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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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alles aufzuspießen, was noch zuckt.«
    »Seht Ihr«, gab Barat gelassen zurück, »genau wegen solcher Informationen brauchen wir Euch. Jetzt weiß ich schon, dass die Reichweite der königlichen Geschütze etwa eine halbe Meile beträgt. Wenn Ihr Euer Wissen in den Dienst der Verteidigung dieser Insel stellt, dann steigen unsere Chancen auf einen Sieg.«
    »Einen Sieg?«, wiederholte der Kommandant ungläubig. »Ihr wollt also wirklich abwarten, bis die königliche Flotte hier auftaucht und es dann mit ihnen ausfechten? Das ist tollkühn, um nicht zu sagen dumm.«
    »Hättet Ihr es denn vorher für möglich gehalten«, hielt Barat entgegen, »dass wir mit einem Haufen schlecht ausgebildeter, halb verhungerter Minensklaven Eure uneinnehmbare Festung stürmen? Kommandant Garlan, Ihr mögt ein wackerer Kämpfer und geschickter Stratege sein, aber vom Geist der Menschen versteht Ihr nicht viel. Es ist die Hoffnung, die die Menschen antreibt und die ihnen Kraft gibt, über sich selbst hinauszuwachsen. Von dieser Hoffnung auf eine bessere Zukunft wurdet Ihr besiegt und diese Hoffnung wird letzten Endes auch die königlichen Truppen niederringen.«
    Der Kommandant schenkte Barat einen langen, abschätzenden Blick. »Ich bezweifle immer noch, dass diese Hoffnung, von der Ihr dauernd sprecht, den Harnisch eines Schwarzlanzers durchschlagen oder den Stein eines Katapults aufhalten kann. Aber ich mag Herausforderungen und eine solche stellt die Verteidigung dieser Insel zweifellos dar. Was jedoch gibt Euch die Gewissheit, dass ich nicht überlaufen werde, sobald die königliche Flotte in diesen Gewässern ankommt?«
    »Ihr werdet mir Euer Soldatenehrenwort geben«, erklärte Barat wie selbstverständlich. »Das genügt mir.«
    Garlan lachte. »Ihr wollt mich bei meiner Ehre packen? Wer sagt Euch, dass ich die überhaupt besitze?«
    Barats Gesicht wurde vollkommen ernst. »Ich war lange genug selbst Soldat, da erkennt man einen Mann mit Ehre im Leib auf hundert Schritt im Vorbeireiten.«
    Nachdenklich nickte der Kommandant. »Ich werde das irgendwann bereuen, aber gut, Ihr habt mein Ehrenwort als Soldat. Ich werde nicht überlaufen und ich unterstütze Euch nach bestem Wissen, diese verfluchte Insel zu verteidigen. Dafür müsst Ihr mir aber Euer Wort geben, dass meine Männer ebenso wählen dürfen wie ich, ob sie bleiben oder gehen wollen.«
    »Das verspreche ich«, bestätigte Barat lächelnd. »Dann haben wir eine Übereinkunft?«
    »Ja«, brummte Garlan. »Nach Tilet kann ich nicht zurück, mir fehlt das Geld, um mich irgendwo anders zur Ruhe zu setzen, und als Söldner wird mich ohne meine Schwerthand auch niemand haben wollen. Also, warum nicht einem verrückten Gauner helfen, seine gestohlene Insel zu verteidigen?« Garlan musste schmunzeln. »Immerhin kann ich auf diese Weise wenigstens noch Techel ein wenig ärgern, bevor ich abtrete.«
    »Mögen die Götter geben, dass bis dahin noch viele Jahre ins Land gehen«, meinte Barat aufmunternd.
    »Ich glaube nicht an eure Götter«, entgegnete der Kommandant nüchtern, »ich komme aus Jovena. Daher werde ich wohl nicht auf ihren Beistand vertrauen können, sondern muss mich auf die weltlichen Hilfsmittel konzentrieren, die mir für meine Aufgabe zur Verfügung stehen. Wie sieht es also zum Beispiel mit unserer Bewaffnung, den Rüstungen und der Versorgung mit Nahrung aus? Wie viele Waffenfähige gibt es, wie schätzt Ihr deren Fähigkeit an der Waffe ein? Stehen uns vielleicht Geldmittel zur Verfügung, um zusätzliche Söldner anzuheuern?«
    Barat räusperte sich zunächst überrascht von dieser großen Zahl Fragen, die der Kommandant so unvermittelt an ihn gerichtet hatte, bemühte sich dann jedoch, im gleichen sachlichen Tonfall zu antworten: »Unsere Bewaffnung ist gut, wir haben hier in den Kellerräumen des Tempels mehr Schwerter gefunden, als es Wehrfähige auf Andobras gibt. Ebenso sind einige Bogen und Armbrüste vorhanden. Rüstungen sind dagegen etwas knapp. Unsere Nahrungsvorräte neigen sich bereits dem Ende zu, aber wir hoffen, bald einen Handelskontakt zum Festland aufzubauen, und bis dahin werden wir in den Wäldern Wild jagen und Früchte sammeln. Die Zahl der Kampffähigen unter den Minenflüchtlingen dürfte kaum die Hundert übersteigen und von diesen verfügen nur etwa vierzig mittlerweile über eine gewisse Erfahrung. Hinzu kommen noch die Stadtbewohner, wobei ich deren Kampferfahrung und -bereitschaft nicht einschätzen kann. Über bedeutendere

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