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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Reichweite!«
    Doch schon hatte der Feind eine neue Salve Gesteinsbrocken abgeschickt und diesmal trafen sie ihr Ziel. Wie riesige Hagelkörner prasselten die Felskugeln auf die Schiffe der königlichen Flotte herab. Wagenradgroße Löcher klafften plötzlich im Deck. Takelage regnete von den Masten. Drei Bogenschützen wurden durch ein Geschoss einfach über Bord gefegt. Unmittelbar neben dem königlichen Berater stanzte ein Katapultstein einen hüftbreiten Abschnitt aus der Reling. Wäre der Stein nur etwas weiter links eingeschlagen, hätte er Abaks Arm zertrümmert. Abak blickte nach oben: Schon fiel der nächste tödliche Steinschauer herab.
    Aber auch die Katapulte auf den Schiffen des Königs schleuderten ohne Pause vernichtende Felsbrocken in Richtung der feindlichen Blockadelinie. Das Ziel war das Zentrum des Flottenverbands, das Kapitän Lessard durchbrechen wollte. Obwohl die Geschosse der citheonischen Schiffe nicht so groß waren wie die der Ho’Nebis, schienen sie dennoch erheblichen Schaden anzurichten, denn plötzlich teilte sich die ho’nebische Angriffsformation. Die mittleren Segler schwenkten zu beiden Seiten weg, sodass sich auf den ersten Blick eine schmale Fluchtpassage bildete.
    »Steuermann«, befahl der Kapitän sofort, »halte auf diese Lücke zu!«
    »Das ist zu leicht«, stieß Abak hervor. »Sie werden uns nicht einfach so entkommen lassen!«
    »Natürlich nicht«, fuhr ihn der Kapitän an. »Sie weichen einer Kollision aus, um uns bequem von beiden Seiten beschießen zu können. Aber es ist die einzige Möglichkeit, die uns bleibt. Wir müssen eben schnell sein.« Er beugte sich über die Reling und schrie nach unten: »Bootsmann, wir brauchen mehr Fahrt!«
    Die Schlagfrequenz der Ruder erhöhte sich noch ein wenig und die Tamir durchschnitt die Wellen wie ein Schwert. Abak warf einen prüfenden Blick nach hinten und stellte erleichtert fest, dass die anderen Schiffe Anschluss halten konnten. Um durch die schmale Lücke zu schlüpfen, die die Ho’Nebis ihnen gelassen hatten, mussten die fünfundzwanzig citheonischen Segler ihre Keilformation aufgeben und versuchen, die enge Passage Schiff für Schiff zu bewältigen.
    Als Abak wieder nach vorne blickte, stand das gereffte Hauptsegel der Tamir in Flammen. Überall an Deck lagen unförmige brennende Ballen herum. Die Bogenschützen versuchten verbissen, die lodernden Brandsätze mit ihren Schilden über Bord zu befördern, aber es waren einfach zu viele. In die zusammengerollten Segel waren inzwischen ebenfalls einige der Feuerbälle gefallen, an mehreren Stellen stand bereits das Segeltuch in Flammen. Das Schiff brannte lichterloh.
    Auf einmal erfüllte ein Zischen die Luft. Erste Schreie wurden laut. Abak begriff nicht, was geschah, bis unversehens ein Pfeilschaft aus seinem Oberarm ragte. Der Schmerz ließ ihn zur Seite taumeln. Er hörte noch den Kapitän irgendwelche Anweisungen rufen, dann brach er zusammen. Verschwommen sah er zwei Schildträger, die ihn und den Kapitän vor den Pfeilen zu schützen versuchten. Flammenwolken flogen vorbei und dichter Rauch hüllte das Schiffsdeck ein. Erschütterungen liefen durch den Rumpf der Tamir, als sei sie auf ein Riff gelaufen.
    Abak schloss seine Augen. Nur kurz, dachte er, nur ein wenig ausruhen.

    Als Abak wieder erwachte, war es Nacht. Das Feuer war weg, ebenso fehlte der Rauch, keine Schreie waren zu hören und auch keine Katapultgeschütze gingen mehr nieder. Sein Körper fühlte sich unendlich leicht an, aber auch entsetzlich kalt. Er schmeckte Salz auf seinen Lippen – dunkles, gluckerndes Wasser umspülte ihn. Es brauchte noch einen Augenblick, bis ihm klar wurde, dass er im Meer trieb. Anscheinend hatte er es irgendwie geschafft, sich auf eine Holzplanke zu retten, nachdem die Tamir untergegangen war. Seine Arme fühlten sich taub an. Er wusste nicht, ob seine Beine überhaupt noch an seinem Rumpf hingen. Erschöpft schloss er abermals die Augen.
    Plötzlich hörte er ein leises Plätschern neben sich. Er vernahm einen gezischten Fluch, eine vertraute Stimme. Während er langsam in die Bewusstlosigkeit hinüberzudämmern begann, merkte er, wie er von jemandem durchs Wasser gezogen wurde. Einen einzelnen tröstlichen Gedanken konnte er noch fassen, bevor seine Sinne entschwanden: Es ist noch nicht vorbei …

 
DUNKLE GEDANKEN
     
    D ie schwere Tür fiel mit einem dumpfen Knall ins Schloss. Der Nachhall dieses Geräusches rollte durch den Raum, als gäbe es dort nichts außer

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