Das Vermächtnis der Schwerter
aus Sorge um ihre neue Freundin kann sie im Moment nicht klar denken. Aber sie liebt dich, daran besteht überhaupt kein Zweifel. Vielleicht ist es ganz gut, wenn sie bei Tarana in Fendland bleibt. Dann ist sie weitgehend außer Gefahr und ihr könnt ein wenig Gras über euren Streit wachsen lassen. Wenn du dann wieder als strahlender Held aus Tilet zurückkehrst, wird sie dich mit offenen Armen empfangen.«
Meatril hob den Kopf und atmete tief durch. »Ich weiß nicht, ob ich es ganz so unbekümmert sehen kann wie du, aber ich danke dir für deine aufmunternden Worte. Du bist ein guter Freund.«
»Ich muss dich doch bei Laune halten«, feixte Targ. »Nachdem sich der zukünftige König offensichtlich nicht mehr dazu herablässt, die Ecorimkämpfer mit seiner Gegenwart zu beglücken, bist du nun unser eigentlicher Anführer. Und als solcher solltest du besser nicht so eine trübsinnige Miene aufsetzen, schließlich fällt es auf uns alle zurück, wenn du herumläufst wie ein Fass Sauerbier.« Beide mussten lachen.
»Mein Bruder hat absolut recht«, ließ sich plötzlich Deran vernehmen. Im Gegensatz zu den anderen beiden blieb er völlig ernst. »Wir müssen zusammenhalten, egal was auch kommen mag.«
Überrascht blickte Meatril zu dem großen Soldarin auf, der ihn um mehr als einen Kopf überragte. Aufgrund seiner körperlichen Erscheinung und seiner Schweigsamkeit neigte man dazu, nur wenig Feingefühl von Deran zu erwarten. Doch Meatril hatte schon mehrmals feststellen müssen, dass dieses Vorurteil nicht zutraf. Targs bärenstarker älterer Bruder wusste sehr wohl, wann es etwas Wichtiges zu sagen gab, und er verstand es, seinen Gefühlen in sehr wenigen Worten Ausdruck zu verleihen.
»Das werden wir, Deran«, beteuerte Meatril mit der gleichen Ernsthaftigkeit, »das werden wir.«
Wenig später hatten sich die drei Ecorimkämpfer in die lange Heerschar eingereiht, die sich vor der Festung Königswacht zum Abmarsch sammelte. Da die Istanoitreiter bereits wieder in die Steppe zurückgekehrt waren, gab es nur wenige Berittene unter den Soldaten. Arden ließ sich jedoch noch nirgendwo blicken.
Als sich die Soldaten schon ungeduldig umzusehen begannen, wo denn der Heerführer Arden abgeblieben war, der sie so eilig zum Aufbruch gedrängt hatte, kam aus dem Tor der Festung ein weiterer Reiter auf die drei wartenden Ecorimkämpfer zu. Sie erkannten ihn nicht gleich, wohl vor allem, weil sie nicht mit ihm gerechnet hatten. Doch das stolz erhobene Haupt des Nachzüglers, der entschlossene Ausdruck in dem jungen Gesicht und die unverkennbar südländische Färbung von Haar und Haut ließen bald keinen Zweifel mehr: Es war Eringar.
»Ihr habt wohl geglaubt, mich einfach zurücklassen zu können!«, rief er ihnen noch aus einiger Entfernung zu. »Leider muss ich euch enttäuschen.«
»Eringar, bist du verrückt!«, schalt ihn Meatril. »Du musst deine Wunden pflegen. Der Sattel ist dafür kaum der richtige Ort.«
Eringar brachte sein Reittier mit geradezu beiläufiger Lässigkeit parallel zu den Pferden der anderen drei. »Es ist allein deine Schuld, Meatril, dass ich jetzt hier bin«, entgegnete Eringar ungerührt. »Du hättest mich nicht ehrlos nennen dürfen.«
Meatril verdrehte entnervt die Augen. »So habe ich das nicht gemeint und das weißt du auch. Also sei bitte vernünftig und leg dich wieder ins Lazarettzelt, wo du hingehörst.«
»Tja, zu spät«, antwortete Eringar starrköpfig. »Jetzt bin ich schon hier, um meine Ehre zu verteidigen. Wären wir zu Hause in Etecrar, dann könnte ich dich sogar zu einem Zweikampf in der Arena herausfordern.«
»Das hätte mir gerade noch gefehlt«, seufzte Meatril resignierend, »meine Haut gegen einen rachsüchtigen Etecrari verteidigen zu müssen. Ich bin froh, dass wir nicht in deiner Heimat sind und du mich am Leben lassen kannst.«
»Oh, solche Kämpfe enden selten tödlich«, erklärte Eringar spöttisch grinsend, »sondern der Verlierer muss dem Gewinner lediglich seinen gesamten Besitz überschreiben. Dieser Ehrenhandel ist bei uns an der Tagesordnung, deswegen sind die fähigsten Kämpfer in Etecrar auch oft sehr wohlhabend.« Er warf Meatril einen absichtlich hochnäsigen Blick zu. »Aber bei dir gibt es ja nicht viel zu holen, also bist du sicher vor mir.«
»Schon gut, Eringar«, sagte Meatril mit einem nachsichtigen Lächeln. »Es ist natürlich deine Entscheidung, ob du mitkommst. Ich halte es allerdings für ganz und gar nicht klug.«
»Ich will
Weitere Kostenlose Bücher