Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
Vom Netzwerk:
auch nicht für meine Klugheit, sondern für meine Tapferkeit in die Geschichte eingehen!«, verkündete Eringar augenzwinkernd. Dann runzelte er plötzlich die Stirn. »Aber, sag mal, willst du dich denn nicht von Daia verabschieden?«
    Meatrils Züge erstarrten augenblicklich. »Sie will also nicht mitkommen? Schön, dass ich das auch erfahre.«
    »Du hast sie nicht danach gefragt. Es ist doch nur verständlich, dass sie Tarana weiter pflegen will.« Eringar sah ihn traurig von der Seite an.
    »Das hätte sie mir ja auch einfach selbst sagen können«, gab Meatril zurück.
    »Soll ich für euch auch einen Platz in der Arena vorbereiten lassen?«, schlug Eringar vor und verzog dabei spöttisch das Gesicht. »Ihr kommt mir nämlich vor wie zwei Etecrari, deren Stolz es verbietet, einfach nachzugeben, und die ihre Meinungsverschiedenheiten deshalb durch einen Zweikampf beilegen müssen. Daran ist ja grundsätzlich nichts auszusetzen. Der Unterschied bei euch ist allerdings, dass ihr keine Geschäftspartner, sondern Liebende seid. Da würde selbst ein Etecrari angesichts eures Starrsinns ungläubig den Kopf schütteln.« Er ließ seinen Blick nachdenklich zu Boden sinken und fügte leiser hinzu: »Wenn ich das Herz einer so wunderschönen Frau gewonnen hätte, dann würde ich alles tun, um ihr zu gefallen.«
    »Unser kleiner Schwerenöter gerät ins Schwärmen«, bemerkte Targ belustigt. »Pass nur auf, dass Meatril nicht eifersüchtig wird und dich doch noch zu einem Duell fordert!«
    Eringar sah erschrocken auf und errötete bis hinter beide Ohren. »Nein, nein, so habe ich das nicht gemeint. Ich würde niemals … das war mehr allgemein …«
    »Ich habe schon verstanden, was du sagen willst«, rettete ihn Meatril aus seiner Verlegenheit. »Und trotz deiner Jugend könnte es sein, dass du mehr von diesen Dingen verstehst als ich.« Er schwieg für einen Moment, dann wendete er sein Pferd. »Wartet nicht auf mich, falls nötig, werde ich euch einholen. Ich muss mich noch von jemandem verabschieden.« Damit galoppierte er zurück zur Festung Königswacht.

 
WEGGEFÄHRTEN
     
    J orig Techel fühlte sich alt. Das erste Mal in seinem Leben spürte er die Last der Jahre auf seinen Schultern, als wären es Mühlsteine, die er mit sich herumzuschleppen hatte. Seine Gelegenheit für einen ehrenhaften Tod im Vollbesitz seiner weltlichen Macht war vertan. In diesem Moment wünschte er aufrichtig, er wäre bereits auf dem Weg ins Xelosfeuer, um in den Hallen der Unterwelt zwischen all den übrigen ruhmreichen Toten zu sitzen, genauso wie sich die Einwohner Citheons ein Leben nach dem Tod vorstellten. Dieser Aspekt hatte Techel schon immer an dem viergöttlichen Glauben gefallen, denn es war eine angenehme Vorstellung, nach dem Verlassen der sterblichen Welt in einer warmen, gemütlichen Halle zu sitzen und über die gute alte Zeit zu plaudern. In seiner Heimat Jovena dagegen glaubte man daran, dass der Geist nach dem Dahinscheiden der fleischlichen Hülle wieder eins mit der Natur würde und im großen Fluss des Lebens aufgehe. Jorig Techel wollte aber nicht ein diffuser Teil von etwas anderem werden. Er beabsichtigte, er selbst zu bleiben, und das, wenn möglich, auch über den Tod hinaus. So war es ihm damals sehr entgegengekommen, als Abak ihm aus politischen Gründen dazu geraten hatte, den Glauben Citheons anzunehmen.
    Doch nun waren alle seine Aussichten auf einen Platz unter den Helden in Xelos’ Hallen dahin, denn den einstmals mächtigsten Herrscher der bekannten Welt, der sich von einem dahergelaufenen Fendländer Jüngling in die Flucht schlagen ließ, würde man dort sicherlich nicht willkommen heißen. Von nun an würde niemand mehr von König Techel sprechen, der den Ostlanden einen zwanzigjährigen Frieden beschert, der den raschen Wiederaufbau Citheons nach den langen Kriegsjahren ermöglicht und dem ganzen Land einen noch nie gekannten Wohlstand gebracht hatte. Jetzt war er nur noch der Anführer einer Armee, die sich von einem weniger als halb so starken Heer hatte bezwingen lassen.
    Jorig Techel konnte sich immer noch nicht erklären, woher Arden Erenor so plötzlich mit seinen Truppen gekommen war. Wenige Stunden vor dem Angriff hatte Techel noch Kundschafter ausgeschickt, die bis zum Siegelbach vordringen sollten, um heranrückende feindliche Einheiten auszumachen. Seine Späher waren mit der Nachricht zurückgekehrt, dass sie nichts Verdächtiges entdecken konnten, und zudem hatten sie sich auch

Weitere Kostenlose Bücher