Tempel höchst merkwürdige Geschäfte getätigt wurden, ist mir nicht entgangen. Es wurden ganze Wagenladungen mit Schmiedegütern wie die Schwerter, die ihr im Keller gefunden habt, in den Tempel geschafft und mit barer Münze bezahlt. Die Lieferungen kamen aus der Schmiedesiedlung hier auf Andobras, und zwar meistens nachts. Wozu die Priester solche Unmengen an Waffen brauchen, weiß ich nicht, scheint fast so, als rüsten sie sich für einen Krieg. Jedenfalls wurden die diensthabenden Wachen bestochen, damit sie in die andere Richtung schauen. Das Ganze war anscheinend unter dem alten Kommandanten schon zu einer Art Selbstverständlichkeit geworden, sodass sich die Männer gar keine große Mühe gaben, ihr verwerfliches Tun vor mir zu verbergen. Ich hatte eigentlich vor, den Tempelvorsteher und meine Offiziere deswegen zur Rede zu stellen und nach meiner Rückreise dem König über diese Unregelmäßigkeiten Bericht zu erstatten, aber dazu ist es ja dank Euch nicht mehr gekommen.«
    Barat rieb sich nachdenklich die Stirn. »Ihr meint also, zum Bezahlen all dieser Waren müssten die Priester hier irgendwo Gold versteckt haben. Aber wo sollte das sein?«
    »In solch einem großen Gebäude gibt es immer Mittel und Wege, wichtige Dinge verschwinden zu lassen.« Garlan zuckte die Schultern. »Am besten, Ihr fragt den Erleuchteten Nataol, wo er das nötige Kleingeld für seine dubiosen Machenschaften aufbewahrt hat. Und wenn er leugnet, etwas davon zu wissen, dann sagt Ihr einfach, ich hätte ihn eines Nachts bei einem solchen Geschäft selbst beobachtet und auch gesehen, wie seine Priester meinen Soldaten mehrere Golddublonen zugesteckt haben.«
    »Dann kommt doch gleich mit«, schlug Barat vor. »Schließlich seid Ihr ab jetzt ein freier Mann. Oder fühlt Ihr Euch noch nicht stark genug, für solch eine Angelegenheit?«
    »Ha! Diesen selbstgefälligen Hohepriester um das Gold zu erleichtern, mit dem er meine Leute bestechen wollte, wird mir ein Vergnügen sein.« Der Kommandant erhob sich schwerfällig, aber ohne die von Barat gebotene Hand zu ergreifen. »Der Schatz wird uns das Leben hier wesentlich erleichtern, denn wie sagt man so schön: ›Gold ist des Glückes Sold.‹ Vielleicht ist Eure Idee gar nicht so verrückt, Andobras dauerhaft unabhängig zu machen.«
    Barat klopfte Garlan freundschaftlich auf die Schulter. »So gefallt Ihr mir.«
    Damit verließen sie die Zelle.

    Ausgefranste weiße Wolken trieben über den blauen Himmel. Das Meer erstreckte sich unter Cits leuchtendem Auge glitzernd bis zum Horizont. Einige kleine Segel waren auf dem Wasser auszumachen, aber sie schienen angesichts der Weite des Ozeans so unbedeutend wie Stofffetzen, die der Wind vor sich hertrieb. Tief unten lagen die Häuser der Stadt Andobras. Dunkel und schäbig wirkten sie vor der gleißenden Meereskulisse.
    Arton saß auf dem Gipfel eines kahlen Hügels, der die Stadt Andobras von dem Urwald im Inselinneren trennte. Der Krieger war nach dem Vorfall mit Belena und Rai einfach ziellos dem Weg zur Mine gefolgt und hatte sich dann irgendwann linker Hand über Geröllfelder und durch Gestrüpp bis zu dieser felsigen Erhebung durchgeschlagen, die er dann kurzerhand erklommen hatte. Von hier aus konnte man weite Teile der Insel überblicken: Auf der dem Meer zugewandten Seite lag am Fuße des Hügels die Stadt Andobras, auf der anderen, vom Meer abgewandten Seite erhob sich weiter im Inselinneren und etwas zur Rechten majestätisch die Gebirgskette, in deren Sockel die Stollen des Erzbergwerks getrieben worden waren. Der Rest des Eilands schien hauptsächlich von endlosen Urwäldern bedeckt zu sein, lediglich ganz im Westen gab es ein Gebiet, wo der Wald sich lichtete und die Sonnenstrahlen von mehreren kleinen Wasserflächen zurückgeworfen wurden. Möglicherweise handelte es sich dabei um ein ausgedehntes Sumpfgebiet.
    Dieser Hügel, auf dem Arton nun schon seit Sonnenaufgang saß, war

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