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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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gewachsen.
    „Nach Malta? In die Hochburg der
Johanniter? Direkt in die Höhle des Löwen? Ist er lebensmüde?“
23.
    „Die Gerüchte müssen verstummen,
Scipione. Ich hoffe, Ihr seid nicht deren Quelle!“
    Mit der Hand verdeckte Scipione
Borghese seinen Mund, um das Lächeln zu verbergen, das ihm die Haltung seines
Oheims abzwang. Die weiße Tracht des Papstes wehte, während er um seinen
Schreibtisch herum hastete, als würde er von einer unsichtbaren Macht verfolgt.
Die goldene Schärpe verklemmte sich ständig an einer aufgeplatzten Lackstelle, sodass
sich feine Seidenfäden draus lösten, was den Papst nicht zu stören schien.
    „Allein die diplomatischen
Verwicklungen sind enorm. Wer setzt in die Welt, dass die Kurie an dem Anschlag
auf diesen Caravaggio die Hände im Spiel gehabt hätte?“
    Zufrieden betrachtete Scipione
Borghese seine Fingernägel, deren reines Weiß mit dem der päpstlichen Seide
hätte konkurrieren können. Die Botschafter Spaniens waren vorstellig geworden,
um nach der Wahrheit dieses Gerüchts zu forschen. Die Mitglieder der
italienischen Fraktion rückten vom Papst ab und die der französischen
tuschelten untereinander. Eine wundervolle Konstruktion, die sich daraus ergab,
und die er für sich nützen wollte.
    „Wie ich gehört habe, habt Ihr bei Cavaliere
d’Arpino eine Reihe von Werken Caravaggios beschlagnahmen lassen. Ist es nicht
so?“
    Sein Oheim hielt in seinem Lauf
inne und fixierte ihn.
    „Woher wisst Ihr das, Scipione? Habe
ich Euch den Kardinalshut verschafft, damit eines meiner Familienmitglieder
gegen mich intrigiert?“
    Dass es seinem Oheim ernst war mit
dieser Feststellung, sah er an den zu Fäusten geballten Händen, mit denen der
sonst ruhige Mann auf ihn zuschritt.
    „Was ich höre, hört Rom. Zu keinem
Zeitpunkt habe ich die Kritiker an Eurer Person unterstützt, Oheim. Ich wollte
damit nur anregen, dass Ihr Euch der Konsequenzen dieser Handlung bewusst
werdet, warum immer Ihr sie in Auftrag gegeben habt.“
    Sein Oheim nahm die nervöse
Rundreise um seinen Schreibtisch wieder auf. Die Schritte hallten in dem großen
Saal wider. Je öfter Scipione die Räumlichkeiten betrat, desto sicherer war er
sich, dass ihn Prunk und so offen zur Schau gestellter Reichtum abstießen.
Erschlagen wurde er von den vielen Details und Farben, den Zeitströmungen,
denen die Päpste vor seinem Oheim erlegen waren und mit deren oft zweifelhaftem
Geschmack sie den Palast hatten ausstatten lassen. In manchen Räumen des
Vatikans fühlte er sich wie in einer schlecht zusammengestellten
Kuriositätensammlung. In seiner neuen Villa auf dem Pincio sollten die Räume
für sich wirken und die Kunstwerke, die er darin unterzubringen gedachte, in
das architektonische Gesamtkonzept eingebunden sein.
    Plötzlich blieb sein Oheim stehen,
und Scipione sah erstaunt auf. Dann klatschte der Papst in die Hände und ein
Priester erschien, gertenschlank und in seiner schwarzen Soutane wie ein
Rohrkolben gebogen.
    „Die Bilder, Alexis!“
    Scipione musste sich hinter dem Ohr
kratzen und versprach, sich ein ausgedehntes Bad zu gönnen, wenn die Audienz
bei seinem Oheim vorüber war. Welche Bilder ließ er holen?
    „Ihr werdet Euch über den Grund
wundern, warum die Bilder des Cavaliere beschlagnahmt wurden. Ihr seid es doch
gewesen, der sich für Caravaggio interessiert und ihn gestützt hat.“
    „Mit diesem Geschmack stehe ich
nicht allein.“
    „Ich weiß. Wenn ich mich recht
erinnere, ist ein Kardinal Del Monte ebenso schnell, wenn nicht sogar schneller
gewesen!“
    „Als wer?“
    „Als ich. Er hat die schönsten Stücke
weggekauft!“
    Langsam begann er zu begreifen, was
sein Oheim meinte. Die ersten Bilder wurden in den Raum getragen, kleine
Formate, Zeichnungen, Skizzen. Priesterlakaien legten sie ihm zu Füßen.
Scipione erhob sich, um die Bilder näher betrachten zu können. Sie bildeten
sicherlich keine Meisterwerke Caravaggios, aber sie gaben Aufschluss über
dessen Entwicklung vom Porträtmaler über seine Stillebenzeit mit Alltagsszenen bis
hin zum Künstler, der Heilige in Szene setzte. Vor ihm lag ein Schatz.
    „Sie gehören Euch, Scipione.
Schafft mir das Geschmier aus dem Haus, bevor ich es in die Kamine werfen
lasse.“
    Als er antwortete, verschluckte
sich Scipione und musste mehrmals räuspern.
    „Ihr habt alles beschlagnahmen
lassen, um es mir zu schenken?“
    „Als erste Einrichtung für die neue
Residenz in den Pincio-Gärten.“
    Ehrfurcht erfüllte ihn vor

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