Das Vermächtnis der Schwerter
unversehens Zeichen der Erheiterung auf seinem Gesicht erkennen.
»Es ist absolut nichts zwischen uns gewesen!«, blaffte Meatril seine feixenden Gefährten an. »Wir haben nur geredet. Ehrlich!« Er griff energisch nach einem der Krüge und nahm einen langen Zug. »Außerdem ist es inzwischen ohnehin gleichgültig, ich schulde Daia keine Treue mehr«, fügte er verbittert hinzu.
Die Heiterkeit verschwand nach dieser Bemerkung ebenso schnell wieder, wie sie aufgekommen war. Betroffen wechselten Targ, Deran und Eringar ein paar Blicke.
»Wieso, was ist denn geschehen?«, wagte Targ schließlich zu fragen.
Meatril genehmigte sich noch einmal einen großen Schluck aus dem Krug, bevor er antwortete: »Ich will darüber jetzt nicht reden.« Er wandte sich wieder an Shyrali, die alles aufmerksam verfolgt hatte. »Für diesen Joshua Tabuk reist du bemerkenswert weit in der Welt herum. Erst Seewaith, dann Tilet – er muss ein mächtiger und sehr reicher Mann sein, dass er sich ein solch ausgedehntes Kundschafternetz leisten kann.« Er wischte gedankenvoll mit der Handfläche ein paar Tropfen von der Tischplatte. »Aber ist ja auch gleichgültig, wer dich bezahlt. Die Frage ist, was hast du jetzt mit uns vor?«
»Naja«, erwiderte Shyrali und spitzte dabei die Lippen, »so wie ich das sehe, habt ihr genau zwei Möglichkeiten: Die erste ist, dass ihr diese Schenke ganz normal durch den Vordereingang verlasst. Über kurz oder lang werdet ihr dann mit Megas’ Truppen zusammentreffen, denn ich möchte wetten, dass sie nun bereits in der ganzen Stadt nach euch suchen. Und bei allem Respekt vor euren kämpferischen Fähigkeiten, aber fast die Hälfte der Schiffe, die ihr im Hafen gesehen habt, gehören zur Flotte Ho’Nebs. Jedes einzelne ist mit mindestens fünfzig Soldaten besetzt. Ihr könnt euch selbst ausrechnen, wie viele Truppen Megas damit zur Verfügung stehen.«
»Arden würde niemals zulassen, dass Megas oder seine Leute Hand an uns legen«, entrüstete sich Eringar. »Wenn wir Arden erzählen, dass Malun unsere Ermordung veranlasst hat, dann wird das Arden vielleicht wachrütteln. Immerhin lagert noch sein ganzes Heer vor der Stadt, das sollte als Schutz ja wohl ausreichend sein. Wir müssen es nur zurück zum Palast schaffen.«
»Sie werden uns nicht zu Arden vorlassen«, antwortete Meatril, bevor Shyrali etwas erwidern konnte. »Die wahren Machthaber sind nun die Priester, sie kontrollieren alles. Egal ob wir selbst gehen oder einen Boten schicken, Malun wird dafür Sorge tragen, dass der König von allem abgeschirmt wird.« Er legte entmutigt die Hände vors Gesicht. »Genau davor wollte ich Arden warnen.«
»Dann kämpfen wir uns eben bis zum Stadttor durch«, schlug Eringar vor. »Es muss doch möglich sein, unser Heer zu erreichen, das nur einen Steinwurf außerhalb Tilets die Zelte aufgeschlagen hat.«
Shyrali schüttelte betrübt den Kopf. »Selbst wenn ihr trotz der Verfolgung durch Megas’ Männer bis zur äußeren Mauer kommt, wird Malun sicherlich auch alle Torbesatzungen angewiesen haben, euch am Verlassen der Stadt zu hindern. Ebenso wird keine größere Einheit von Ardens Heer Tilet betreten dürfen. So leid es mir tut, aber Malun hat euch praktisch für vogelfrei erklärt und Megas wird sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, euch zur Strecke zu bringen. Wenn ihr also den Weg zum Palast oder zu einem der Tore wählt, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass er Erfolg hat, sehr hoch.«
»Verdammter Megas!«, fluchte Targ. »Es ist ihm schon wieder gelungen, uns in die Defensive zu drängen.« Erbost wandte er sich an Shyrali. »Aber eines musst du mir verraten: Wenn du schon auf Megas’ Schiff warst und dein Auftraggeber ihn so sehr hasst, warum ist dieser götterverhasste Verräter Megas dann jetzt noch am Leben? Hättest du uns nicht allen einen Gefallen tun können und ihn mit etwas Gift oder einer scharfen Klinge in einem günstigen Moment zu den Dämonen der Zwischenwelt schicken können? Die lecken sich nämlich schon eine geraume Weile die Krallen nach ihm.«
»Oh, das hätte ich sicherlich tun können«, entgegnete Shyrali, als handle es sich dabei um ein Kinderspiel, »aber es gibt verschiedene Gründe, warum mein Auftraggeber das zu diesem Zeitpunkt nicht wünscht. Zuallererst würde Megas’ Tod die Citpriesterschaft nur noch weiter stärken, was für jeden, der nicht dem viergöttlichen Glauben anhängt, wie eben auch mein Auftraggeber, eine Bedrohung darstellt. Die Kirche hat
Weitere Kostenlose Bücher