Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
Vom Netzwerk:
Insel endgültig den Rücken kehren wollten. Aber Barat hatte von vorneherein damit gerechnet, dass nicht alle Menschen hier ihnen, den neuen Herren von Andobras, Vertrauen schenken würden. Solange jedoch die überwiegende Mehrheit der Inselbewohner bereit zu sein schien, die Fähigkeiten der einstmaligen Sklaven als Machthaber zu erproben, hatte Barat keinen Grund zur Klage. Und danach sah es momentan aus, denn es hielten sich zwar viele Stadtbewohner am Hafen auf, jedoch gingen die wenigsten von ihnen an Bord eines der sieben größeren Schiffe, die dort noch vor Anker lagen.
    Nach einer knappen Stunde begann sich endgültig abzuzeichnen, dass die befürchtete Massenflucht von der Insel ausblieb. Erleichtert wechselte Barat noch ein paar Worte mit Erbukas, der inzwischen zurückgekehrt war, dann stieg der Veteran von der Festungsmauer hinab auf den Burghof. Sein Magen verlangte bereits seit einer ganzen Weile nach einem Frühstück, deshalb machte er einen kurzen Umweg über die Küche, wo er sich ein wenig hartes Brot und trockenen Käse von den zum Küchendienst eingeteilten Arbeitern besorgte. Diese waren bereits damit beschäftigt, das Frühstück für die Burgbesatzung vorzubereiten, hatten jedoch nichts dagegen einzuwenden, einem ihrer Anführer schon ein wenig früher seine Ration auszuhändigen.
    Barat war unter den Arbeitern ausgesprochen beliebt. Zwar genoss er nicht den gleichen Heldenruhm wie Rai, dennoch war es immer Barat, der das Wort an die Minenflüchtlinge richtete, wenn es etwas Neues zu verkünden gab. Ihm vertrauten sie, denn ihm schienen ihre Interessen wirklich am Herzen zu liegen und er verhielt sich ihnen gegenüber stets offen und freundlich. Gerade bei den ehemaligen Sklaven war seine Idee von der freien Insel auf fruchtbaren Boden gefallen und seither verfolgten die meisten gespannt, wie er seine Vorstellungen in die Tat umsetzen wollte.
    Barat hielt sich jedoch nicht lange mit seinem kargen Mahl auf, sondern besorgte sich im Vorratsraum ein paar saubere Tücher und eine Flasche hochprozentigen Rum. Nachdem der Tag einen sehr frühen, aber doch höchst viel versprechenden Anfang genommen hatte, fühlte sich Barat nämlich beflügelt, gleich noch ein weiteres Problem anzupacken, das wie so vieles von den sich überstürzenden Ereignissen einfach in den Hintergrund gedrängt worden war: die Gefangenen. Seit der Eroberung der Festung saßen beinahe vierzig Gardisten eingekerkert in den zahlreichen Zellen unter dem Cittempel. Da es aber zu Barats Plan von der freien Insel gehörte, dass niemand gezwungenermaßen auf Andobras bleiben sollte, schon gar nicht in einer Kerkerzelle, musste er all diese Weggeschlossenen nun wählen lassen, ob sie als freie Bürger auf Andobras bleiben oder in ihre Heimat zurückkehren wollten. Natürlich stellten diese Soldaten in beiden Fällen eine mögliche Gefahr dar, denn wenn sie in Freiheit gelangten und die Insel verließen, wären sie sicherlich die ersten, die König Techel detailliert berichten würden, was auf Andobras vorgefallen war. Blieben sie jedoch in der Stadt, konnten diese Besiegten leicht zu einem neuen Kern des Widerstands gegen die neuen Herren der Insel werden, falls es nicht gelang, mit ihnen zu einer Übereinkunft zu gelangen. Folglich wäre der eleganteste Ausweg aus dieser Zwangslage, wenn Barat die ehemaligen Feinde auf seine Seite ziehen könnte. Zu diesem Zweck beabsichtigte er, den Hebel ganz oben, beim ehemaligen Kommandanten der Festung, anzusetzen.
    Deshalb ging Barat nun hinüber zum Cittempel, wo er über die enge Treppe zu den unterirdischen Verliesen gelangte. Vor der Zelle, in der Kommandant Garlan gefangen saß, machte er halt und spähte zunächst vorsichtig durch das kleine Sichtfenster der Kerkertür in den engen Raum hinein. Dort fand er den Kommandanten ausgestreckt auf einem aufgeschütteten Strohhaufen vor, augenscheinlich in tiefem Schlaf. Den Stumpf der rechten Hand, die dem Offizier beim Kampf um die Festung abgetrennt worden war, schützte ein blutgetränktes Stück Tuch, welches reichlich schlampig um die Wunde gewickelt worden war. Offenbar hatte diesen unzureichenden Verband seit der Eroberung der Burg niemand mehr gewechselt und es grenzte an ein Wunder, dass der Kommandant nicht längst von Wundfieber geschüttelt wurde. Eben um diese Verstümmelung angemessen zu versorgen, hatte sich Barat zuvor mit Tüchern und Rum eingedeckt. Einerseits zwang ihn als Veteran der königlichen Armee seine Soldatenehre,

Weitere Kostenlose Bücher