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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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Trampeln nackter Füße. Ladungen wurden
festgezurrt, Taue mit Fett eingerieben, damit der Hanf weniger Wasser saugte,
alle Luken bis auf einen Durchstieg abgedichtet.
    „Signori, begebt Euch bitte in Eure
Kabine. Und wenn es Euch drinnen zu gefährlich scheint, dann bindet Euch an
Deck gut fest. Wer einmal über Bord gegangen ist, den findet niemand mehr.“
    Die nächsten Stunden bestanden aus
Warten. Die Zeit kroch so langsam, dass Nerina das Gefühl nicht los wurde, als
kreisten selbst die Möwen, die sie begleiteten, langsamer um den Mast, und das
Meer hielte den Atem an. Zuerst schlugen die Wellen stärker ans Schiff, dann
trieben Böen über die Kronen hinweg und ließen sie weiß aufschäumen,
urplötzlich packte der Wind den Bootskörper und drückte ihn auf die Seite, sodass
er starke Schräglage nahm. Zwei Matrosen hängten sich an die Leinen für das
Segel und ließen den Segelbaum fallen. Das Tuch brach in sich zusammen, schlug
wild hin und her und wurde von zwei weiteren Matrosen schließlich eingeholt.
Die Zeit holte sie wieder ein, der Herzschlag der Wellen beschleunigte sich zu
einem hektischen Hämmern.
    Nerina hatte sich mit einem Tau
festgebunden und hockte auf dem blanken Deck. Nicht weit entfernt saß der
Johanniter, dem es in der Kabine ebenfalls zu stickig und ungemütlich geworden
war. Nerina kämpfte gegen Übelkeit. So heftig hatte noch kein Schiff, auf dem
sie gefahren war, das Meer gepflügt.
    Als Schleier sah sie den Regen auf
sich zueilen. Hinter seinem Vorhang beruhigte und glättete sich das Meer,
während es davor wild tobte und weiße Schaumfetzen in die Luft warf. Dann
prasselten harte Tropfen auf das Deck, und im Nu war sie durchnässt bis auf die
Haut. Auch der Johanniter und die Besatzungsmitglieder beugten ihre Häupter
unter dem Ansturm der Wassermassen. Trotz der offensichtlichen Beruhigung der
See, begann das Schiff stärker zu stampfen. Der Kapitän hatte sich das Ruder
untergeklemmt und stand im Heck, den Blick starr geradeaus gerichtet, hinein in
eine graue Wasserhölle.
    „Hoffen wir, dass wir um die
Südspitze Siziliens, um das Cap Passero, herumkommen. Wenn wir das offene Meer
erreichen, wird der Sturm zwar schlimmer, aber er kann dem Schiff weniger
anhaben. Noch bläst er harmlos, und die Windrichtung begünstigt uns. Sie treibt
das Schiff auf Malta zu!“
    Weil das Heulen der anbrausenden
Böen und das Schlagen des Wassers einen tosenden Lärm entwickelten, schrie der
Johanniter. Nerina nickte. Sie erhob sich, die Hände in ein über das Deck
gespanntes Seil verkrampft, um sich bequemer zu setzen. Die Seilrolle drückte
ihr beim Schlagen des Schiffes in den Rücken und die Gischt wehte ihr scharf
ins Gesicht. Ihr entging der musternde Blick des Johanniters nicht.
Offensichtlich verwundert, ließ er ihn beständig an ihr auf und ab gleiten,
wanderte über ihren Schritt bis hinauf zu ihrer geschnürten Brust, zog sie mit
seinem Blick aus. Sie fühlte sich plötzlich unwohl, seiner unanständigen
Neugier ausgeliefert. Sie sah an sich herab. Ihre Kleidung war gänzlich durchnässt
und klebte am Körper. Deutlich zeichnete sich durch das dunkel verfärbte Hemd
ihre Brustbinde mit dem Amulett ab. Daran hatte sie nicht gedacht. Unter der
bauschig liegenden Kleidung hatte sie bislang ihre Weiblichkeit gut verbergen
können, jetzt aber lag ihr Versteckspiel für einen genauen Beobachter offen
zutage.
    Mit einem schnellen Griff löste sie
ihr Tau, hangelte sich bis zur Kabine und schlüpfte mit einiger Mühe in den
Holzverschlag.
    „Es ist mir zu nass!“, schrie sie
dem Johanniter zu, der ihr erstaunt hinterher sah, dann aber verständnisvoll
nickte.
    Der Holzverschlag bot zusätzliche
Höllenqualen. Hatte sie sich beim Blick auf die wogende See wenigstens auf die
Brecher und Stöße einigermaßen vorbereiten können, fehlte dem Auge jetzt das
Meer, das Wissen um die nächste heranstürmende Woge. Wie blind fühlte sie sich
in dem Verschlag. Das Boot schlingerte und stampfte willkürlich, und die
Übelkeit griff wieder harsch nach ihr. Zudem bot er weder einen rechten Schutz
vor dem Regen, noch vor den hackenden Windböen. Die schmalen Bretter, nur
notdürftig aneinander genagelt, klapperten unaufhörlich und lockerten sich mit
jedem Stoß. Das von wenigen Stiften notdürftig gehaltene Dach hob und senkte
sich, als atmete es verkrampft gegen den Sturm an.
    Nerina kramte in der Kiste, die sie
mit aufs Schiff genommen und in die sie das ‘Haupt des Johannes’

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