Das Vermächtnis der Schwerter
der Veteran hervor.
Arton befreite seinen Arm und kam wieder auf die Beine. »Danke«, sagte er keuchend. Der blutende Unterarm schien ihn nicht weiter zu kümmern. Barat nickte nur. Sein Brustkorb hob und senkte sich in rascher Folge.
Arton zog das schwarze Schwert. »Mir nach!«, rief er. »Eng zusammenbleiben!«
Damit schien der Schreckensbann gebrochen. Auf Artons Kommando hin strömten jetzt alle Minenarbeiter hervor, die noch in dem gegenüberliegenden Gebäude gewartet hatten. Dicht gedrängt, geschützt durch die Türschilde ihrer Kameraden, überquerten sie die Straße. Die beiden verbliebenen Bluthunde bewachten immer noch mit gefletschten Zähnen den Eingang. Doch diesmal war Arton vorbereitet. Als der erste Hund lossprang, empfing ihn der schwarze Stahl von Artons Klinge. Tödlich getroffen fiel das Tier zu Boden. Der zweite konnte nicht einmal mehr zum Sprung ansetzen, als Artons Schwert bereits in seinen Schädel fuhr und seinem Dasein ein jähes Ende setzte.
Rai war hart aufgeschlagen. Sein Sturz durch das Loch war nicht tief gewesen, aber er schaffte es kaum, seinen Aufschlag abzufedern, so schwach waren seine Beine. Die Arme waren immer noch durch die Sackkordel fixiert und so hatte seine Landung auf dem feuchten Steinboden der eines Mehlsacks geglichen. Mit einigen Schwierigkeiten setzte er sich wieder auf. Über ihm war Ferrag zu hören, der, nach den Geräuschen zu urteilen, erneut einige schwere Metallgegenstände herumschob. Dann vernahm er Ferrags verärgerte Stimme: »Wer zum Henker …?« Es folgte ein dumpfer Schlag und gleich darauf fiel etwas Schweres neben Rai auf den Boden. Mühsam gelang es ihm, eine seiner Hände trotz der Fesselung so weit auszustrecken, dass er den herabgestürzten Gegenstand betasten konnte. Erschrocken stellte er fest, dass es sich um einen Körper handelte.
»Barat?«, rief Rai mit dem Anflug von Hoffnung in seiner Stimme. »Kawrin, Arton, habt ihr Ferrag überwältigen können?«
Ein endlos stiller Augenblick verging, dann vernahm Rai ganz dicht neben seinem Ohr eine Stimme, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ: »Nein, du Mörder, das war keiner deiner Komplizen. Nur der Vater des Jungen, den du in den Tod geschickt hast. Dich erwartet keine Rettung, sondern die gerechte Vergeltung für deine Taten.«
Rais Muskeln krampften sich zusammen, sein Atem geriet ins Stocken und sein Herz schien ein paar Schläge auszusetzen. Fast wünschte er sich, wieder Ferrags Gefangener zu sein. Stattdessen war er nun endgültig in der Gewalt eines Verrückten.
GÖTTLICHER WILLE
N achdem Ferrags Bluthunde überwunden waren, kostete die Eroberung des restlichen Gebäudes kaum noch nennenswerte Anstrengung für Arton und seine Truppe. Zwar war die Zahl der Verteidiger überraschend hoch gewesen, doch ihr Widerstand war rasch gebrochen worden. Vor allem die zu Ferrag übergelaufenen Minenarbeiter, die nach ihrer Beteiligung am Aufruhr gegen die neuen Stadtherren in Ferrags Haus Zuflucht gefunden hatten, waren kaum als ernsthafte Gegner zu bezeichnen. Barat vermutete, dass diese Verräter im Bergwerk allesamt der Gruppe der Raffer angehört hatten, die dort ebenfalls immer dem offenen Kampf ausgewichen waren und sich stattdessen auf das blitzschnelle Überfallen Wehrloser spezialisiert hatten. Die Gegenwehr von Ferrags eigenen Leuten war jedoch auch nicht viel stärker gewesen, denn so wie es aussah, hatte sich ihr Anführer aus dem Staub gemacht und seine Männer als unfreiwillige Rückendeckung missbraucht. Dies hatte sich nicht gerade zuträglich auf die Kampfbereitschaft der Männer ausgewirkt.
Allerdings war Ferrag nicht weit gekommen, denn Kawrin hatte ihn letztlich besinnungslos in einem drei Schritt tiefen Kellerloch gefunden. Der blonde Seewaither war erst nach einer geraumen Weile auf den versteckten Schacht gestoßen, als er den Kellerraum durchsucht hatte, der offenbar als Hundezwinger verwendet worden war. Dort, verborgen unter einem eisernen Tierkäfig, führten einige eingemauerte Leitersprossen in die Tiefe zu einem Gang, der in den Basaltfelsen hineingeschlagen war. An dieser Stelle hatte er den bewusstlosen Ferrag entdeckt, mit einer immer noch blutenden Wunde quer über der Schädeldecke. Wahrscheinlich hatte ihm jemand mit etwas Hartem auf den Kopf geschlagen, als er gerade dabei war, in das Loch hinabzusteigen. Wer durch diese beherzte Tat die Flucht des Einarmigen verhindert hatte, blieb unklar, ebenso wohin dieser Jemand verschwunden
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