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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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geradezu in den Himmel zu ragen schienen. Am Boden, umstanden von diesen zentralen Streben, befand sich ein runder, mehr als drei Schritt durchmessender Altarstein, dessen glasartig durchscheinende, weiß marmorierte Strukturen an Alabaster erinnerten. Er wurde getragen von einem noch breiteren, gemauerten Sockel, der den ganzen Altarbereich gut anderthalb Schritt über den Tempelboden erhob.
    Vom mittleren Säulenkreis bis zur Hallenwand waren in engen Reihen hölzerne Bänke aufgestellt, auf denen die Gläubigen Platz nehmen konnten. Die Ecorimkämpfer wurden von dem Priester in die vorderste Reihe geführt und dann höflich aufgefordert, sich dort niederzulassen. An dieser Stelle trennten sie immer noch etwa dreißig Schritt von dem Altar im Zentrum des Heiligtums. Die Soldaten der Ehrengarde bekamen gleich eine Reihe hinter ihnen ihre Plätze zugewiesen. Dann mussten alle erst einmal warten. Nach und nach füllte sich die riesige Gebetshalle mit Menschen, manche wurden von Priestern oder Novizen begleitet und nahmen dann zumeist in den vorderen Reihen Platz, die anderen strömten einfach so herein. Trotz der Hunderte von Tiletern, die sich zu diesem feierlichen Anlass im Tempel einfanden, herrschte eine disziplinierte Ruhe, die im vollkommenen Gegensatz zu dem vorherigen Geschrei auf den Straßen stand.
    Endlich schien jede Sitzgelegenheit in der Halle belegt zu sein und selbst Stehplätze ließen sich kaum mehr ergattern. Alle Augen wandten sich nun erwartungsvoll dem Haupteingang zu, der noch immer von dem Vorhang verschlossen war. Schon begannen die Menschen, ungeduldig ihre Köpfe zu recken, als sich der Vorhang plötzlich in der Mitte teilte und von zwei Tempeldienern auseinander geschoben wurde. Gleich darauf erschien gemessenen Schrittes ein Mann in schneeweißer Robe mit einem goldenen Sonnensymbol auf der Stirn. Sein stechender Blick wirkte sogar noch aus einiger Entfernung seltsam beunruhigend, so als könnte er mit seinen Augen jeden einzelnen verfänglichen Gedanken hervor ins blanke Licht der Wahrheit zerren. Ohne Zweifel musste es sich bei dieser eindrucksvollen Erscheinung um den Citarim handeln.
    Unmittelbar hinter dem höchsten Diener des Sonnengottes ging Arden. Er trug die gleichen weißen Seidengewänder wie die Ecorimkämpfer, zusätzlich war ihm aber noch ein dunkelblauer, bis zum Boden reichender Samtmantel mit Silber- und Goldbesatz über die Schultern gelegt und mit einer Schließe am Hals befestigt worden. Zudem trug er das Schwert Ecorims an seiner Seite. Ihm folgte der schwergewichtige Malun, der auf ein schwarzes Kissen gebettet die Krone des Südens trug. Selbst bei der geringen Beleuchtung ließ sich noch das Glitzern der zahllosen Edelsteine in dem massiv goldenen Stirnreif erkennen, welche der Legende nach allesamt aus dem Hort eines Drachen erbeutet worden waren.
    Mindestens ein Dutzend Priester hatte sich dieser Prozession angeschlossen. Als der Citarim, Arden und Malun die Stufen zum Altarsockel hinaufstiegen und vor den weißen Altarstein traten, formten die übrigen einen weiten Kreis um sie. Dann war ein schabendes Geräusch zu vernehmen und im nächsten Augenblick flutete Sonnenlicht durch ein großes, rundes Fenster in der Mitte der Decke, das bis eben noch verschlossen gewesen war. Direkt zwischen die zentralen vier Säulen fiel ein Strahl von gleißender Helligkeit. Die weißen Gewänder der drei Männer am Altar schimmerten, als wären sie aus Cits Licht gewebt, während alles um sie herum in fahler Glanzlosigkeit verblasste.
    Die versammelten Gläubigen hielten den Atem an. Dem einen oder anderen entfuhr ein Laut der Bewunderung und auch die vier Ecorimkämpfer konnten sich der Wirkung dieses Schauspiels nicht entziehen. In diesem Tempel fühlte man sich tatsächlich so klein und unbedeutend wie im Angesicht der Götter selbst.
    »Der strahlende Cit ist unser Licht, unser himmlisches Geleit, Ziel unseres Strebens, Maß unserer Taten, Richter unseres Seins«, erklang nun die dunkle, weit tragende Stimme des Citarim. »In SEINEM Namen und auf SEIN Geheiß haben wir uns heute in dieser heiligen Halle versammelt, um SEINEN Auserwählten auf den Thron der göttertreuen Lande zu heben.«
    Er hob feierlich die Arme und alle Versammelten sprachen mit ihm die allseits bekannte Dankesformel an den Herrn Cit: »Ewiger Dank sei geschuldet dem allsehenden Auge des Himmels!«
    Es schloss sich ein langes, vom Citarim monoton vorgetragenes Gebet an, bei dem sich die Gläubigen

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