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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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wenigstens kann man sich an deinem Anblick erfreuen. Welche Nachricht sollst du denn überbringen, mein Kind?«
    Ein feines Lächeln umspielte Shyralis Lippen. »Es freut mich, dass mein Aussehen Euer Gefallen findet, Majestät.« Sie vollführte einen höfisch eleganten Knicks. »Der Grund, warum der königliche Berater mir diese Aufgabe anvertraut hat, wird wahrscheinlich sein, dass ich ihm kürzlich bei der Zerstörung der königlichen Flotte vor Lechia das Leben gerettet habe.« Genüsslich sandte sie dieser vernichtenden Nachricht noch einen lieblichen Augenaufschlag hinterher.
    Jorig Techels Gesichtszüge verloren augenblicklich ihren hochmütigen Ausdruck. Die Adern an seiner Schläfe traten gefährlich hervor und seine Kiefer mahlten. Mit zusammengebissenen Zähnen fragte er schließlich mühsam beherrscht: »Was redest du da? Wer sollte denn mein Flotte zerstört haben?«
    »Megas Arud’Adakin«, antwortete Shyrali unbekümmert. »Er hat uns in der Bucht von Lechia am verabredeten Treffpunkt überraschend angegriffen und nur der schnellen Reaktion Eures Ratgebers ist es zu verdanken, dass sie uns nicht vollkommen unvorbereitet antrafen. Dennoch gelang es lediglich dreien der sechsundzwanzig Segler, zu entkommen. Euer Flaggschiff, die Tamir, war leider nicht darunter.«
    »Dieser verfluchte Verräter«, brüllte der Inselherr so laut, dass sein Pferd einen erschrockenen Satz nach vorne machte. »Diese dämonenbeseelte Brut der Zwischenwelt!« Jorig Techel sprang aus dem Sattel. Er sah aus, als wollte er die von Abak entsandte Botin für ihre unheilvollen Nachrichten am liebsten erschlagen. Aber er packte Shyrali nur an der Schulter und schrie weiter: »Wie hat denn so etwas passieren können? Was ist mit Megas’ Vater Turael? Wieso hat er seinem Sohn nicht Einhalt geboten?«
    Gegen Techels auch im Alter noch kräftige Gestalt wirkte Shyrali regelrecht zierlich. Um Nachsicht heischend blickte sie zu dem zornigen Herrscher auf. »Bitte erinnert Euch, Majestät, ich überbringe nur die Botschaft!«
    Jorig Techel ließ sie mit einem unwilligen Schnauben los, worauf Shyrali vorsichtshalber einen Schritt zurücktrat. Mit leicht vorwurfsvollem Blick rieb sie sich die Stelle, wo die Pranke des Inselherrn sie zu fassen bekommen hatte. »Leider konnte Euer Berater Abak erst nach dem Angriff in Erfahrung bringen, dass Megas seinen Vater erschlug, als dieser ihn von der Erbfolge auszuschließen versuchte. Megas hat sich daraufhin zum neuen Inselherrn von Ho’Neb ernannt.«
    »Dabei werde ich wohl auch noch ein Wort mitzusprechen haben! Wenn ich diesen vatermordenden Bastard in die Finger bekomme, zerquetsche ich ihn wie ein rohes Ei.« Techel machte Anstalten, wieder aufs Pferd zu steigen.
    »Ich würde an Eurer Stelle nicht nach Tilet reiten, Majestät«, bemerkte Shyrali ein wenig schüchtern.
    Techels Augen verengten sich unheilvoll. »Wieso nicht?«
    Shyrali hüstelte und brachte einen weiteren Schritt Sicherheitsabstand zwischen sich und den jähzornigen Monarchen. »Wie es scheint, haben sich die Machtverhältnisse in der Stadt geändert«, begann sie, vorsichtig zu erklären. »Nachdem Megas unsere Flotte versenkt und seine Macht in der Heimat gefestigt hatte, verlor er keine Zeit und segelte nach Tilet. Vor fünf Tagen überfiel er die dort vor Anker liegenden Schiffe und es gelang ihm, die Gewalt über den Hafen zu erlangen. Gleichzeitig machte in der Stadt das Gerücht die Runde, dass es Arden Erenor mit einem kleinen Heer gelungen sei, Euch zu besiegen …«
    »Das ist vollkommen ausgeschlossen«, unterbrach sie der Inselherr mit unverkennbarem Entsetzen in der Stimme, »diese Nachricht kann unmöglich so schnell nach Tilet gelangt sein.«
    Shyrali zuckte gleichgültig die Schultern. »Vielleicht wurde dieses Gerücht nur als Mittel zum Zweck in die Welt gesetzt, vielleicht auch nicht, jedenfalls scheinen vor allem die Priester mithilfe dieser Nachricht das Volk gegen Euch aufgehetzt zu haben. Wahrscheinlich war all das sogar von langer Hand durch die Kirche geplant, denn exakt zur gleichen Zeit, in der Megas den Hafen unter seine Kontrolle brachte, zog eine wütende Menge angeführt von der Citpriesterschaft durch die Straßen, versammelte sich vor dem Palast und forderte Euren Rücktritt zugunsten des wahren Königs Arden Erenor. Die Gardisten wagten nicht, die Menge gewaltsam zu zerstreuen, denn anscheinend wollten sie kein Massaker unter der Bevölkerung anrichten und vor allem nicht ihre Waffen gegen

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