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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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seinem kurzen Leben zumindest aus göttlicher Sicht wohl doch eine ganze Menge Schuld auf sich geladen hatte. Das bedeutete, dass er voraussichtlich sehr, sehr lange in Xelos’ Flammen bleiben musste. Trotz aller Ehrfurcht, die ihn beim Anblick der heiligen Feuerhalle ergriff, wollte er jedoch keineswegs auf unbestimmte Zeit in diesem Glutofen dort unten schmoren, bis Xelos seine Frevel als gesühnt ansah. Er bevorzugte es, lieber noch ein wenig länger zu leben, um alles wieder gutzumachen.
    Aber jeder Gedanke an Flucht wurde von den starken Armen seiner Bewacher bereits im Keim erstickt. Hilfe suchend blickte er sich um. Nur wenige Schritte von ihm entfernt konnte er unter den Xeliten das Mädchen ausmachen, das ihm das Essen in sein Gefängnis gebracht hatte. Das unverwechselbare Strahlen ihrer Augen hatte sich in seinem Gedächtnis als das einzig Freundliche an diesem feindseligen Ort verewigt. Zunächst versuchte sie, seinem Blick auszuweichen, doch schließlich konnte sie den flehentlichen Ausdruck in Rais Augen nicht mehr länger ignorieren. Rai legte seine ganze Verzweiflung in zwei schlichte Worte, die er lautlos mit seinen Lippen formte: »Hilf mir!«
    Sie starrte ihn einen Moment lang an. Ganz offensichtlich rang die Xelitin mit sich, ob sie Rai helfen sollte oder nicht, doch letztlich ließ sie ihren Blick sinken. Damit erlosch Rais einzige Hoffnung – es war vorbei.
    »Höre uns, Xelos, Wächter der ewigen Flamme«, intonierte der Feuerherold, »wir opfern dir das Leben dieser beiden Frevler. Empfange sie in deinen heiligen Flammen, wo du sie läutern magst, bis all ihre Sünden ausgebrannt und ihre Seelen so rein wie das lodernde Feuer selbst sind. Blicke dagegen wohlwollend auf deine Kinder, die diese Missetäter deiner unfehlbaren Gerechtigkeit überantworten, um dein Gefallen zu finden und …«
    »Lasst ihn los!« Der Ruf kam aus den hinteren Reihen der versammelten Xeliten.
    Alle fuhren herum und versuchten, zu erkennen, wer die dreisten Worte gesprochen hatte. Ein hochgewachsener, blonder Kerl hatte einem der Xelosanhänger mit der Linken den Kopf am Kinn nach hinten gerissen und presste mit der Rechten einen langen spitzen Dolch gegen dessen Kehle. Ein stämmiger, junger Krieger mit einem dunklen Schwert in seiner rechten Hand deckte dem Dolchträger wortlos den Rücken.
    »Kawrin! Arton!«, schrie Rai außer sich vor Freude. »Ihr … uff, das war verdammt knapp.«
    Kawrin ließ sich zu einem grimmigen Lächeln hinreißen. »Du hast dich gut versteckt hier unten.« Dann wurde er sofort wieder ernst. »Wenn sich einer von euch bewegt«, drohte er an die Xeliten gewandt, »dann schneide ich diesem Mann die Kehle durch.« Vorsichtig bewegte er sich ein paar Schritte auf Rai und seine Bewacher zu. »Gebt Rai jetzt frei, dann wird keinem etwas passieren.«
    Als daraufhin keine Reaktion erfolgte, nahm Kawrin die linke Hand vom Kinn seiner Geisel, ließ dabei jedoch die Dolchklinge am Hals des Xeliten. Er schob den Xelosanhänger ein Stück nach vorne, sodass er Rai mit der freien Hand am Arm packen konnte, und zog ihn aus der Umklammerung seiner Bewacher. Irritiert ließen ihn diese gewähren.
    »Gehen wir«, sagte Kawrin angespannt, während er versuchte, die Umstehenden im Auge zu behalten.
    Doch Rai zögerte. »Nessalion muss auch mitkommen«, verlangte er unvermittelt. »Wir können ihn nicht einfach hier lassen.«
    »Was?«, zischte Kawrin zurück. »Warum das denn?«
    »Das erkläre ich dir später«, erwiderte Rai. »Nessalion, komm!«
    Doch Warsons Vater starrte ihn nur regungslos an.
    »Ihr werdet die Hallen des Feuers nicht lebendig verlassen«, ertönte plötzlich die schneidende Stimme des Feuerherolds. »Xelos duldet keine Entweihung seiner heiligen Stätte durch Ungläubige.«
    Kawrin fixierte den Anführer und verschanzte sich noch ein wenig mehr hinter seiner Geisel. »Wenn du auch nur einen Schritt machst, stirbt dieser Mann, das sollte dir klar sein.«
    In den großen dunklen Augen des Xelitenführers glänzte die Glut des Feuersees. »Was ist schon ein einzelnes Leben im Vergleich zu Xelos’ Größe! Ich werde nicht zulassen, dass ihr seine Halle beschmutzt!«
    Damit riss er seinen Stab in die Höhe, um ihn mit aller Kraft auf Kawrin niedersausen zu lassen. Doch der geübte Assassine duckte sich im richtigen Moment, sodass die volle Wucht des Schlages den Xeliten traf, dem er immer noch den Dolch gegen die Kehle presste. Augenblicklich sackte dieser in sich zusammen. Offenbar

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