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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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drängte Garlan darauf, mit seiner Truppe sofort auf die Jagd nach weiteren Feinden zu gehen. Nur Rai und Barat blieben noch kurze Zeit stehen, erschüttert über das Schicksal der beiden Ecorimkämpfer. Meatril hatte inzwischen Eringars leblosen Leib hochgehoben und trug ihn bis zu der Stelle, wo Deran an der Felswand lehnte. Dort setzte er den Etecrari ab und richtete ihn so auf, dass er dieselbe Haltung einnahm wie sein riesenhafter Gefährte. Mutlos, so als kenne er bereits die schreckliche Wahrheit, hielt Meatril seine Hand an Derans Hals, um festzustellen, ob noch Leben in seinem Freund schlummerte. Doch da war nichts mehr. Daraufhin ließ sich Meatril neben seinen beiden Schwertbrüdern am Straßenrand nieder. Er starrte nur noch geradeaus, als warte er selbst auf den Tod.
    Obwohl Barat ebenso wie auch Rai bewusst war, dass sie hier nichts mehr tun konnten und sie woanders wahrscheinlich dringender gebraucht wurden, konnten sie sich nicht dazu durchringen, Meatril zu verlassen. Beide fühlten sich im Grunde ihres Herzens verantwortlich für das Leid, das sie über die Ecorimkämpfer gebracht hatten. Es gab keine Worte, mit denen sie Meatrils Kummer hätten lindern können.
    »Ich kümmere mich um ihn«, sagte Shyrali, die plötzlich neben Rai und Barat aufgetaucht war. Sie hatte inzwischen so viel Blut verloren, dass ihre Kleidung am Rücken von den Schultern bis fast zum Gürtel rot durchtränkt war. Die Wunde erlaubte ihr nur ein schleppendes Vorwärtskommen, aber immerhin konnte sie sich noch bewegen. »Geht und werft diese verfluchten Lanzenträger endlich aus eurer Stadt«, fügte sie matt hinzu.
    Rai und Barat wechselten einen erstaunten Blick, gehorchten dann allerdings und versuchten, die Richtung auszumachen, aus der der größte Kampflärm kam.
    »Die meisten Schwarzlanzer sind wohl schon in den unteren Seitenstraßen nahe beim Hafen«, stellte Barat fest. »Hoffentlich schaffen sie es nicht, sich irgendwo zu sammeln, sonst steht uns noch ein harter Kampf bevor.« Er begann, sich bergab zu bewegen, allerdings recht vorsichtig, da man auf der Straße wegen der vielen Trümmer leicht ausrutschen konnte.
    Rai folgte zunächst schweigend, doch schließlich konnte er die Frage, die ihn gerade beschäftigte, nicht mehr für sich behalten: »Glaubst du eigentlich daran, dass das Schicksal eines jeden von uns bereits feststeht, Barat? Arton hat mal so etwas in der Art gesagt, dass alles, was geschieht, vorherbestimmt ist.«
    Barat kletterte über einige am Boden liegende Mauerteile und schien nachzudenken. Dann schüttelte er entschieden den Kopf. »Wenn das wahr wäre, dann hätte nichts von dem, was wir tun, noch irgendeine Bedeutung. Tapferkeit, Treue, Freundschaft, ja sogar Liebe, alles wäre nur das unausweichliche Ergebnis der göttlichen Vorsehung. Aber unsere Entscheidungen machen uns zu dem, was wir sind, Rai. Wenn wir diese Freiheit nicht besitzen, sind wir nicht besser als ein Staubkorn im Wind.«
    »Ich finde nur«, gab Rai zurück, »dass eine Art Vorsehung es leichter machen würde, zu akzeptieren, was da gerade mit Eringar und Deran geschehen ist. Das würde nämlich bedeuten, wir wären nicht in der Lage gewesen, ihren Tod zu verhindern, egal, was wir auch getan hätten. Dann müssten wir uns keine Vorwürfe machen.«
    »Ich weiß«, bestätigte Barat ernst, »aber so einfach ist es nicht.« Er blieb stehen und Rai konnte sehen, wie er um Fassung ringend die Lippen aufeinander presste. »Wie es scheint, haben sich die Lanzer bereits bis zum Hafen durchgeschlagen. Von dort ist es nicht mehr weit zur Festung. Wir müssen uns beeilen.«

    Targ rannte, so schnell ihn seine Beine trugen, die Straße entlang. Er war ein guter und ausdauernder Läufer, aber seine sperrige und schwere Rüstung schränkte ihn doch sehr in seiner Bewegungsfreiheit ein. Sein Schwert hielt er schon die ganze Zeit über in der Hand, da ihn der baumelnde Stahl an seiner Seite nur behindert hätte. Er konnte den Weg vor sich zwischen dem Grün des Urwalds zu beiden Seiten bis weit ins Landesinnere hinein überblicken, doch von Megas gab es keine Spur. War es möglich, dass der verwünschte Mörder bereits so viel Vorsprung hatte? Targ blieb abrupt stehen.
    Wenn Megas seinen Verfolgern entgehen wollte, dann würde er vermutlich nicht auf der Straße bleiben, sondern sich ins nahe Dickicht schlagen, wo er nicht so leicht entdeckt werden konnte. Aber wo wollte er hin? Eine kopflose Flucht passte keinesfalls zu Megas, also

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