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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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antwortete der königliche Berater knapp. »Das Offensichtlichste ist aber, dass sich die Schiffe Ho’Nebs eindeutig vor uns versteckt hielten, bis wir sie passiert haben. Wir sollten glauben, dass sie bei Lechia auf uns warten, stattdessen haben sie aber wahrscheinlich irgendwo weiter südlich im Verborgenen gelegen, um hinter uns die Bucht abzuriegeln. Oder wisst Ihr eine andere Erklärung dafür, dass die Schiffe Ho’Nebs beim Näher kommen immer weiter über die ganze Bucht auffächern? Ich denke, dass sie uns damit jede Fluchtmöglichkeit nehmen wollen.«
    Der Kapitän warf einen kurzen Blick auf den herannahenden, zunehmend breiter werdenden Schwarm an Segeln und fand Abaks Worte bestätigt. »Ist Euch bewusst, dass wir es mit einer fast dreifachen Übermacht zu tun bekommen, wenn das dort vorne die ganze Flotte Ho’Nebs ist?« Kapitän Lessard sprach monoton und stockend. »Und sie werden in einer guten Stunde hier sein.«
    »Wenn Ihr einen besseren Vorschlag habt, als unsere Schiffe kampfbereit zu machen, dann lasst ihn mich hören«, schlug Abak vor. Er senkte seine Stimme, um sicherzustellen, dass kein anderes Besatzungsmitglied ihn hören konnte. »Ich fürchte, wir waren von dem Moment an verloren, als wir in diese verfluchte Bucht hineingefahren sind. Alles, was jetzt noch bleibt, ist, zu versuchen, dass wenigstens ein paar unserer Schiffe entwischen können. Die Aussichten dafür sind allerdings nicht gut.«
    Der Kapitän schwieg und starrte betreten zu Boden. Ermutigend legte Abak ihm seine dürre Hand auf die Schulter. »Seht es einmal so. Wenigstens haben wir noch die Möglichkeit, diesen Verrätern einen heißen Empfang zu bereiten. Das ist immer noch besser, als völlig ahnungslos von ihnen auf den Meeresgrund geschickt zu werden.« Er lächelte. »Wenn Ihr mich braucht, ich werde mich vorläufig in mein Quartier zurückziehen. Im Moment bin ich hier wohl eher im Weg.«
    Abak bemühte sich um eine aufrechte Haltung, soweit das in seinem Alter noch möglich war, bis er seine Kajütentür hinter sich geschlossen hatte. Dann ließ er sich erschöpft auf einen nahen Stuhl fallen und barg das Gesicht in den Händen. Von draußen schallten die gebrüllten Befehle des Kapitäns zu ihm herein, doch die folgende Hektik an Bord der Tamir, die alsbald auch auf die anderen Schiffe übergreifen würde, vermochte nicht, in das Quartier des königlichen Ratgebers vorzudringen.
    Eigentlich hatte sich Abak nichts vorzuwerfen, denn es war nicht vorherzusehen gewesen, dass sich die Dinge auf diese denkbar ungünstige Weise entwickeln würden. Mit der Wegbereitung für Megas’ Verbannung waren Abaks Möglichkeiten, Ho’Nebs Bündnistreue sicherzustellen, ausgeschöpft. Mehr Einflussnahme auf das zweitmächtigste Teilreich Jovenas ließ sich kaum erreichen. Lediglich die Entmachtung Megas’ durch seine Spitzel bestätigen zu lassen, darauf hatte er nicht warten wollen – eine kleine Nachlässigkeit mit wahrscheinlich tödlichen Konsequenzen. Es schien nahe liegend, dass es Megas irgendwie gelungen war, seinen Vater vom Thron zu stoßen, worauf der machtbesessene Sohn des Inselherrn jetzt vermutlich selbst alle Fäden in der Hand hielt. Ihm war auch ein Bündnis mit der Citkirche zuzutrauen, wenn es seinen Zielen nützte. Wäre Abak nur einen Tag später in See gestochen, dann hätte ihn Shyralis Nachricht über diese Verbindung zwischen dem Tempel und Ho’Neb erreicht, bevor sie in die Bucht von Lechia eingefahren waren. Aber was nutzte alles Hadern, wenn die Steine dieses mörderischen Spiels bereits unverrückbar auf dem Spielfeld standen, dachte Abak resigniert.
    Wenigstens hatte er dafür gesorgt, dass Shyrali eine Möglichkeit bekam, sich in Sicherheit zu bringen. Zwar würde es für sie nicht einfach werden, den Soldaten Ho’Nebs, die mit Sicherheit am Ufer patrouillierten, zu entgehen, aber ihre Erfolgsaussichten standen dort erheblich besser als auf der Tamir.
    Abak wäre ihr in diesem Moment selbst gerne gefolgt, aber natürlich hätte es verheerende Auswirkungen auf die Moral der Truppen, wenn sich ihr Anführer vor Beginn der Schlacht aus dem Staub machte. Immerhin bestand bei disziplinierter Vorgehensweise wenigstens die Möglichkeit, dass einige ihrer Schiffe durchbrechen und entkommen würden. Allerdings musste Abak sich auch eingestehen, dass er die lange Schwimmstrecke bis zum Ufer in seinem Alter ohnehin nicht mehr bewältigen könnte. Ein Beiboot zu nehmen, wäre hingegen so auffällig, dass

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