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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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selbst Abak Belchaims beste Spionin nichts mehr für diese Feinde des Inselherrn von Ho’Neb tun können.
    Glücklicherweise ließen sich die Ecorimkämpfer nicht allzu viel Zeit und gaben ihr dann zu verstehen, dass man auf ihren Vorschlag eingehen würde. Targ und auch sein stattlicher Bruder Deran wirkten zwar reichlich unzufrieden, aber offenbar hatte letztlich doch die Vernunft gesiegt oder wenigstens die Neugier auf das, was sie zu erzählen hatte. Shyrali beeilte sich, die Kaistraße zu verlassen, wo ihre vier Schützlinge allzu leicht zu entdecken waren. Sie wählte eine schmale Seitenstraße, auf der sie die Ecorimkämpfer bis vor eine schmuddelige Kaschemme führte, deren Fensterscheiben so angelaufen waren, dass sicherlich kein Lichtstrahl mehr nach drinnen fiel.
    Eringar rümpfte die Nase. »Musst du uns denn in so eine billige Absteige führen, wenn doch ohnehin wir bezahlen?«, fragte er pikiert. »Ich denke, wir könnten uns auch das Essen in einer Schenke leisten, wo gelegentlich mal geputzt wird.«
    Shyrali grinste nur und öffnete die Tür. Abgestandene, schwer mit Rauch verhangene Luft schwappte ihnen entgegen. Tatsächlich war es im Inneren der Gaststube so finster, dass dort am helllichten Tag auf den Tischen Kerzen brannten. Einige mehr oder minder zwielichtige Gesellen saßen auf wackeligen Hockern am Tresen und schmauchten dort irgendwelche stinkenden Kräuter in langen Pfeifen. Sie wurden von einem kräftigen Mann mit einem voluminösen Vollbart bedient, bei dem es sich wohl um den Wirt handelte. Shyrali winkte diesem kurz zu und er erwiderte den Gruß mit einem knappen Nicken, so als wären sie alte Bekannte. Daraufhin führte sie die Ecorimkämpfer zu einem Tisch ganz hinten in einer Ecke, wo sie schließlich Platz nahmen. Der Wirt knallte ungefragt fünf Krüge, gefüllt mit einem auf den ersten Blick nicht näher zu bestimmenden Getränk, auf die schartige Tischplatte und verschwand dann wortlos wieder hinter der Theke.
    Eringar schnüffelte misstrauisch an dem dunklen Gebräu, das ihnen da vorgesetzt wurde. »Was soll denn das sein?«, erkundigte er sich übellaunig. »Das riecht ja wie … jedenfalls nichts, was ich trinken will.«
    »Keine Angst«, ermutigte ihn Shyrali vergnügt, »das ist eine Tileter Spezialität. Es heißt ›Grupp‹. Probier einfach mal.«
    In diesem Moment packte Meatril ihre Hand und drückte sie so fest, dass die junge Frau erschrocken zusammenfuhr. »So, genug der Scharade«, zischte er in einem Tonfall, der es nicht ratsam erscheinen ließ, noch irgendwelche Ausflüchte zu versuchen. »Eine Bettlerin, die ganz zufällig das Gespräch eines Inselherrn auf seinem Schiff belauscht, dann rein zufällig den Leuten über den Weg läuft, die dieser Inselherr sucht, und die uns dann in eine Schenke bringt, wo sie als mittellose Bettlerin ganz offenbar ständig ein- und ausgeht – das passt alles nicht zusammen. Also, wer bist du wirklich?«
    »Ihr müsst nicht gleich grob werden, mein Herr!« Shyrali gelang es, so gekränkt und gleichzeitig bedauernswert auszusehen, dass Meatril unwillkürlich seinen stählernen Griff um ihre Hand lockerte, was sie mit größter Genugtuung registrierte. Ihre Reize vermochten selbst diesen schneidigen Kämpen zu erweichen und gerade bei ihm freute sie das aus irgendeinem Grund besonders. Sie setzte ihre unschuldigste Miene auf und antwortete zaghaft:
    »In der Tat bin ich keine Bettlerin, wie ich vorgab. Verzeiht diesen kleinen Schwindel.« Sie sah sich demonstrativ nach eventuell ungebetenen Zuhörern um, und erst als sie niemanden zu entdecken vermochte, was in dem dunklen, rauchverschleierten Raum auch kein Wunder war, fuhr sie flüsternd fort: »Ich handle im Auftrag des Kapitäns Joshua Tabuk. Ihr werdet vielleicht noch nichts von ihm gehört haben, aber er ist einer der berühmtesten Kapitäne des Inselreichs von Jovena und derzeit der Flottenkommandant von Megas Arud’Adakin.« Angesichts der offenen Feindseligkeit, die sich sofort nach dieser Eröffnung auf den Gesichtern der Ecorimkämpfer abzeichnete, hob sie beschwichtigend die Hände:
    »Bevor ihr mir jetzt voller Empörung ein Schwert zwischen die Rippen stoßt, solltet ihr wissen, dass Joshua Tabuk jeden Grund hat, seinen Herrn zu hassen. Megas ist dafür verantwortlich, dass Kapitän Tabuk zum Krüppel wurde, und der Inselherr erzwingt die Loyalität seines Flottenkommandanten, indem er das Leben von Tabuks Tochter bedroht. Daher hat sich Josh Tabuk dazu

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