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Das Vermächtnis der Wanderhure

Titel: Das Vermächtnis der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Heiden zu handeln, die man im maurischen Spanien gefangen genommen oder auf Schiffen erbeutet hatte. Darüber hinaus gab es noch das eine oder andere Schlupfloch, um an Sklaven zu kommen, und das nutzte Labadaire ebenso wie Zoetewijn. Ketzer fielen nämlich nicht unter die Kategorie Christenmensch, und so war es in einem gewissen Umfang möglich, Mägde oder Kinder, die des Schreibens und Lesens unkundig waren, als solche zu bezeichnen und sie nach Osten zu verschiffen. Pech war allerdings, wenn einer der Verkauften in der Lage war, das christliche Glaubensbekenntnis ohne Fehl und Tadel aufzusagen, so wie es Zoetewijn im letzten Jahr miterlebt haben musste.
    »Pardon, Kapitein, aber war diese Sklavin wirklich von mir?« Labadaire beschloss erst einmal, sich dumm zu stellen.
    Zoetewijn hieb mit der Faust auf den Tisch, dass es krachte.
    »Und ob sie von dir war, du lügnerischer Hund! Und das war nicht die erste anrüchige Ware, die du mir untergejubelt hast!«
    Labadaire hob beschwichtigend die Hände. »Kapitein, von mir erhaltet Ihr immer nur beste Ware. Ich weiß doch, was Ihr wünscht.«
    »Wenn so etwas noch einmal passiert, kannst du deine halbverhungerten Krüppel nächstes Jahr nach Friesland bringen, denn ich werde dir keinen Sklaven mehr abkaufen, selbst wenn es einMohr sein sollte, dem man den Heiden auf hundert Schritt ansieht.« Einmal in Fahrt gekommen, ließ der Kapitän ein weiteres Donnerwetter auf den Franzosen los, doch der begann nur zu grinsen und zupfte Zoetewijn am Ärmel.
    »Diesmal habe ich eine richtige Mohrin dabei, Kapitein! Sie ist noch jung, aber bereits gut gestaltet.« Labadaires Hände zeichneten recht ausladende Kurven in die Luft.
    Zoetewijns Gedanken gingen sofort in die gewünschte Richtung. »Eine richtig schwarze Mohrin, sagst du, jung genug, das Blut jedes Tölpels zu erhitzen?«
    Labadaire bejahte. »Genauso ist es, Kapitein. Ihr werdet in Reval einen guten Preis für sie bekommen.«
    Sofort verzerrte sich das Gesicht des Schiffers. »In Reval darf ich mich dank deiner Dummheit einige Zeit lang nicht mehr blicken lassen. Ich werde wohl bis Riga fahren oder die Ware gleich nach Russland hinein bis Pskow oder Nowgorod schaffen müssen. Dort vermag ich vielleicht sogar etwas höhere Preise zu erzielen.«
    »Dann könnt Ihr mich auch besser bezahlen.« Labadaire grinste den Holländer herausfordernd an, doch Zoetewijn winkte ab.
    »Daraus wird nichts! Schließlich bedeutet es um einiges mehr Aufwand und Kosten, nach Nowgorod zu reisen, und ich käme deutlich später hierher zurück. Damit würde ich das Geld verlieren, das ich mit der Hinfahrt verdient habe, denn die Waren, die ich aus dem Osten mitbringe, müssen als erste im Jahr versteigert werden. Bei den späteren Auktionen zahle ich drauf! Außerdem bist du mir noch den Verlust schuldig, den mir die Sklavin vom letzten Jahr bereitet hat.«
    Die Miene des Holländers verriet, dass dieser nicht mit sich handeln lassen würde, und so forderte Labadaire nicht mehr als den üblichen Preis. Wie schlecht er derzeit bei Zoetewijn angesehen war, zeigte sich schon daran, dass dieser ihm sonst nach einer gewissen Zeit einen Stuhl hatte bringen lassen. In diesem Jahr geschah nichts dergleichen.
    Ohne anzuklopfen trat der Maat in die Kajüte und sprach ein paar belanglose Worte, während er seinem Kapitän heimlich zu signalisieren versuchte, was er von der Ladung hielt. Zuletzt deutete der Mann mit einem Grinsen auf Labadaire. »Unser Freund hat uns schon wieder eine Deutsche andrehen wollen. Das Weib ist allerdings nicht bei Verstand, denn es hat versucht, mir weiszumachen, es sei die Gemahlin eines hohen Ritters und würde mich reich belohnen, wenn ich es freigäbe.«
    Zoetewijn begann schallend zu lachen. »Bei Gott, das schlägt dem Fass den Boden aus! So eine Dreistigkeit habe ich noch nie erlebt. Oder hast du mir wirklich ein Adelsdämchen unter die Fracht geschmuggelt, Labadaire?« Die Frage war nicht ganz ernst gemeint, denn weder der Kapitän noch sein Maat konnten sich so etwas vorstellen. Da ihr Lieferant Maries Herkunft ebenfalls nicht kannte, fiel er in ihr Lachen ein.
    Labadaire wollte die gute Stimmung des Holländers ausnützen, um doch noch einen höheren Preis herauszuschlagen, doch da klopfte es an die Tür. Ein Matrose steckte den Kopf herein und deutete hinter sich. »Der hochwürdige Vater Abraham ist gekommen, um sich die Fracht anzusehen.«
    »Dann führe ihn herein und sorge dafür, dass ein Stuhl für ihn

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