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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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und gaben den Weg frei für eine hinkende Gestalt. Der schlurfende Gang, die gebückte Haltung und die narbenübersäte Haut machten Josh Tabuk unverkennbar. Shyrali hatte den Kapitän in den letzten Tagen bereits häufiger gesehen und ihm sogar des Öfteren die schmerzenden Muskeln seines verdrehten Leibs weich geknetet, dennoch stellte der Anblick seines zerfransten Gesichts immer wieder eine Prüfung für ihre Selbstbeherrschung dar. Den Ecorimkämpfern erging es augenscheinlich ebenso, denn sie ließen sichtlich erschüttert ihre Klingen sinken.
    »Ich denke nicht«, erklang Tabuks sonore Stimme, »dass der Einsatz eurer Waffen notwendig sein wird. Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeit, euch hier eingeschlossen zu haben, aber ich wollte sichergehen, dass keiner von euch eine Dummheit begeht und mich meinem Herrn gegenüber in Erklärungsnöte bringt. Schließlich ist es sehr riskant, was ich hier tue.«
    Shyrali jubelte innerlich, denn der Kapitän hatte gerade nicht nur bestätigt, dass er sich tatsächlich gegen Megas zu stellen gedachte, sondern seine Erklärung für das Einschließen der Ecorimkämpfer entsprach auch beinahe dem, was Shyrali in ihrer Not als Begründung vorgebracht hatte. Anscheinend waren die Würfel des Schicksals zu ihren Gunsten gefallen. Vielleicht würde sie ja doch noch ungeschoren mit ihrer dreisten Lügengeschichte davonkommen.
    »Ihr hättet uns auch einfach bitten können, diesen Raum nicht zu verlassen«, wandte Meatril ein wenig vorwurfsvoll ein. »Es gab keinen Grund, uns einzusperren.«
    Die meerblauen Augen des Kapitäns richteten sich starr auf Meatril. »Immerhin wäre es auch möglich gewesen, dass ihr von Megas geschickt wurdet, um meine Loyalität ihm gegenüber zu prüfen. Ich musste erst sicher sein, dass ihr auch wirklich die seid, die ihr zu sein vorgebt.«
    »Und welchen Beweis hattet Ihr Euch da vorgestellt?«, fragte Targ herausfordernd. »Bringt mich zu Megas, dann kann ich ihm den Kopf abschlagen, falls Euch das überzeugt.«
    »Das ist ein verlockendes Angebot«, antwortete der Kapitän, ohne eine Miene zu verziehen, »aber jetzt, da ich euch aus der Nähe gesehen habe, bin ich mir sicher, dass ihr die Wahrheit sprecht.«
    »Wieso?«, fragte Meatril erstaunt.
    »Weil ich eure Gesichter noch aus Seewaith kenne«, erwiderte Josh Tabuk gelassen. »Ich will euch nichts vormachen. Schon damals stand ich in Megas’ Diensten. Meine Aufgabe war unter anderem, Botschaften an Abak Belchaim, den Berater von König Jorig Techel, zu überbringen, für den Megas die Kriegerschule Ecorim ausspionierte.«
    Unversehens baute sich Targ mit dem Schwert vor dem verkrüppelten Seefahrer auf. »Das heißt also, Ihr seid mitverantwortlich für den Überfall auf unsere Kriegerschule?«, rief er anklagend.
    Josh gab den besorgt herbeigetretenen Wachen mit der Hand ein Zeichen, nicht einzugreifen. Unbeeindruckt blickte er Targ ins zorngerötete Gesicht. »So ist es«, bestätigte er knapp. »Ähnlich wie ich viele von Megas’ Verbrechen vorbereitet, unterstützt oder zumindest durch mein Schweigen gedeckt habe. Wenn ihr euch dafür an mir rächen wollt, wird euch niemand hindern.«
    Verdutzt, aber immer noch aufgebracht starrte Targ den vollkommen ruhig wirkenden Josh Tabuk an.
    »Du kannst keinen wehrlosen Krüppel erschlagen«, raunte ihm Eringar von der Seite zu. »Das ist nicht ehrenhaft.«
    »Das weiß ich selbst«, fauchte Targ seinen jüngeren Gefährten an und ließ das Schwert sinken. Er wandte sich wieder an den Kapitän. »Aber Euer Tun hat zum Tod meines Bruders geführt und dafür verachte ich Euch zutiefst, Kapitän Tabuk.«
    »Das ist Euer gutes Recht«, gab dieser ungerührt zurück, »und ich bin nicht hier, um Vergebung von Euch zu erbitten.«
    »Und weshalb seid Ihr dann hier?«, wollte Meatril wissen. »Ich meine, gibt es noch einen weiteren Grund für Euer Kommen, außer uns mitzuteilen, dass Ihr geholfen habt, in Seewaith unsere Schwertbrüder zu ermorden?«
    Josh verzog den rechten Mundwinkel zu einem Lächeln, während die linke Gesichtshälfte aufgrund der vielen Narben regungslos blieb. »Ich kann eure Verbitterung verstehen und werde eure Schuldzuweisungen akzeptieren. Dennoch solltet ihr euch überwinden, mich wenigstens als das geringere von zwei Übeln zu betrachten. Ich gehe doch recht in der Annahme, dass es in erster Linie Megas ist, dem euer Rachedurst gilt? Ihr habt auf meinem Schiff Schutz gesucht, um nicht von seinen Soldaten aufgespürt

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