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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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ihren Gesichtern gewischt. Was blieb, war nur noch ehrliche Überraschung.
    »Arton lebt?«, stellte Meatril endlich die Frage, welche allen auf den Lippen lag.
    »Er ist nicht nur am Leben«, berichtete Tabuk, ohne dass die zerklüfteten Gesichtszüge eine Deutung seiner eigenen Gefühle zuließen, »sondern er hat es sogar fertig gebracht, mit den Minensklaven die Festung Andobras einzunehmen, was bislang noch niemandem gelungen ist. Diese Nachricht hat nicht nur die Citkirche in Unruhe versetzt, sondern insbesondere meinen Herrn, der Arton ebenfalls für tot gehalten hat. Ihr müsst nämlich wissen, dass es Arton unmittelbar nach dem Überfall auf eure Kriegerschule gelungen ist, meinen Herrn zu verfolgen und schließlich in einer abgelegenen Seitengasse zu stellen. Er setzte ihm offenbar so schwer zu, dass Megas beinahe vier Tage nicht mehr zur Besinnung kam. Doch noch bevor Arton meinen Herrn endgültig in die Unterwelt schicken konnte, brach er selbst entkräftet zusammen, wahrscheinlich wegen seiner schweren Kopfverletzung, die ihn auch das linke Auge gekostet hatte. Sowohl er als auch Megas wurden dann von den Assassinen der Silbergilde aufgelesen, die den Anschlag auf eure Lehrstätte durchgeführt hatten. Megas wurde mir besinnungslos überbracht und sie versicherten mir, dass Artons Leben beendet worden war. Es gab allerdings guten Grund, an dieser Aussage zu zweifeln, denn diese Leute versuchen, aus jeder Situation den maximal möglichen Profit herauszuquetschen. Ich ließ daher Erkundigungen einholen, die ergaben, dass Arton in Wirklichkeit an Sklavenhändler verkauft worden war, die ihn in das Bergwerk von Andobras bringen wollten. Es hätte kaum Schwierigkeiten bereitet, das Sklavenschiff aufzuspüren und Arton zu befreien, denn natürlich habe ich an jemanden, der meinen Herrn genug hasst, um ihm nach dem Leben zu trachten, größtes Interesse. Aber ein solches Entermanöver wäre nicht unauffällig vonstattengegangen und dann hätte ich meinem Herrn erklären müssen, weshalb ich auf diese Weise den Nachschub an Arbeitskräften für die so wichtige Erzförderung auf Andobras behindere. Daher entschied ich, zu warten, bis Arton auf Andobras angekommen war, um ihn dann, ohne Aufsehen zu erregen, wieder freizukaufen. Ich musste allerdings erfahren, dass den dort stationierten Soldaten die Kontrolle über das Innere der Mine vollkommen entglitten war und es keiner wagte, das Bergwerk zu betreten. Deshalb gelang es mir auch nicht, Arton dort herauszuholen. Aber wie ich euch ja eben berichtet habe, hat er für seine Befreiung ganz alleine gesorgt.«
    »Entschuldigt«, unterbrach ihn Eringar kopfschüttelnd, »aber jetzt muss ich doch einmal dazwischenfragen, denn all diese unglaublichen Neuigkeiten sind etwas zu viel für mich. Ihr sagt also, unser Meister Arton lebt, wurde versklavt, hat sich selbst wieder befreit und nebenbei noch die ganze Sklaveninsel erobert? Gut, wir kennen Arton, und wenn jemandem so etwas Unfassbares gelingen kann, dann ihm. Aber ich verstehe immer noch nicht, warum Ihr Megas nicht schon längst selbst beseitigt habt, wenn Ihr ihn doch so sehr verachtet. Ich meine, Möglichkeiten dazu gab es ja bereits reichlich, die beste wohl, als er bewusstlos auf Euer Schiff gebracht wurde. Was hätte Euch da gehindert, ihn einfach an seinen Verletzungen sterben zu lassen?«
    Josh Tabuk warf dem jungen Etecrari einen sonderbar verklärten Blick zu. »Meine Tochter dürfte vielleicht ein bisschen älter sein als du, aber höchstens zwei, drei Jahre. Ich kann nicht erwarten, dass jemand in deinem Alter begreift, was es heißt, Vater zu sein. Aber vielleicht kennst du das Sprichwort, Kinder zu haben, bedeutet, dem Schicksal Geiseln zu geben’. In meinem Fall ist es allerdings nicht das Schicksal, das meine Tochter bedroht. Es ist Megas, der mir klar zu verstehen gegeben hat, dass das Leben meiner Tochter verwirkt ist, sollte ihm etwas passieren oder es Grund zu der Annahme geben, dass ich ihn verrate. Aus diesem Grund habe ich sogar die Folter über mich ergehen lassen, die aus mir das machte, was ihr jetzt seht.« Seine tiefgründigen blauen Augen wanderten von einem zum anderen, doch selbst Meatril wich seinem forschenden Blick aus und senkte betroffen den Kopf.
    »Ich sage dies nicht, um euer Mitleid zu erregen«, ergänzte der Kapitän, »sondern damit ihr versteht, weshalb ich so vorsichtig und indirekt vorgehen muss. Aus demselben Grund kann ich auch nicht selbst nach Andobras fahren, um

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