Das Vermächtnis der Schwerter
Ecorimkämpfer gewandt, »aber wie ich bereits sagte, braucht unsere Rache Geduld. Wenn ihr an schneller Vergeltung interessiert seid, dann müsst ihr es auf eigene Faust versuchen. Meine Unterstützung biete ich euch nur, wenn ihr meine Bedingungen akzeptiert.«
»Wer garantiert uns, dass Ihr uns nicht dazu benutzen wollt, die Verteidigung der Insel Andobras auszuspionieren?«, verlangte Targ zu erfahren. »Eure Geschichte mit der Tochter, deren Leben von Megas bedroht wird, könnte auch einfach nur eine geschickte Lüge sein, um unser Vertrauen zu erschleichen.«
Tabuk schnitt wieder jene beklemmende, einseitige Grimasse, die ein Lächeln darstellen sollte. »Ihr werdet wohl zugeben müssen, dass sich meine körperliche Verfassung schwerlich vortäuschen lässt. Somit könnt ihr schon einmal als bewiesen ansehen, dass ich Megas aus tiefstem Herzen hasse. Und was meine Tochter anbelangt, so fragt doch das Mädchen, das euch hergebracht hat, ob das stimmt, was ich euch erzählt habe. Ihrem Wort vertraut ihr ja, sonst hättet ihr wohl nicht zugelassen, dass sie euch in Fässer verlädt und auf mein Schiff rollt.«
Shyrali erschrak so sehr, als sie von Tabuk unerwartet ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt wurde, dass sie unwillkürlich einen kleinen Schritt rückwärts machte. Sie hatte sich bereits gedanklich die Hände gerieben, weil sich das Gespräch zwischen dem Kapitän und den Ecorimkämpfern ganz in ihrem Sinne entwickelte und sie die ganze Zeit dezent im Hintergrund bleiben konnte. Eigentlich hatte sie geglaubt, Josh Tabuk habe bereits völlig vergessen, dass sie auch mit im Raum war. Und jetzt das! Die Verwirrung und der Zweifel auf den Gesichtern der Ecorimkämpfer, die sich ihr nun alle zugewandt hatten, würde sich nicht einfach durch ein gewinnendes Lächeln oder einen verführerischen Augenaufschlag beseitigen lassen. Jetzt war sie in ernsthafter Erklärungsnot.
»Ella hat uns bereits von Eurer Tochter erzählt«, erwiderte Eringar verwirrt, »aber sie arbeitet doch in Eurem Auftrag, also warum sollten wir ihr in dieser Sache mehr Vertrauen schenken als Euch?«
Kapitän Tabuk stieß ein merkwürdig kehliges Geräusch aus, das erst nach einer Weile als Lachen zu deuten war. »Hat sie euch das erzählt?«, fragte er belustigt. »Ich hatte eigentlich vermutet, sie würde sich einen etwas weniger durchsichtigen Schwindel bezüglich ihres Auftraggebers einfallen lassen. Bei mir hat sie sich wenigstens halbwegs glaubhaft als Mitglied des Bajulatinnenordens ausgegeben. Aber ich wusste von Anfang an, dass dieses entzückende junge Ding einer der wichtigsten Spitzel von Abak Belchaim ist, dem Berater Jorig Techels.« Er musterte Shyrali so geringschätzig, dass sie wünschte, augenblicklich im Boden zu versinken.
»Oder wer, glaubst du, hat nach der Vernichtung von Abaks Flotte für eure Rettung gesorgt?«, sprach er sie nun direkt an. »Damals, als du dich mit deinem halb toten Meister Abak hinter einem Stein am Ufer verkrochen hast?«
»Aber … das war doch … ein Fischer …« Shyrali vermochte keinen vollständigen Satz über ihre bebenden Lippen zu bringen.
»Meinst du nicht«, fragte Tabuk beinahe mitleidig, »dass ein Fischer aus Lechia euch sofort als gestrandete Feinde erkannt und Alarm geschlagen hätte? Nein, einer meiner Schiffskapitäne hat dich gesehen, als du Abak an Land geschleppt hast. Er berichtete aber nicht Megas, sondern nur mir von dieser Beobachtung und ich sorgte dann dafür, dass ihr unauffällig von dort fortgebracht werdet. Schließlich seid ihr für mich im Moment lebend weitaus wertvoller als tot, denn als Feinde von Megas stellt ihr meine natürlichen Verbündeten dar.« Er wandte sich an die Ecorimkämpfer. »Deshalb ließ ich sie auch bislang gewähren. Doch wegen ihrer Unehrlichkeit taugt sie jetzt natürlich nicht mehr dazu, meine ›Geschichte‹ über meine Tochter zu bestätigen – das sehe ich ein. Sehr bedauerlich, denn ein anderer Beweis wird sich wohl nicht so rasch finden lassen. Übrigens ist der Name dieser durchtriebenen Schönheit in eurer Gesellschaft selbstverständlich nicht Ella, sondern Shyrali.«
Die folgende Stille erschien Shyrali wie die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Instinktiv machte sie sich kampfbereit. Sie wich bis zur hinteren Wand zurück, während ihre Finger nervös nach den Dolchen tasteten, die sie in beiden Ärmeln versteckt hatte. Doch ein Angriff blieb aus. Meatril erhob noch nicht einmal seine Stimme, als er zu sprechen
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