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Das Vermächtnis der Wanderhure

Titel: Das Vermächtnis der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sie all das, was eigentlich nur die Ausgeburt einer perversen Phantasie sein konnte, am eigenen Leibe erlebte. Mühsam richtete sie sich auf und betrachtete den Verband, den Beate ihr angelegt hatte, um die Blutung zu stoppen. Da ihre Blase bis zum Platzen gefüllt war, blieb ihr nichts anderes übrig, als sich auf die Beine zu kämpfen, den Verband zu entfernen und sich auf den Kübel zu setzen, den man ihr als Nachtgeschirr hingestellt hatte.
    Die nächsten Augenblicke waren beinahe noch schlimmer als die Geburt selbst, denn ihre Scheide brannte, als hätte man ihr glühende Kohlen hineingesteckt. In ihrer Verzweiflung biss sie sich in die Hand, um nicht vor Schmerzen zu schreien. Ganz konnte sie sich jedoch nicht beherrschen, und die Töne, die sie ausstieß, veranlassten einen der Wächter, den Kopf hereinzustecken. Als er sie auf dem Topf hocken sah, prallte er erschrocken zurück und schlug die Tür zu. Kurz darauf wurde sie wieder geöffnet und Beate kam herein.
    »Du bist ja schon wieder auf den Beinen! Nun, ich habe bereits gehört, dass du hart sein sollst wie ein gut geschmiedetes Schwert. Das dürfte auch besser für dich sein.«
    Marie spürte einen Hauch Mitleid in der Stimme der Magd und sah sie hoffnungsvoll an. »Was ist mit meinem Sohn?«
    »Den solltest du vergessen. Die Herrin wird ihn als ihren Erben erziehen!«
    Jetzt erinnerte Marie sich an die unförmige Gestalt, die während der Geburt in die Kammer gekommen war, und fühlte, wie Schauer über ihren Rücken jagten. »Hulda von Hettenheim? Aber wieso?«
    »Das soll sie dir selbst sagen. Ich bin nur ihre Magd und muss georchen.Eines jedoch ist gewiss: Deinen Sohn wirst du nicht wiedersehen.«
    Beate verschloss ihr Herz gegen die Gefühle, die in ihr aufkommen wollten. Es ging sie nichts an, was ihre Herrin mit der Gefangenen machte. Sie dachte an Trine, die Frau Hulda hatte töten lassen, damit man ihren Körper für Maries Leiche halten sollte, und schüttelte sich innerlich. Für sie gab es keine andere Wahl, als zu tun, was man ihr auftrug, und alles andere nicht zur Kenntnis zu nehmen.
    »Ich bringe dir jetzt etwas zu trinken.«
    Du wirst dein Mitleid noch einmal bedauern, schimpfte Beate mit sich selbst. Für die Gefangene wäre es gnädiger, wenn sie ihre Niederkunft nicht überleben würde. Was Frau Hulda Marie Adlerin jetzt, da diese nicht mehr gebraucht wurde, alles antun mochte, wollte sie sich gar nicht erst vorstellen. Da sie der Erbarmungswürdigen etwas zu trinken versprochen hatte, wollte sie ihr Wort auch halten. Daher verließ sie die Kammer und stieg in die Küche hinab. Die Mägde dort kannten sie als eine der vertrauten Dienerinnen der Herrin und überschlugen sich, ihr behilflich zu sein. Sie hätten die Sachen sogar für sie nach oben getragen, das lehnte Beate jedoch ab, denn es durfte niemand sehen, dass sie andere Gefühle für die Gefangene empfand als Hass und Abscheu.
    Als sie zu Marie zurückkehrte, lag diese regungslos auf ihrem Bett. Sie nahm an, die Frau sei eingeschlafen. Doch als sie auf sie zutrat, richtete Marie sich ruckartig auf. »Mein Sohn! Wo ist mein Sohn?«
    Ihre Stimme klang so verzweifelt, dass sie an Beates Nerven kratzte. »Bei Gott, ich kann dir den Jungen nicht bringen. Und jetzt hör auf, nach ihm zu fragen. Hier, trink lieber!«
    Beate hielt den Becher an Maries Lippen. Diese trank durstig und nahm kaum wahr, dass nicht mehr das schlammig schmeckende Wasser, sondern herber Wein über ihre Lippen floss. DasGetränk gab ihr ein wenig Kraft und sie vermochte Beate fordernd anzusehen.
    »Ich will meinen Sohn haben!« Sie griff sich an die Brüste, die bereits spannten und in wenigen Stunden ihre Milch verlieren würden.
    Die Magd seufzte. Wie es aussah, hatte sich der Verstand der Wöchnerin getrübt. Sie drehte sich abrupt um und wollte den Raum verlassen. Da aber wurde Frau Huldas Tochter wach, die ein paar Stunden geschlafen hatte und greinte, weil ihr kalt war und sie Hunger hatte. Doch die Mutter, die sie bisher nur widerwillig genährt hatte, würde ihr nie mehr die Brust reichen. Das Kind schrie jetzt lauter und Marie blickte in seine Richtung.
    »Gib mir meinen Sohn!«
    »Bei Gott, willst du denn nicht hören?«, brach es aus Beate heraus.
    Sie nahm an, dass die Wöchnerin schon unter dem Kindbettfieber litt, denn diese machte kraftlose Versuche, sich auf die Beine zu kämpfen, um zu dem Kind zu gelangen. Daher packte sie das Kleine und stopfte es Marie in die Arme.
    »Nun gut! Nimm den

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