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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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hatte der Feuerherold die Tötung seines Gefolgsmanns bewusst in Kauf genommen, um an Rai heranzukommen.
    »Packt sie!«, kreischte der Xelitenführer. »Werft sie alle in die göttlichen Flammen.«
    »Bleibt nah bei mir«, ließ sich Arton das erste Mal vernehmen, der sich bislang damit begnügt hatte, Kawrin mit seinem Schwert zu decken. »Haltet mir den Rücken frei!«
    Rai starrte entsetzt auf Kawrins niedergeschlagene Geisel, Artons Anweisung nahm er dabei gar nicht wahr. Aber auch die Xeliten verharrten einerseits gelähmt von den sich überstürzenden Ereignissen, andererseits eingeschüchtert von Artons drohend erhobenem Schwert. Voller Zorn wirbelte der Feuerherold mit einem Schrei seinen Stab herum und legte seine ganze Kraft in einen vernichtenden, seitwärts geführten Hieb, der Rais Kopf galt. Er wollte ihn mit einem einzigen Schlag in den Abgrund fegen. Im letzten Moment wehrte Kawrin mit seinem Dolch den Angriff auf seinen Freund ab. Der Stab krachte auf die scharfe Klinge, die brennende Spitze brach ab und wurde nach unten in den Feuersee geschleudert. Aber auch Kawrin konnte wegen der Wucht des Zusammenpralls seinen Dolch nicht mehr festhalten. Die Klinge folgte der brennenden Stabspitze in den Abgrund, während Kawrin mit einem Aufschrei seine geprellte Hand umklammerte.
    Der Xelitenführer schien durch diese misslungene Attacke nur noch mehr in Rage zu geraten. Mit dem abgebrochenen Stumpf stach er nach Rai, allerdings hatte dieser endlich zu seiner gewohnten Reaktionsschnelligkeit zurückgefunden. Er wich dem Stock durch eine seitliche Drehung aus und griff nach der Waffe des Xeliten. Zu seiner eigenen Überraschung hielt er den Stock auf einmal in seinen Händen, während der Feuerherold, durch Rais plötzliche Gegenwehr aus dem Gleichgewicht gebracht, an Rai vorbeistolperte und von einigen seiner Jünger aufgefangen werden musste. Als der Xelitenführer schäumend vor Wut wieder herumfuhr, fand er die Spitze eines tiefschwarzen Schwertes direkt vor seinem Gesicht.
    »Schluss jetzt«, knurrte Arton mit dem Schwert in der Hand. »Du wirst uns gehen lassen, sonst kannst du deinem Gott gleich persönlich gegenübertreten, weil du dann nämlich nicht mehr am Leben sein wirst.«
    Es hatten sich nun zwei klare Fronten gebildet. Rai, Kawrin und Arton standen mit dem Rücken zum Abgrund, die Xeliten in einem kleinen Halbkreis ihnen gegenüber. Lediglich Nessalion hatte sich nicht bewegt und befand sich daher noch immer zwischen den beiden Xeliten, die ihn als Bewacher hierhergebracht hatten.
    »Drängt sie hinab«, schrie der Xelitenführer, ohne sich um Artons Drohung zu kümmern. »Tötet die Frevler, nehmt keine Rücksicht auf mein Leben oder euer eigenes!«
    »Hört auf damit«, ertönte plötzlich eine helle Stimme aus den Reihen der Xelosanhänger. »Das ist doch Wahnsinn!« Ein Mädchen drängte sich zwischen die Kontrahenten, sodass Arton notgedrungen sein Schwert senken musste, um sie nicht zu verletzen. Rai erkannte in ihr sofort seine großherzige Wohltäterin, die ihm Wasser und Essen in sein Gefängnis gebracht hatte. »Ihr müsst doch erkennen, dass es nicht Xelos’ Wille ist, dass die Gefangenen getötet werden! Hätte er sonst zugelassen, dass die Gefährten dieser angeblichen Frevler bis hierher gelangen in seine geheiligten Hallen? Hätte er den heiligen Stab des Feuerherolds zerbrechen lassen? Hätte er seinem obersten Diener nicht den Sieg schenken müssen?«
    Hass loderte in den Augen des Xelitenführers. »Schweig, du elende Verräterin! Dein Geist war von jeher rebellisch und nun ist er rettungslos dem Unglauben verfallen.«
    »Das ist er nicht!«, spie sie ihm entgegen. »Ich glaube vielmehr, dass Ihr nicht länger Xelos’ Willen folgt. Ihr habt einen Glaubensbruder niedergeschlagen! Jetzt wollt Ihr noch mehr unserer Brüder und Schwestern sinnlos opfern. Es ist nicht mehr Xelos’ Stimme, die Ihr hört, sondern nur noch das Echo Eurer eigenen verwirrten Gedanken.«
    Mit einer schallenden Ohrfeige streckte der Feuerherold das Mädchen nieder. »Dafür wirst auch du brennen«, brüllte er bebend vor Zorn.
    In diesem Augenblick geschah etwas, womit niemand der Umstehenden gerechnet hatte. Nessalion, der sich bislang teilnahmslos abseitsgehalten hatte, war unbemerkt näher an den Feuerherold herangetreten. Seine Bewacher bemerkten es nicht, weil all ihre Aufmerksamkeit auf die Auseinandersetzung zwischen ihrem Anführer und ihrer aufsässigen Glaubensschwester gerichtet war. Ohne

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