Das Vermächtnis der Schwerter
schräg oben auf Megas und riss ihn mit sich zu Boden. Der Aufprall auf dem Straßenpflaster war hart, so hart, dass Megas zunächst benommen liegen blieb. Eringar, dessen Sturz durch den Körper seines Gegners weitgehend abgefangen worden war, gelang es hingegen, sich sofort wieder zu erheben. Jetzt befand sich Megas da, wo er ihn haben wollte – am Boden.
»Meine Ehre verbietet es mir, dich zu erschlagen, solange du keine Waffe in der Hand hältst«, schrie Eringar seinen Erzfeind an und senkte die Spitze seines Schwerts auf dessen Kehle hinab. »Also hast du jetzt die Wahl: Entweder du stirbst bei dem Versuch, dein Schwert zu ziehen, oder du befiehlst deinen Leuten, augenblicklich die Waffen zu strecken.«
Megas machte keine Anstalten, nach seinem immer noch in der Scheide steckenden Schwert zu greifen oder aufzustehen. Seine Arme lagen ganz ruhig neben seinem Körper. Er drehte nur den Kopf, um Eringar voller Verachtung ins Gesicht zu blicken. »Du hättest es besser zu Ende bringen sollen, als du die Gelegenheit dazu hattest, kleiner Narr.«
Damit riss er anstelle seines Schwertes blitzschnell ein Messer heraus, das er verborgen im Gürtel getragen hatte, und rammte es bis zum Schaft in Eringars Oberschenkel. Staunend blickte der Etecrari auf die Waffe, von der nur noch der Griff aus seinem Bein ragte. Um die Eintrittsstelle breitete sich rasend schnell ein großer dunkler Fleck aus. Megas wusste genau, wo er treffen musste, um größtmöglichen Schaden anzurichten. Die Kraft schien noch schneller aus Eringars Muskeln zu fließen als das Blut aus der Wunde. Sein Knie knickte ein, sein Gesicht verlor jede Farbe. Er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten.
»Eringar!«, schrie Meatril voller Entsetzen, als er seinen jungen Schwertbruder zusammenbrechen sah. Er hieb weitgehend wirkungslos auf die Lanzen ein, mit denen ihm Megas’ Soldaten den Weg versperrten. »Wir kommen! Halte durch!«
Megas erhob sich unterdessen gelassen, zog sein Schwert und trat mit steinerner Miene vor den kampfunfähigen Etecrari. Er nahm sich sogar noch die Zeit für einen Seitenblick auf Meatril, der gerade einmal fünf Schritt entfernt vergeblich versuchte, die Reihen der Schwarzlanzer zu durchdringen. Dann stieß Megas fast schon beiläufig sein Schwert zwischen Eringars Rippen, genau an der Stelle, wo Brust- und der Rückenpanzer zusammengebunden wurden und daher eine schmale Lücke in der Rüstung klaffte. Der Etecrari fiel zur Seite um und rührte sich nicht mehr.
Meatril hielt mitten in seinen Bewegungen inne, als er Eringar leblos zu Boden sinken sah. Auch Targ erstarrte, als wäre er selbst getroffen worden. Deran jedoch wurde von rasender Wut gepackt. Mit einem ohrenbetäubenden Schrei der Verzweiflung stürzte er nach vorn zwischen die spitzen Stahlspeere der Schwarzlanzer. Einen Spieß schlug er zur Seite, doch ein anderer bohrte sich tief in seine linke Seite. Deran ließ nicht zu, dass ihn der Schmerz überwältigte.
Zornbebend packte er die Lanze mit der freien Hand und schob den Soldaten, der sie hielt, einfach nach hinten. Selbst der Lanzer in der zweiten Reihe vermochte Derans wuchtigem Ansturm nicht zu widerstehen und stolperte ebenfalls rückwärts. Wie ein verwundeter Stier brach der Ecorimkämpfer durch Megas’ Verteidigungsreihen.
Dann befand sich Megas endlich in Reichweite von Derans Schwert. Ohne sich um die anderen Gegner zu kümmern, legte Deran seinen ganzen Hass in seinen nächsten Hieb, der dem Verräter den Schädel spalten sollte. Die meisten Gegner hätten sich bei dem Versuch, einen solch wuchtigen Schlag des wutschäumenden Hünen zu parieren, das Handgelenk gebrochen oder wären zumindest entwaffnet worden. Doch Megas machte nur einen kleinen Schritt seitwärts und ließ den Hieb an seinem über den Kopf erhobenen Schwert abgleiten, als handle es sich um nichts weiter als eine Waffenübung. Deran ließ sich indes nicht entmutigen. Er schlug unablässig auf seinen Gegner ein, nicht mit der gleichen Wucht, aber dennoch kaum weniger verbissen. So gelang es ihm immerhin, Megas zum Zurückweichen zu zwingen.
Damit entfernte sich Deran allerdings immer weiter von seinen Gefährten. Diese waren ihm nicht sofort gefolgt, weil sie immer noch wie erstarrt waren. Das kurzzeitige Zögern ihrer Feinde hatte den Schwarzlanzern allerdings genügt, um ihre Linie wieder zu schließen. Deshalb starrten Targ und Meatril jetzt erneut zwei Reihen von dunklen Lanzenspitzen entgegen. Mit Entsetzen erkannten
Weitere Kostenlose Bücher